# taz.de -- Kolumne Geht’s noch?: Knüppel raus, Herr Wendt!
       
       > In Thüringen äußert sich die eigentlich reaktionäre DPolG kritisch über
       > Kollegen, die für die AfD kandidieren. Wo bleibt denn da das Feindbild?
       
 (IMG) Bild: Herr Wendt, wir brauchen Sie!
       
       Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat als größte Polizeigewerkschaft
       traditionell einen differenzierteren Blick auf die eigene Rolle in der
       Gesellschaft als die Konkurrenz von der Deutschen Polizeigewerkschaft
       (DPolG) des Talkshowpolterers [1][Rainer Wendt]. Differenzierung aber ist
       kaum unterhaltsam, und so wurde Wendt mit seinen verlässlich reaktionären
       Tiraden der medial wohl präsenteste Polizist Deutschlands.
       
       Nun aber ist es der GdP gelungen, Wendt den Rang abzulaufen. Ihre
       Aufforderung an [2][fünf Kollegen], die für die AfD in den Thüringer
       Landtag wollen, sich von ihrem Landesvorsitzenden und Spitzenkandidaten
       Björn Höcke zu distanzieren, zieht Kreise.
       
       Gewohnt differenziert und sich für Kommendes absichernd wird dabei von der
       GdP nicht die AfD selbst als Problem dargestellt, sondern lediglich der
       sogenannte rechtsnationale Flügel Höckes. Aber das genügt schon für eine
       ordentliche Erregungskurve. Ob gewollt oder nicht, die Gewerkschaft GdP
       stellt zumindest den Thüringer Landesverband der AfD faktisch als Gefahr
       für die verfassungsmäßige Ordnung dar. Kann man machen – nicht zuletzt
       deswegen, weil es ja stimmt.
       
       ## Legen Sie den Federkiel beiseite!
       
       Und dann kommt noch der Thüringische Landeschef der DPolG, Jürgen Hoffmann,
       daher und zeigt sich „beunruhigt“. Und zwar nicht über das Statement der
       Luschen von der GdP, sondern ebenfalls über die AfD-Kandidaten! „Wenn diese
       Beamten tatsächlich die politische Richtung von Herrn Höcke tragen, haben
       sie sich vom Beamtentum entfernt“, wird DPolG-Hoffmann vom MDR zitiert.
       
       Hallo? Was ist denn das für ein weinerliches Bild vom Berufsbeamtentum? Wo
       ist denn da der Schneid? Die DPolG verrät in sträflicher Beiläufigkeit ihre
       Mission. Stattdessen schickt sie Emporkömmlinge vor, die im Fernsehen
       liberal tun, während selbst der SPD-Innenminister des Landes Thüringen nur
       resigniert die Schultern [3][zuckt].
       
       Deshalb: Rainer Wendt, legen Sie den Federkiel beiseite und nehmen wieder
       den Knüppel bzw. das Heft in die Hand! Ihre Gastbeiträge in der Jungen
       Freiheit liest sowieso kein Schwein. Maischberger! Will! Lanz! Überwachen,
       verurteilen, abschieben, das ganze Programm! Da liegt Ihre Bestimmung, ein
       Feindbild auch für die aufgeklärte Mitte. Sich den Gefechten mit den
       vegetarischen Heulsusen, Dealerfreunden und Fahrradfahrern zu entziehen,
       kann nicht anders denn als feige Fahnenflucht bezeichnet werden. Herr
       Wendt, ich sage es nur ungern, aber: Wir brauchen Sie.
       
       26 Jan 2019
       
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 (DIR) Daniél Kretschmar
       
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