# taz.de -- Handelskonflikt mit den USA: China allein auf der Welt
       
       > Im Konflikt mit den USA verspricht Chinas Staatschef Xi mehr
       > Marktöffnung. Das wird schwierig: Denn Trump und auch Europa sind sauer
       > auf Peking.
       
 (IMG) Bild: Reinemachen bei der Importmesse in Shanghai – das Maskottchen ist ein kuscheliger Importbär
       
       PEKING taz | Seit Jahren fordern westliche Unternehmen von China einen
       besseren Marktzugang. Schließlich verzeichnet keine Volkswirtschaft so
       gewaltige Handelsüberschüsse wie die Volksrepublik. Während Chinas Firmen
       den ganzen Erdball mit ihren Waren überschwemmen, bleiben ausländischen
       Unternehmern in Fernost ganze Märkte verschlossen. Nun will die chinesische
       Führung handeln. Das behauptet sie zumindest.
       
       [1][Bei der Eröffnung der „China International Import Expo“] in Schanghai
       versprach der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping am Montag,
       Handels- und Investitionshemmnisse für ausländische Unternehmen abzubauen
       und den Konsum von Waren aus dem Ausland in seinem Land zu fördern. Es ist
       die erste Importmesse in China überhaupt. Damit will die Führung des Landes
       vor allem eins signalisieren: Sie meint es ernst mit der Öffnung des
       heimischen Marktes.
       
       Xi versprach, Zölle zu senken und den Marktzugang zu verbessern. Zudem
       kündigte er an, Urheberrechte stärker zu schützen. Mehr als 3.600
       Unternehmen aus 130 Ländern stellen auf der Importmesse ihre Produkte aus.
       Seine Regierung wolle in China ein „Geschäftsumfeld von Weltklasse“
       schaffen, versprach Xi.
       
       Das Publikum, zumeist Unternehmer und Wirtschaftspolitiker, spendeten
       höflich Beifall. Doch große Begeisterung wollte nicht aufkommen – zu häufig
       hätten die Anwesenden zuletzt Versprechen dieser Art schon zu hören
       bekommen, berichtet ein Teilnehmer. Zudem überschattet der von US-Präsident
       Donald Trump losgetretene US-chinesische Handelskonflikt den Welthandel.
       „Chinas Maßnahmen kommen zu spät“, sagt ein in Schanghai ansässiger
       deutscher Unternehmer. Peking hätte seine Märkte viel früher öffnen sollen,
       meint er. Dann hätte Trump gar nicht so viel Munition gegen China zur
       Verfügung.
       
       ## Abhängigkeit von den USA
       
       Seit September sind in den USA Strafzölle gegen Waren aus China in Kraft.
       Betroffen sind fast die Hälfte aller chinesischen US-Importe. Es geht um
       ein Warenvolumen von rund 200 Milliarden Dollar. Trump wirft den Chinesen
       vor, Schlüsselbranchen abzuschotten und geistiges Eigentum nicht
       ausreichend zu schützen. Zudem würden die Asiaten ausländische Unternehmen
       zum Technologietransfer zwingen.
       
       Der US-Präsident hat bereits angekündigt, [2][den Handelskrieg gegen China
       auszuweiten,] und droht mit Strafzöllen auf sämtliche Importe aus China.
       Spätestens dann dürfte auch im letzten Winkel der Volksrepublik zu spüren
       sein, dass die Abhängigkeit von den USA trotz anders lautender
       Verlautbarungen Pekings sehr wohl immens ist.
       
       2017 exportierten die Chinesen Waren im Wert von einer halben Billion
       Dollar in die USA. Immerhin telefonierten Xi und Trump vergangene Woche
       nach Monaten der Funkstille wieder. Trump will den chinesischen Staatschef
       Ende des Monats beim G20-Gipfel in Buenos Aires treffen.
       
       Auch in den USA bekommt Trump für seinen harten Kurs nicht nur Beifall: Vor
       den Midterm-Wahlen an diesem Dienstag hatten sich mehr als 60
       US-Lobbygruppen gegen Strafzölle positioniert. Beteiligt waren viele
       Branchen: vom Einzelhandel bis hin zu Schiffsherstellern. Sie stehen hinter
       einer Kampagne „Americans for Free Trade“ (Amerikaner für freien Handel).
       
       ## Wenig Interesse
       
       Der weltgrößte Einzelhandelskonzern, Walmart, hatte sogar bereits in einem
       Brandbrief an Trumps Handelsbeauftragten Robert Lighthizer geschrieben: Die
       Zölle führten zu höheren Preisen für Verbraucher in den USA. Dies betreffe
       auch Alltagsgüter wie Gasgrills, Fahrräder und Weihnachtsbeleuchtung.
       
       Was die chinesische Führung mit der Ausrichtung der Importmesse in
       Schanghai jedoch zu verkennen scheint: Längst geht es Trump nicht nur
       darum, dass China den USA mehr Waren abkauft. Er will Chinas Aufstieg zu
       einer Hightech-Nation stoppen. Besonders die von der Regierung in Peking
       ausgerufene Strategie „Made in China 2025“ ist dem US-Präsidenten ein Dorn
       im Auge.
       
       Damit will China weg von billiger Massenware hin zur Marktführerschaft in
       zehn Hochtechnologiebranchen. Trump sieht darin einen Angriff auf die USA –
       der bisherigen High-Tech-Nummer 1. Er ist deshalb wenig interessiert an
       einer raschen Einigung mit China. Für Peking ist es auch daher derzeit
       geradezu unmöglich, eine Lösung zu finden. Und so stehen die Chinesen im
       Handelsstreit nun ziemlich allein da.
       
       7 Nov 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.handelsblatt.com/politik/international/china-international-import-expo-so-will-xi-jinping-china-zur-import-supermacht-machen-/23356822.html
 (DIR) [2] /Handelsstreit-zwischen-USA-und-China/!5533415
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
       
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