# taz.de -- Bürgerwehr im Hamburger Schanzenpark: Der Politiker, der keiner ist
       
       > Ein Anwalt will das Recht selbst in die Hand nehmen und gegen die
       > Drogenszene im Schanzenpark vorgehen. Das „Hamburger Abendblatt“ hofiert
       > ihn.
       
 (IMG) Bild: Hunde sollen auch mit von der Partie sein: Schanzenpark im Herbst
       
       Es kann so schön einfach sein: Da fühlt sich ein Irgendjemand zum
       Drogensheriff berufen und das Hamburger Abendblatt [1][leistet ordentlich
       Schützenhilfe]. Der Irgendjemand wird einfach zum „Bezirkspolitiker“
       hochgeschrieben.
       
       Ob Christian Abel wirklich irgendjemand ist, liegt im Auge des Betrachters.
       Er ist Anwalt für Insolvenzrecht. Das mit dem Dealen im Schanzenpark, das
       ist Abel ein Dorn im Auge. Einen „rechtsfreien Raum“ toleriere die Polizei
       da. [2][Task Force Drogen] hin oder her, es müsse etwas passieren!
       
       Und weil das Abendblatt schon im April ausführlich über Abels Empörung und
       seine Forderung nach einem mit Videokameras ausgestatteten Ordnungsdienst
       berichtet hatte, fand der adrette Anwalt mit dem Seitenscheitel nach
       eigener Aussage – und laut Abendblatt – „enormen Zuspruch“.
       
       Unter seinen neuen Gesinnungsfreunden hatte dann einer die Idee: Eine
       Bürgerwehr zur Bekämpfung der Drogenkriminalität im Schanzenpark. Abel
       nimmt die Sache jetzt also selbst in die Hand und wird Gangboss. Er hat
       eine Gruppe aus „32 durchtrainierten Freiwilligen“ und drei Hunden
       zusammengestellt. Ab kommender Woche wird durch den Park patrouilliert. Das
       Wort „Bürgerwehr“ hört Abel aber nicht so gern. Er ist ja schließlich nicht
       rechts, hat sogar die Vormundschaft für ein somalisches Flüchtlingskind
       übernommen.
       
       ## Nur CDU-Mitglied, kein Politiker
       
       Absolut sicher ist Abel nicht der „Altonaer CDU-Bezirkspolitiker“, zu dem
       das Abendblatt ihn erhoben hatte. „Ich kenne Herrn Abel persönlich nicht“,
       sagt Daniela Aust, Geschäftsführerin der CDU-Bezirksfraktion Altona. Abel
       sei weder Abgeordneter noch zugewählter Bürger. Genau genommen hat er keine
       politische Funktion. Das hat auch das Abendblatt gemerkt und Abel in seinem
       Online-Artikel klammheimlich zum „CDU-Mitglied“ degradiert.
       
       Ach ja, und Anzeige ist raus: Von der Hamburger Arbeitsgemeinschaft für
       Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger, wegen Bildung bewaffneter
       Gruppen, Volksverhetzung und Amtsanmaßung.
       
       Anmerkung der Redaktion: 
       
       Das aufgrund der Strafanzeige eingeleitete Ermittlungsverfahren gegen
       Christian Abel wurde gemäß § 170 II StPO eingestellt. Laut
       Staatsanwaltschaft hat eine Ermittlung ergeben, dass kein Straftatbestand
       verwirklicht wurde.
       
       5 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.abendblatt.de/nachrichten/article215380349/Einsatz-gegen-Dealer-CDU-Politiker-stellt-Kampfsportler-Truppe-auf.html
 (DIR) [2] /Racial-Profiling-in-Hamburg/!5971367
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marthe Ruddat
       
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