# taz.de -- Kommentar Waffenruhe in Afghanistan: Vorsichtig auf Frieden hoffen
       
       > Die Afghanen, darunter auch die Taliban, sind mehrheitlich kriegsmüde.
       > Ein Abzug der US-Truppen muss Teil von Friedensverhandlungen sein.
       
 (IMG) Bild: Teilnehmer des Friedensmarsches bei der Ankunft in Kabul
       
       Sich umarmende Talibankämpfer und Regierungssoldaten,
       freudentränenüberströmte Kabuler Generäle. Dazwischen die von Blasen
       geplagten Teilnehmer des Friedensmarsches aus dem Süden des Landes, die für
       öffentlichen Druck gesorgt haben. Es ist schwer, sich der Euphorie zu
       erwehren, die die Bilder und Berichte aus Kabul, Kandahar, Kundus und
       anderen afghanischen Provinzen auslösen. Sie erinnern an die Waffenruhe im
       Ersten Weltkrieg an Weihnachten 1914, als deutsche und englische Soldaten
       zwischen Stacheldrahtverhauen miteinander Fußball spielten. Nur: In Europa
       wurde danach noch vier Jahre lang weiter gekämpft. Und die beiden
       [1][Anschläge auf Friedenstreffen] am Freitag und Samstag zeigen, dass der
       „Islamische Staat“ (IS) sich als Quertreiber profiliert.
       
       Schon vorher war klar, dass Afghanistans Bevölkerung nach 40 Jahren Krieg
       mehrheitlich einfach Frieden will. Nun ist auch klar, dass viele
       Aufständische zu dieser Bevölkerung zählen. Die Eis essenden Taliban am
       Wochenende in Kabul bezeugen das.
       
       Diese Kämpfer sind einer ehrenvollen Rückkehr ins zivile Leben nicht
       abgeneigt. Aber sie werden nicht einfach ihre Waffen niederlegen. Sie
       brauchen eine Friedenslösung und Aussichten auf eine gesicherte Zukunft.
       Das wird nicht einfach in einem Land, in dem 55 Prozent der Bevölkerung
       unter der Armutsgrenze leben.
       
       Die Taliban sind Verhandlungen nicht grundsätzlich abgeneigt. Ihre
       [2][Weigerung, jetzt die Waffenruhe zu verlängern], verdeutlicht, dass sie
       die USA und nicht die von ihnen abhängige Regierung in Kabul als
       Verhandlungspartner ansehen. Darauf muss und kann Washington eingehen,
       durch Gespräche über einen Truppenabzug – nicht als Vorbedingung, sondern
       als Teil einer Friedenslösung. Die afghanische Regierung und ihre
       Unterstützer haben das bereits im Februar in ihren Friedensplan
       geschrieben.
       
       Waffenstillstände gehören zu vertrauensbildenden Maßnahmen, die
       Friedensgespräche vorbereiten können – selbst wenn sie nur zeitweilig
       gelten. Die jetzige Waffenruhe hat gezeigt, dass alle Seiten in der Lage
       sind, eine solche durchzusetzen. Dass die Taliban nun – vorerst? – wieder
       in den Kriegsmodus zurückschalten, bedarf nicht nur Verurteilung, sondern
       Diplomatie mit Fingerspitzengefühl.
       
       18 Jun 2018
       
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