# taz.de -- Krise im Tschad: Wo die Opposition sich versteckt
       
       > Die Krise im Tschad spitzt sich seit 2016 zu. Die Regierung versucht mit
       > Härte, einer grassierenden Streik- und Protestwelle entgegenzuwirken.
       
 (IMG) Bild: Hört nicht auf die Protestierenden in seinem Land: Tschads Präsident Idriss Déby
       
       COTONOU taz | Sie würden gerne sprechen, um einen Ausweg aus der Krise zu
       finden. Das betonen im Tschad, wo rund 14 Millionen Menschen leben, seit
       Wochen Oppositionelle, Vertreter von Jugendorganisationen,
       Regierungskritiker und Kirchen. Doch in dem Land, das sich seit Ende Januar
       im Generalstreik befindet, spitzt sich die Lage zu. Für Innenminister Ahmat
       Bachir reicht es, jemandem Gewalt und Gefährdung der öffentlichen Ordnung
       vorwerfen zu können. Damit hat er zehn Oppositionsparteien verbieten
       lassen.
       
       Nicht klar ist, wie viele Menschen aktuell in Untersuchungshaft sitzen. Es
       sind zahlreiche Studenten, die sich nicht nur in der Hauptstadt N’Djamena
       an Protesten beteiligt haben. Manche, so wird auch berichtet, waren
       schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort. Die jungen Menschen wollen
       weder steigende Schulgebühren noch zunehmende Perspektivlosigkeit im Tschad
       hinnehmen. Aufgerufen zum Generalstreik hatten Ende Januar die
       Gewerkschaften, da Löhne zum Teil um 50 Prozent gekürzt wurden.
       
       Dem Aufruf im öffentlichen Dienst folgten eine Woche später auch die
       Angestellten der Privatwirtschaft. Schulen bleiben bis auf wenige Ausnahmen
       geschlossen, in den Krankenhäusern werden seit Wochen kaum noch Patienten
       versorgt.
       
       [1][Es kriselt im Tschad schon länger.] Im August 2016 ließ Präsident
       Idriss Déby, der seit 1990 regiert, 16 Reformmaßnahmen verkünden, zu denen
       auch die Verkleinerung des Regierungsfuhrparks gehört. Einschränken müssen
       sich allerdings normale Bewohner und nicht Regierungsvertreter –
       ausgerechnet in einem Land, das als einer der wichtigsten Partner Europas
       im Kampf gegen islamistischen Terrorismus und illegale Migration in der
       Sahelzone gilt und dessen Präsident behauptet, ohne ihn wäre die instabile
       Region längst zusammengebrochen.
       
       Tschad hat die stärkste Armee der Region, aber Strom gibt es nur in den
       wenigen Städten und auch nicht zuverlässig. In ländlichen Regionen ist der
       nächste Brunnen oft viele Kilometer entfernt. Dabei fördert der Tschad seit
       2003 Öl. Doch wurden die Gewinne weder in Infrastruktur noch in
       Wirtschaftsförderung investiert, sondern vor allem ins Militär.
       
       ## Zur arm für den Streik
       
       Viele Menschen sind schlicht zu arm, um einen Streik durchzuhalten.
       Mittlerweile ist die Unzufriedenheit jedoch so groß, dass viele trotz
       Demonstrationsverboten – in den vergangenen Wochen wurde immer wieder
       Tränengas eingesetzt – auf die Straßen gehen. Es gibt sogar neue Aufrufe,
       etwa für den Weltfrauentag am 8. März.
       
       Viel dringt davon nicht nach außen. Vor Ort wird berichtet, dass Telefone
       verschärft abgehört werden. Vergangene Woche sagte Mahamat Nour Idedou,
       Generalsekretär der „Konvention zur Verteidigung der Menschenrechte“, dem
       französischen RFI-Rundfunk, dass sich zahlreiche Regierungskritiker aus
       Angst vor Festnahme nicht mehr nach Hause trauen würden: Ihre Häuser würden
       überwacht.
       
       [2][Einer schweigt beharrlich zu den Vorkommnissen: Präsident Déby.] Zum
       Jahreswechsel ließ er verkünden, dass 2018 endlich Parlamentswahlen
       stattfinden sollen. Sie sind seit drei Jahren überfällig.
       
       20 Feb 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.deutschlandfunk.de/krise-am-tschadsee-armut-klimawandel-und-terrorismus.724.de.html?dram%3Aarticle_id=400512
 (DIR) [2] /Archiv-Suche/!5459350&s=tschad+krise/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katrin Gänsler
       
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