# taz.de -- Neue Afghanistan-Strategie der USA: Washington will mit Taliban sprechen
       
       > Die US-Regierung will in Afghanistan Verhandlungen ermöglichen. Dazu muss
       > sie auf Forderungen der Taliban eingehen.
       
 (IMG) Bild: Frieden in Afghanistan scheint schwer vorstellbar – ohne die Taliban wird er aber nicht möglich sein
       
       Das Weiße Haus hat offenbar den Weg für Direktgespräche mit Afghanistans
       Taliban frei gemacht. US-Medienberichten zufolge sind die zuständigen
       Diplomaten angewiesen worden, mit der größten Aufstandsbewegung eine
       Verhandlungslösung für die [1][seit 17 Jahren währende neueste Phase] des
       40-jährigen Krieges [2][in Afghanistan] zu finden.
       
       US-Außenminister Mike Pompeo hatte Anfang Juli in Kabul erklärt, Washington
       sei bereit, solche Verhandlungen „zu ermöglichen, zu unterstützen, daran
       teilzunehmen“. Im Juni hatte die im Außenministerium zuständige
       Abteilungsleiterin, Alice G. Wells, Afghanistan und Pakistan besucht.
       Letzteres unterstützt die Taliban und dient ihnen als Rückzugsraum und
       Basis für grenzüberschreitende Operationen.
       
       [3][Die Taliban] sind in 70 Prozent des afghanischen Territoriums
       signifikant aktiv. Sie kontrollieren 59 der 400 Distrikte ganz oder
       überwiegend. Wells deutete unter Verweis auf die historische Bonner
       Afghanistan-Konferenz an, wie sich Washington das Endformat der Gespräche
       vorstellt. In Bonn war 2001 Afghanistans neue Staatsordnung festgelegt
       worden. Das deutet darauf hin, die USA könnten auf Forderungen der Taliban
       nach Änderungen eingehen.
       
       Bisher blockieren sich die beiden afghanischen Hauptakteure gegenseitig.
       Die Taliban verweigern Direktgespräche mit der Regierung in Kabul, bevor
       alle ausländischen Truppen abgezogen sind. Die Taliban wollen dies zunächst
       mit den Amerikanern verhandeln. Die Regierung in Kabul beharrt darauf, alle
       Gespräche selbst zu führen. Die USA hatten dies bisher unterstützt. Vor
       allem bei US-Think-Tanks waren Forderungen laut geworden, Washington müsse
       diesen Knoten endlich durchschlagen.
       
       Der Vorstoß kommt jetzt vor der für August erwarteten Revision der
       Trump’schen Südasien-Strategie. Angesichts des bisherigen Fehlschlags, den
       Taliban die militärische Initiative zu nehmen, fürchten diplomatische
       Kreise, Trump könnte die Geduld verlieren, Truppen abziehen und Hilfen für
       die Regierung in Kabul stoppen. Dies würde zum Zusammenbruch führen.
       
       ## Die letzten Gespräche versandeten
       
       Bei den Taliban dürfte Washingtons Initiative auf offene Ohren stoßen.
       Sohail Schahin, Sprecher ihres Büros in Katar, wird mit der Äußerung
       zitiert, dies sei, „was wir wollten und worauf wir warten“. Offizielle
       Kontakte habe es aber noch nicht gegeben. Weniger begeistert dürfte
       Afghanistans Regierung sein. Ihren Bedenken trug auch die jüngste
       Stellungnahme des US-Befehlshabers General John Nicholson Rechnung, dass
       die USA bei den Gesprächen mit den Taliban Afghanistans Regierung „nicht
       ersetzen“ wollten.
       
       Der Hohe Friedensrat in Kabul, ein formal unabhängiges, aber von der
       Regierung bestelltes Gremiumn, begrüßte die US-Initiative. Die letzten
       Gespräche zwischen USA und Taliban fanden 2013 in Katar statt und führten
       zu einem Gefangenenaustausch. Sie versandeten bei dem Versuch, die
       afghanische Regierung einzubinden.
       
       17 Jul 2018
       
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