# taz.de -- Verstorbener Politiker Dominic Heilig: Erinnerung an einen Freund
       
       > Dominic Heilig ist tot. Ein persönlicher Nachruf von Thüringens
       > Kulturminister Benjamin Hoff (Die Linke) auf seinen langjährigen
       > Weggefährten.
       
 (IMG) Bild: Dominic Heilig konnte „wunderbar Politik gestalten und gleichermaßen das Leben genießen“
       
       Vor mittlerweile 16 Jahren, im Spätherbst 2001, da verabredeten Dominic
       Heilig, Sandra Brunner und ich ‎die Initiative für eine „Zweite Erneuerung“
       der PDS. Die Partei war gerade aus dem Bundestag geflogen, nur noch Petra
       Pau und Gesine Lötzsch repräsentierten sie im Parlament. Wir waren der
       Überzeugung, dass der ersten Erneuerung von der SED zur PDS im Wendeherbst
       1989 nun eine zweite Erneuerung zu einer modernen, europäischen Linkspartei
       folgen müsse. Aus dieser Initiative heraus entstand eine Strömung in der
       Partei, die es als „forum demokratischer sozialismus“ (fds) bis heute gibt.
       
       Damit griffen wir eine bis dahin in der PDS unübliche Organisationsform
       auf. Die Bildung von Plattformen oder Flügeln als in SPD und Grünen übliche
       Organisationsform stieß in der Post-SED immer noch auf eine Mischung aus
       Misstrauen und Unverständnis. Darüber hinaus war man der Auffassung, dass
       die PDS keine ReformerInnenströmung brauche – sei sie doch ohnehin Partei
       der ReformerInnen. ‎Dominic und ich waren uns stets einig, dass wir heute
       in der Linkspartei weiter wären, hätte man damals seitens des
       Partei-Establishments mit mehr Verve die Debatte über unsere Thesen
       geführt.
       
       Dominic war ein inspirierender intellektueller Stichwortgeber. Wie moderne
       linke Politik in Europa buchstabiert werden muss, war über die Jahre sein
       wichtigstes Interessengebiet. Ihm näherte er sich auf unterschiedlichen
       Wegen. Vorwiegend publizistisch in einer Vielzahl von Beiträgen auf Blogs,
       in dem von ihm initiierten [1][linke-in-europa.de]. Als Gastautor der
       sozialistischen Tageszeitung Neues Deutschland sowie in Monographien, die
       sich den Linksparteien in Europa vergleichend und mit Schwerpunkt der
       portugiesischen und spanischen Linken widmeten. Politisch als
       Vorstandsmitglied der Partei Die Linke und der Europäischen Linkspartei
       (EL).
       
       Dass es ihm zweimal verwehrt blieb, auf einem aussichtsreichen Platz für
       das Europaparlament kandidieren zu können, ist sehr bedauerlich. Er war
       Herzenseuropäer und wäre einer der engagiertesten und klügsten
       Europaabgeordneten gewesen. Dass er beide Male trotz persönlicher
       Enttäuschung weiter aktiv blieb, zeugt von seiner Überzeugung und
       Loyalität, die ihn auszeichneten.
       
       Seine Zuneigung zur spanischen und portugiesischen Linken war
       sprichwörtlich.‎ Ebenso die mittlerweile legendären jährlichen
       Pilgerfahrten zum „Festo di Avante“ in Lissabon. Dominic konnte wunderbar
       Politik gestalten und gleichermaßen das Leben genießen. Der Tiefgang seiner
       Gedanken, seiner Freundschaften, sein Humor waren eine Seite. Die andere,
       die Phasen großer Schwermut und eine intensive Suche nach dem „Ich im ich“,
       aus der sich große Sensibilität speiste.
       
       Er war ein wunderbarer Freund – und blieb mein Scharnier zum fds, als die
       Strömung und ich uns voneinander entfremdet hatten. So blieb ich beiden
       verbunden und Differenzen konnten überwunden werden. Dominic und ich trafen
       uns zum Teil mit längeren Abständen – unser nächstes Wiedertreffen wird nun
       warten müssen. Bis dahin wird er mir fehlen. Als kluger, sensibler Freund
       und Mitstreiter. Dominic wurde nur 39 Jahre.
       
       2 Nov 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.linke-in-europa.de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Benjamin Hoff
       
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