# taz.de -- Online-Magazin aus den Niederlanden: Von Amsterdam in die Welt
       
       > Die niederländische Online-Zeitung „De Correspondent“ hat nach fünf
       > Jahren bereits 60.000 Abonnenten. Bald startet die englische Ausgabe.
       
 (IMG) Bild: Von Amsterdam aus soll „The Correspondent“ ab kommendem Winter in die Welt senden
       
       AMSTERDAM taz | Eine Analyse zum Vorschlag, Flüchtlingsboote
       zurückzuschicken. Ein Essay über die Rolle von Gen-Untersuchungen im
       Alltag. Und, anlässlich des Antritts der neuen Regierung in Rom, eine
       Podcast-Vorlesung mit Cas Mudde, einem profilierten niederländischen
       Rechtsextremismus-Experten. Dies ist der Inhalt der Mail, die Abonnenten
       der Online-Zeitung De Correspondent an einem Tag im Juni 2018 frühmorgens
       in ihrem Postfach vorfanden. Drei Themen, drei Fragen zum Kontext aktueller
       Entwicklungen, präsentiert in unterschiedlichen Formaten. Standard-Kost für
       derzeit rund 60.000 Abonnenten.
       
       Im Herbst ist es fünf Jahre her, dass De Correspondent auf der Bühne der
       neuen, auf Crowdfunding basierten Nachrichtenmedien erschien. Nicht weniger
       als “eine neue Art von Journalistik“ wollten die Gründer, Chefredakteur Rob
       Wijnberg und Herausgeber Ernst-Jan Pfauth, realisieren. Das Rezept: “Wir
       gehen nicht mit den Medienhypes mit, sondern machen tiefgreifende
       Geschichten, die helfen, die Nachrichten besser zu verstehen.“
       
       ## Kein täglicher Wahnsinn
       
       Zentrale Elemente: ein Schwerpunkt auf Hintergrund, absolute Werbefreiheit
       sowie die Autoren, nach denen das gesamte Projekt benannt ist.
       “Korrespondenten“ gibt es unter anderem für die Kategorien Bildung,
       Ökonomie, Mobilität und Stadtleben, Extremismus sowie Technologie und
       Kultur. Es handelt sich um Spezialisten, die permanent mit ihrer Materie
       beschäftigt sind und in eigenen Newslettern darüber informieren.
       
       Zugleich bitten sie die Abonnenten auch um Anregungen, Feedback und
       Mithilfe durch Teilen ihres Wissens. “Gemeinsam mit schlauen, interessanten
       Menschen zieht man los in die Welt“, beschreibt Chefredakteur Wijnberg das
       Verhältnis zwischen Autoren und Lesern. Die zahlen dafür sieben Euro im
       Monat, oder 70 im Jahr.
       
       Ob dieser Ansatz auch international funktioniert, muss sich ab kommendem
       Winter zeigen. Zum Jahresende geht die englischsprachige Version [1][The
       Correspondent] „auf Sendung“. Die “wichtigsten Fragen unserer Zeit“, so
       teilen Pfauth und Wijnberg der Leserschaft mit, „erforden eine
       internationale Perspektive“. Entsprechende Ambitionen hatten sie schon von
       Beginn an. Mitgeteilt haben sie diese im März 2017. Ein “enormes Potential“
       von, so schätzen sie, “fast einer Milliarde“ Personen, liege in Reichweite,
       denen man künftig “Medizin gegen den waan van de dag“ bieten will.
       Übersetzen lässt sich dies mit “täglichem Wahnsinn“, aber hier sinngemäß
       besser mit “täglicher Oberflächlichkeit“.
       
       ## Obamas Agentur ist mit am Start
       
       Derzeit läuft das Projekt bereits zweigleisig. Neben der täglichen
       niederländischen Edition wird die englische Version vorbereitet. Pfauth und
       Wijnberg bereiten von New York aus den Launch vor, was nicht zuletzt die
       Suche nach “Partnern“ beinhaltet, heißt es auf der Webseite. Mit der
       Mischung aus hohen Qualitätsstandards und innovativem Konzept konnten
       bisher 1,8 Millionen Dollar gesammelt werden. Beteiligt sind etwa das
       philanthropische Investitions- Netzwerk “Omidyar“, sowie “Blue State
       Digital“, verantwortlich für die digitalen Kampagnen zu den Kandidaturen
       Barack Obamas.
       
       Überzeugen konnte man auch den Internet-Unternehmer Craig Newmark,
       ebenfalls kein Unbekannter auf dem Gebiet journalistischer Förderung, und
       die niederländische “Democracy and Media Foundation“. Neben der Kampagne
       werden derzeit Redaktionen aufgebaut und ein zukünftiger Chefredakteur für
       The Correspondent gesucht. Die Leserschaft ist aufgerufen Vorschläge zu
       machen. Ein entscheidendes Kriterium ist dabei die Vielfalt an Stimmen von
       “überall auf der Welt“. Denn, so Wijnberg und Pfauth: “Diversität ist nicht
       etwas, das man später korrigierend einbaut, sondern von Beginn an
       berücksichtigt.“
       
       22 Jun 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://thecorrespondent.com/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Müller
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Online-Journalismus
 (DIR) Onlinemedien
 (DIR) Niederlande
 (DIR) Amsterdam
 (DIR) Gruner + Jahr
 (DIR) Fotografie
 (DIR) Sozialismus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Letzte Ausgabe der Zeitschrift „Neon“: Natürlicher Verfallsprozess
       
       Nach 15 Jahren erscheint die letzte Ausgabe der „Neon“. Danach soll es
       online weitergehen. Ob das ein schönes Leben wird?
       
 (DIR) Ausstellung über Bildjournalismus: Straßenschlacht statt Notunterkunft
       
       In der Ausstellung „Delete“ zeigt das Hamburger Museum für Kunst und
       Gewerbe Fotografien, die es nie in die gedruckten Magazine geschafft haben.
       
 (DIR) Sozialistisches Online-Magazin: „Ada“ schreibt über den Klassenkampf
       
       „Eine neue linke Stimme“ will „Ada“ sein. Der deutsche Ableger des
       erfolgreichen US-Magazins „Jacobin“ ist nun online gegangen.