# taz.de -- Arbeitsrechte bei Essenslieferanten: Bundesweite Demo gegen Deliveroo
       
       > Gegen Scheinselbstständigkeit und Ausbeutung: In vielen Städten
       > protestieren die Fahrer des Lieferdienstes auf dem Fahrrad.
       
 (IMG) Bild: Radelt meistens für schnelles Essen, heute aber mal für mehr Lohn: Deliveroo-Fahrer
       
       BERLIN taz | Fahrraddemos in Berlin und Köln, Proteste und Kundgebungen in
       Hamburg, München und sechs weiteren deutschen Städten: Die Fahrer des
       Lieferdienstes Deliveroo fordern bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn.
       Unterstützt werden sie dabei vom Bürgerrechtsverein Aktion gegen
       Arbeitsunrecht. Dieser hatte im Vorfeld 1.500 Briefe an Restaurants
       geschickt, die mit dem Unternehmen zusammenarbeiten.
       
       Darin forderte sie die Gaststätten auf, ihre Kooperation mit dem Konzern zu
       überdenken, da der Lohn zu niedrig sei und kein Krankengeld gezahlt werde.
       Dies führe dazu, dass auch kranke Fahrer zur Arbeit müssten. Damit steige
       die Gefahr, dass mit dem gelieferten Essen Erreger verbreitet werden.
       
       Proteste gegen Lieferservices sind nicht neu. Die Gewerkschaft FAU
       demonstriert immer wieder gegen die Arbeitsbedingungen bei beim britischen
       Lieferdienst Deliveroo oder dem deutschen Konkurrenten Foodora. Die
       Lieferdienste sollen endlich die Kosten für Arbeitsmittel – Fahrräder und
       Handys – übernehmen. Außerdem gebe es zu wenig Schichten für zu viele
       Fahrer. Zwar verdienen diese laut Foodora mit neun bis elf Euro etwas mehr
       als es der gesetzliche Mindestlohn verlangt. Trotzdem kommen viele laut FAU
       im Monat kaum über 500 Euro. Angeblich gibt es etwa 4.000 Fahrer in
       Deutschland, allein in Berlin sollen es etwa 500 Kuriere sein. Foodora
       gehört zu Delivery Hero, das weitere Internetplattformen für
       Essens-Lieferung betreibt.
       
       Die Bürgerrechtsbewegung und die Fahrer haben noch weitere Forderungen: Sie
       wollen ein Ende der Scheinselbstständigkeit, Mindestlohn, Stunden- statt
       Stückbezahlung und die Bildung eines Betriebsrates, der Arbeitnehmerrechte
       stärkt und sich mit einem Tarifvertrag befassen kann.
       
       Deliveroo gibt zwar an, dass die selbstständigen Fahrer auf einen
       durchschnittlichen Stundenlohn von 16 Euro kämen. Allerdings sei das nicht
       mit normalen Löhnen vergleichbar, da die Fahrer nicht versichert seien, so
       Elmar Wigand vom Verein Aktion gegen Arbeitsunrecht. Wenn sich ein Fahrer
       ordentlich versichere, erhalte er weniger als Mindestlohn.
       
       ## Proteste an jedem Freitag, 13.
       
       Der Verein veranstaltet an jedem Freitag den 13. Proteste gegen
       Unternehmen, denen Arbeitsrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Dabei gibt
       er den Arbeitern Anstöße, Ideen sowie Flugblätter und erledigt die
       Koordination und Pressearbeit. Die verschiedenen Proteste werden aber von
       den Arbeitern selbst organisiert, so Wigand.
       
       Linken-Bundestagsabgeordnete Jutta Krellman begrüßte die Proteste: „Gute
       Arbeitsbedingungen und faire Löhne fallen nicht vom Himmel“. Deshalb sei es
       „richtig, dass die Beschäftigten darum kämpfen“. Deliveroo habe es
       verdient, einen Tritt gegen das Schienbein zu bekommen, denn wer dort
       bestelle, bekomme schlechte Arbeitsbedingungen gratis. Deliveroo hat nicht
       nur in Deutschland Kritiker: Auch in Amsterdam und im schottischen Glasgow
       finden heute Demonstrationen gegen Scheinselbstständigkeit statt.
       
       13 Apr 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Bollmeier
       
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