# taz.de -- Kolumne Aufgeschreckte Couchpotatoes: Am alten Strom von Warnemünde
       
       > Mit dem Rad von Wismar nach Warnemünde. Nur das mit dem Fischbrötchen
       > ging schief: Diese hinterhältige Möwe war einfach schneller.
       
 (IMG) Bild: Da lauert sie schon, die diebische Möwe
       
       Die endlose Diskussion über das Urlaubsziel – zu weit, zu unökologisch, zu
       teuer, zu unsicher, politisch nicht korrekt – hat sich erledigt. Wir fahren
       auf dem Ostseeradweg von Wismar nach Warnemünde. Pauschal gebucht bei
       [1][www.mecklenburger-radtour.de] drei Übernachtungen, Leihfahrrad und
       Gepäcktransport. „Das ist Sicherheit, Entschleunigung, Fitness, kaum
       CO2-Abdruck.“
       
       Stefan ist begeistert. Ich auch, weil er beim Radfahren den Fotoapparat
       weitgehend stecken lassen muss. Stefan ist Fotourlauber, das war er schon
       lange vor der Instagram-Epoche. Jemand, für den in den Ferien nicht der
       Urlaub im Vordergrund steht, sondern das Fotografieren.
       
       Schon Wismar, der Ausgangspunkt, überrascht. Das Grau ist übertüncht, der
       Glanz der alten Backsteingotik zeigt sich wieder. Der verfallene Dom wurde
       aufgebaut, die Werften haben die Stadt ökonomisch belebt, und auf dem alten
       Marktplatz kann man nicht nur an Markttagen das kleinstädtische Leben
       beobachten und wunderbar fotografieren. Auch die Möwen. Lieblingsfotomotive
       der Urlauber. Die Tiere hocken auf Pollern und Seebrücken oder folgen einem
       Fischkutter oder den Ausflugsschiffen. Stefan ist zufrieden.
       
       Der Ostseeradweg, der sich auf dieser Strecke nur selten die Ostsee entlang
       schlängelt, führt durch schattige Wälder, kleine Dörfer. Er ist überwiegend
       flach, und fast immer weht eine leichte Brise. Wir fahren die Steilküsten
       entlang, bummeln durch Kühlungsborn, schnuppern Luxus in Heiligendamm und
       kommen zu unserer letzten Unterkunft in Warnemünde.
       
       Das Gepäck ist auch heute eingetroffen, die Fahrräder laufen wie
       geschmiert. Zur Abkühlung in die Wellen hüpfen und dann noch ein leckeres
       Fischbrötchen, direkt von den Fischern am Meer.
       
       Am Alten Strom von Warnemünde reiht sich Fischstand an Fischstand. Frische
       Ware aus dem Meer. Kaum habe ich sie in der Hand, reißt mir eine Möwe von
       hinten im Sturzflug das Fischbrötchen aus der Hand. Verschlingt den Fisch,
       Zwiebelringe und Brötchen fliegen durch die Luft. Ist das die Rache der
       Möwen an Overtourism an der Ostsee oder sind sie nur von fütternden
       Touristen verdorben? Ich bin erschrocken, Stefan ist frustriert. Die
       räuberische Möwe wäre der Augenblick, das Foto unserer Reise gewesen.
       
       21 Jul 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.mecklenburger-radtour.de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Edith Kresta
       
       ## TAGS
       
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