# taz.de -- Kolumne Nullen und Einsen: Die Polizei und Technik
       
       > Datenschutzskandale, verlorene Beweismittel und Mausrutscher bei Twitter.
       > Der Umgang der Behörden mit Technik ist nicht immer vorbildlich.
       
 (IMG) Bild: Zum Glück gibts Hunde bei der Polizei: Ein Spürhund hat in Lügde einen USB-Stick aufgespürt
       
       Wenn es um Technik geht, ist die deutsche Polizei ganz weit vorne. Im Fall
       des vielfachen Kindesmissbrauchs auf einem Campingplatz in Lügde kann sie
       einen tollen Erfolg verzeichnen. Gut, im selben Fall sind ein paar
       beschlagnahmte Beweismittel, [1][genauer 155 Datenträger], aus einem nicht
       gesicherten Raum bei der Polizei Lippe verschwunden. Aufgefallen ist das
       Verschwinden erst nach vier Wochen. Aber ansonsten ist der Umgang der
       Behörden mit Technik doch vorbildhaft?
       
       Okay, da gab es am Wochenende [2][diese Meldung mit den Bodycams]. Nach
       Medienberichten speichert die Bundespolizei Einsatzaufnahmen von
       Körperkameras nicht auf eigenen Servern, sondern in der Cloud des
       US-Konzerns Amazon. Es gebe noch keine staatliche Infrastruktur, welche die
       Anforderungen erfülle, sagt die Polizei. Grüne und FDP äußern zwar
       Datenschutzbedenken. Aber das wird schon seine Richtigkeit haben.
       
       Ach so, es gab noch diesen bedauerlichen Einzelfall [3][des Berliner
       Polizisten], der gestand, Drohbriefe mit persönlichen Daten und Fotos an
       die autonome Szene geschrieben zu haben. Die Infos stammten aus einem
       polizeiinternen Informationssystem. Aber der wurde deshalb zumindest auch
       wegen Datenschutzverstößen rechtskräftig verurteilt. Anders als bisher die
       mutmaßlich für [4][das Drohfax „NSU 2.0“] verantwortlichen hessischen
       Polizisten.
       
       ## In Sozialen Medien ganz weit vorne
       
       Vergessen wir mal den Datenschutz. Das Projekt zur Gesichtserkennung am
       Berliner Südkreuz lief sehr erfolgreich. Solange man sich [5][von der
       Süddeutschen Zeitung nicht hat vorrechnen lassen], warum mit der sehr
       niedrig klingenden Falschtrefferrate von 0,1 Prozent trotzdem die
       allermeisten Personen, die die Software als gesuchte Person einstuft, in
       Wirklichkeit komplett unverdächtig sind.
       
       Aber in sozialen Medien ist die Polizei wirklich weit vorne: Die Polizei
       beschäftigte vergangenes Jahr bundesweit mehr als 80 Social-Media-Manager.
       Okay, gerichtlich wurden auch diese BeamtInnen bereits beim Fotografieren
       in die Schranken gewiesen: So darf die Polizei DemonstrantInnen für ihre
       Pressearbeit nicht fotografieren. Und vielleicht gab es auch schon ein oder
       zwei Mausrutscher auf Twitter – es entstanden Wortneuschöpfungen wie
       „Polizeirassismus“ [6][oder „Nafri“], es wurden Falschbehauptungen
       verbreitet, wie das Märchen vom [7][unter Strom gesetzten Türknauf] im
       Berliner Hausprojekt Friedel54, oder mal der [8][rechte Hashtag
       #Genderwahn] benutzt, oder auf Instagram eine einfach nur [9][peinliche
       „Liebes-Fahndung“] für einen ihrer Beamten verbreitet – aber Schwamm
       drüber. Irren ist menschlich!
       
       Glücklicherweise arbeiten auch echte Spürhunde bei der Polizei. Und jetzt
       kommen wir endlich [10][zur großen Erfolgsmeldung]: Der Belgische
       Schäferhund „Artus“ hat bei der Durchsuchung des Campingplatzes in Lügde
       einen in einer Sesselritze verborgenen USB-Stick aufgespürt – vielleicht
       ein wichtiges Beweismittel, solange die anderen verschwunden bleiben.
       
       6 Mar 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Kindesmissbrauch-auf-Campingplatz/!5572978
 (DIR) [2] /Streit-um-Bodycams-bei-der-Polizei/!5578113
 (DIR) [3] /Drohbriefe-an-die-linke-Szene-Berlins/!5561710
 (DIR) [4] /NSU-Opfer-Anwaeltin-erneut-bedroht/!5570580
 (DIR) [5] https://projekte.sueddeutsche.de/artikel/digital/falsch-positive-machen-prognose-algorithmen-zum-problem-e716375/
 (DIR) [6] /Kommentar-Racial-Profiling-auf-Twitter/!5370384
 (DIR) [7] /Raeumung-der-Friedel54-in-Berlin/!5426014
 (DIR) [8] /Polizei-twittert-unter-Genderwahn/!5449887
 (DIR) [9] /Aufruf-bei-Instagram/!5565326
 (DIR) [10] https://www.focus.de/digital/dldaily/hameln-spezialhund-artus-sucht-nach-datentraegern_id_10393251.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bednarczyk
       
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