# taz.de -- Kommentar US-Sanktionen gegen Iran: Europäische Maulhelden
       
       > Die neuen US-Strafmaßnahmen gegen Teheran sind inkraft. Die EU tut nichts
       > – die Angst vor dem Zorn der Amerikaner ist zu groß.
       
 (IMG) Bild: Der Iran wird kühl kalkulieren, ob er das Atomabkommen trotz US-Sanktionen aufrechterhalten will
       
       Der Atomdeal mit dem Iran gilt den Europäern als Schmuckstück europäischer
       Verhandlungskunst. Sie wollten alles tun, um dieses Abkommen zu retten, als
       US-Präsident Donald Trump ihn vor einem halben Jahr einseitig aufkündigte.
       Nun sind die [1][US-Sanktionen gegen Teheran] in Kraft getreten. Doch trotz
       monatelanger Vorbereitungszeit haben die Europäer nichts entgegenzusetzen.
       
       Die geplante Zweckgesellschaft (Special Purpose Vehicle – SPV), die den
       Handel mit Iran am US-Finanzsystem vorbei organisieren sollte, ist nicht
       einsatzbereit. Der Grund sagt eigentlich alles: Es findet sich kein
       EU-Land, das der SPV als Hauptsitz dienen will. Die Angst, den Zorn der
       Amerikaner auf sich zu ziehen, ist größer als der Wille, das Atomabkommen
       zu retten. Während Trump handelt, stehen die Europäer als Maulhelden da.
       
       Der mangelnde Mut kann ziemlich ungemütliche Folgen haben. Nicht nur wird
       Washington die Europäer außenpolitisch noch weniger ernst nehmen als bisher
       schon – auch jenseits des Konflikts um den Atomdeal. Auch die iranische
       Regierung wird nicht mehr glauben, dass Europa den US-Sanktionen noch etwas
       entgegensetzen kann.
       
       In Teheran wird man nun sehr kühl kalkulieren, ob es sich lohnt, das
       Abkommen aufrecht zu erhalten. Die [2][EU hat zwar verboten], dass
       europäische Unternehmen die US-Sanktionen befolgen. Doch die meisten werden
       kein Risiko eingehen und ihr US-Geschäft nicht aufs Spiel setzen.
       
       Im schlimmsten Fall könnte ein gescheitertes Nuklearabkommen dazu führen,
       dass der Iran auch den Atomwaffensperrvertrag aufkündigt. Denn den
       Moderaten in Teheran gehen die Argumente aus, während die Hardliner schon
       immer gesagt haben, dass die Kompromisse beim Nuklearprogramm ein Fehler
       waren.
       
       Das Atomabkommen hat die iranischen Ambitionen bisher eindämmen können.
       Scheitert es, könnte der Streit schnell eskalieren. Das, was derzeit aus
       Washington und Teheran zu hören ist, erinnert an zwei Züge, die ungebremst
       aufeinanderzurasen.
       
       6 Nov 2018
       
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