# taz.de -- Proteste gegen Armeniens Regierungschef: Polizei nimmt Oppositionsführer fest > Zehntausende haben in Eriwan gegen Ministerpräsident Sargsjan > demonstriert. Neben Aktivisten wurde auch der Oppositionsführer > festgenommen. Die Polizei dementiert. (IMG) Bild: 18. April: Oppositionsführer Nikol Paschinjan spricht in Eriwan mit der Polizei ERIWAN afp/dpa | Nach tagelangen Protesten in Armenien hat die Polizei den Oppositionsführer Nikol Paschinjan am Sonntag festgenommen. „Die Leute müssen Nikol befreien“, sagte der oppositionelle Abgeordnete Sasun Mikaeljan vor Journalisten, bevor er selbst abgeführt wurde. Die Staatsanwaltschaft hat die Festnahme des Oppositionsführers Paschinjans bestätigt. Er und zwei andere Abgeordnete der Opposition seien „festgenommen worden, als sie für die Gesellschaft gefährliche Taten begangen“ hätten. Die Polizei hatte zuvor Angaben eines Oppositionspolitikers über die Festnahme Paschinjans zurückgewiesen. Paschinjan und zwei weitere oppositionelle Abgeordnete seien während einer Demonstration in Eriwan von Beamten „gewaltsam abgeführt“, aber nicht festgenommen worden, hatte sie erklärt. Am zehnten Tag der Demonstrationen sind die Ordnungskräfte mit Gewalt gegen die Demonstranten vorgegangen. Im Zentrum der Hauptstadt Eriwan seien Dutzende Menschen festgenommen worden, berichteten Augenzeugen. Die starken Polizeikräfte setzten angeblich Blendgranaten gegen die Menge ein. Paschinjan war kurz zuvor mit dem umstrittenen Regierungschef und ehemaligen Präsidenten Sersch Sargsjan zusammengetroffen und hatte diesen vor laufenden Kameras zum Rücktritt aufgefordert. Zum Auftakt des Treffens sagte Paschinjan zu Sargsjan: „Ich bin hierher gekommen, um mit Ihnen über Ihren Rücktritt zu sprechen.“ Der Ministerpräsident warf ihm daraufhin „Erpressung“ vor und verließ nach einem weiteren kurzen Wortwechsel den Raum. ## Armut, Korruption und Oligarchen Erst am Samstag hatten wieder zehntausende Menschen in der Hauptstadt Eriwan gegen Sargsjan protestiert. Sie fordern den Rücktritt des vom Kreml unterstützten 63-Jährigen, den sie für Armut, Korruption und den großen Einfluss von Oligarchen in der Kaukasusrepublik verantwortlich machen. Sargsjan war vergangene Woche nach zwei Amtszeiten aus dem Präsidentenamt in dem 2,9-Millionen-Einwohner-Land ausgeschieden. Am Dienstag wurde er zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Durch eine umstrittene Verfassungsreform, die im Dezember 2015 per Referendum gebilligt wurde und nun in Kraft trat, wird das Amt des Ministerpräsidenten deutlich aufgewertet. Die wahre Macht liegt damit bei Sargsjan. Das Staatsoberhaupt hat dagegen nun vorwiegend repräsentative Aufgaben. 22 Apr 2018 ## TAGS (DIR) Armenien (DIR) Nikol Paschinjan (DIR) Serj Sargsjan (DIR) Kaukasus (DIR) Nikol Paschinjan (DIR) Armenien (DIR) Armenien (DIR) Armenien (DIR) Armenien (DIR) Armenien (DIR) Türkei (DIR) Armenien ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Ministerpräsidentenwahl in Armenien: Parlament lehnt Protestführer ab Nikol Paschinjan war der einzige Kandidat, nachdem der ehemalige Ministerpräsident zurückgetreten war. Nun ruft der Abgelehnte zum Streik auf. (DIR) Massenproteste in Armenien: Der gute Hirte Armeniens Premier Sargsjan ist nach Protesten zurückgetreten. Oppositionsführer Nikol Paschinjan kämpft nun für echten Wandel. (DIR) Kommentar Rücktritt in Armenien: Hut ab! In nur zwei Wochen hat die armenische Protestbewegung den korrupten Regierungschef aus dem Amt gekippt. Doch Sargsjan allein ist nicht das Problem. (DIR) Armeniens Regierungschef tritt zurück: Unter dem Druck der Proteste Lange hielt Sersch Sargsjan an der Macht fest. Bis in elf Tagen Demos gegen ihn zu einer Massenbewegung wurden – und ihr Ziel erreichten. (DIR) Armenischer Dissident Paschinjan: Revolutionär mit Erfahrung Seit Tagen gehen Menschen in Armenien gegen Premier Sargsjan auf die Straße. Derweil sitzt Oppositionspolitiker Paschinjan im Knast – erneut. (DIR) Proteste in Armenien: Marschieren gegen Serzh Sargsjan Der ehemalige Präsident wird vom Parlament zum neuen Regierungschef gewählt. Nach einer Verfassungsreform ist er damit mächtiger als zuvor. (DIR) Niederländisch-türkisches Verhältnis: Parlament sieht „Völkermord“ Das niederländische Parlament stuft das Massaker an Armeniern im Osmanischen Reich als Genozid ein. Die Regierung aber distanziert sich. (DIR) Reise nach Armenien: Ararat-Brandy und Religion Religion und Sprache sind bis heute die beiden Eckpfeiler der armenischen Identität. Sie sind auch das Bindeglied zu den Exilarmeniern.