# taz.de -- Auschluss eines rechten Kämpfers: Rechtsausleger im Kampfring
       
       > In letzter Minute wird ein rechter Hooligan aus dem Programm eines
       > Kampfabends gestrichen. Es gibt kaum Berührungsängste im Ring.
       
 (IMG) Bild: Nahkampf bei Martial Arts: klappt, wenn keine rechten Hools mitmachen
       
       Balingen ist Kampfstadt. Peter Sobotta hat sich in der
       35.000-Einwohner-Stadt am Rande der Schwäbischen Alb niedergelassen. Für
       Freunde der [1][gemischten Kampfkünste in Deutschland], für Fans der Mixed
       Martial Arts (MMA), ist der Deutsch-Pole eine große Nummer. Er gehört zu
       den Kämpfern, die bei der UFC, der Ultimate Fight Championship, dem
       weltweit größten Ausrichter von Kampfabenden, unter Vertrag steht. In
       Balingen betreibt er ein Kampfsportstudio. Und am Wochenende stellt er in
       Balingen sein neues Kampfsportevent „Nova“ vor. Um ein Haar hätte Timo
       Feucht, ein Hooligan aus Leipzig, dort seinen großen Auftritt bekommen. Am
       Donnerstag wurde bekannt, dass Timo Feucht dann doch nicht kämpfen wird in
       Balingen.
       
       Linke Aktivisten aus der Kampfsportszene hatten auf den Auftritt des
       Kämpfers aus dem rechtsextremen Millieu hingewiesen. Sie hatten auch dazu
       aufgefordert, sich mit Protestschreiben an den Streamingdienst
       ranfighting.de zu wenden, der das Nova-Event am Samstag kostenlos im Web
       überträgt. Auch der Schwarzwälder Bote hatte berichtet über den geplanten
       Auftritt des Schlägers, der festgenommen wurde, als [2][rechte Hooligans
       den Leipziger Szenestadtteil Connewitz] überfallen und dort massive Schäden
       in 25 Läden und Bars angerichtet hatten. Kein Wunder, dass Balingens 2.
       Bürgermeister Reinhold Schäfer, heilfroh war, als er am Donnerstag der taz
       auf Anfrage „vorab“ mitteilen konnte, dass Feucht nun doch nicht kämpfen
       wird. Auf die Frage, wie man in der Stadt über den Kampfabend in der
       städtischen Sparkassen-Arena gedacht hat, antwortete er:
       „Selbstverständlich ist die Stadt Balingen bei Bekanntwerden der Hinweise,
       wonach ein Kämpfer ein mutmaßlich rechtsextremer Hooligan sei, sofort mit
       dem Veranstalter in Kontakt getreten. Dabei haben wir unsere Bedenken wegen
       der Teilnahme dieses Kämpfers vorgetragen.“
       
       In der Begründung der Veranstalter zur Absage des Kampfs heißt es:
       „Schweren Herzens müssen wir euch mitteilen, dass wir euch den Kampf von
       Timo ‚Teddy‘ Feucht am Samstag nicht mehr präsentieren können.“ Feucht
       stehe bei einem anderen Veranstalter unter Vertrag, bei Brave, sei von Nova
       nur ausgeliehen. Weil er bei Brave im nächsten Monat einen hochkarätigen
       Kampf bestreite, sei er gesperrt. Ob das stimmt, ist schwer überprüfbar. In
       der Auflistung der Kämpfer von Brave findet sich der Name Feucht jedenfalls
       nicht. Sicher ist nur, dass er schon einmal für Brave gekämpft hat. Im
       August 2017 hat er seinen Kampf gegen den Brasilianer Klidson Farias de
       Abreu verloren. In Balingen wollte er sein Comeback feiern.
       
       Für das hat Feucht in einem Video geworben, das ihn am
       Völkerschlachtdenkmal im Südosten Leipzigs zeigt. Er trägt eine Hose, die
       ihn als Anhänger des Fußballklubs Lok Leipzig erkennen lässt, [3][zu dessen
       rechter Hooligan-Szene er gehört], und eine Trainingsjacke seines
       Kampfstalls „Imperium Fighting“. In einem Kommentar unter dem Video teilt
       Feucht mit, er habe gehört, es werde sich eine Armee in Richtung Balingen
       in Gang setzen. Aus einem machtvollen Auftritt der Leipziger rechten Szene
       in Balingen wird nun erst mal nichts.
       
       ## Rechtsaußenkämpfer lechzen nach Auftritten
       
       Ob wirklich stimmt, dass Feucht wegen vertraglicher Verpflichtungen bei
       Nova absagen musste oder ob man den rechten Kämpfer klamm und heimlich aus
       dem Programm gestrichen hat, wird sich schon in drei Wochen zeigen. Da
       steht er bei der Kampfnacht „La Familia“ in Halle auf dem Programm. Der „La
       Familia Fight Club“ war lange die sportliche Heimat von Feuchts
       Trainingspartner Benjamin Brinsa.
       
       Der hätte es unter seinem Kampfnamen „The Hooligan“ beinahe mal in die UFC
       und damit auf die internationale Bühne geschafft. Doch die US-Organisation
       schreckte dann doch vor den Informationen über Brinsa zurück, die ihn als
       Mitglied der rechten Hooligan-Vereinigung „Szenario Lok“ ausgewiesen haben.
       
       Brinsa, Leiter des „Imperium Fight Club“, ist seit Jahren mit Balingens
       Vorkämpfer Sobotta befreundet. Der hat keine Berührungsängste mit einem
       Rechtsaußen wie Brinsa und hätte ihm um ein Haar die Tür für einen seiner
       rechten Kämpfer aus dem Imperium-Stall geöffnet. [4][Die Rechtsaußenkämpfer
       lechzen nach Auftritten] außerhalb ihrer eigenen finsteren Kampfsportevents
       wie dem „Ring der Nibelungen“, bei dem Nazis unter sich bleiben. In
       Balingen aber wird es nun erst mal nichts mit einer rechten
       Machtdemonstration.
       
       12 Apr 2019
       
       ## LINKS
       
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