# taz.de -- Neue italienische Innenministerin: Eine Frau für schwere Fälle
       
       > Italiens neue Innenministerin Lamorgese mag weniger radikal als Vorgänger
       > Salvini sein. Eine politische Wende ist von ihr aber nicht zu erwarten.
       
 (IMG) Bild: Kann ja nur besser werden: Luciana Lamorgese mit Vorgänger Matteo Salvini
       
       Man möchte denken, dass nach Matteo Salvini selbst Peppa Pig [1][das
       italienische Innenministerium übernehmen] könnte, ohne größeren Schaden
       anzurichten. Aber die „Sicherheitsdekrete“, mit denen Italien einen rigiden
       Anti-Migrations-Kurs verfolgt, sind immer noch in Kraft. Und die haben alle
       zu verantworten, die dafür gestimmt haben: neben der Lega auch die Mehrheit
       der Fünf Sterne, einschließlich Premierminister Conte. Deshalb ist Jubel
       verfrüht, wenn an Salvinis Stelle die Mailänder Präfektin Luciana Lamorgese
       ernannt wurde.
       
       Sie ist die Frau für die schweren Fälle: Seit vierzig Jahren ist die
       Juristin treue Staatsdienerin. Parteilos, kein Twitter-Account, keine
       Facebook-Seite, kein Instagram-Profil. In Italien nennt man Spitzenbeamte
       wie sie trasversale, also so etwas wie eine Linie, die an zwei
       unterschiedlichen Punkten durch zwei Linien in derselben Ebene verläuft:
       Sie kann mit allen. Mit der Lega, mit der PD – und da wird sie es mit den
       Fünf Sternen auch hinkriegen.
       
       Als sie 2017 zur Präfektin von Mailand ernannt wurde, legte Salvini Wert
       darauf, bei der Zeremonie persönlich anwesend zu sein. Da hatte Luciana
       Lamorgese ihren starken Magen bereits unter Beweis gestellt, als
       Kabinettschefin sowohl für Berlusconis Kronprinzen Angelino Alfano als
       auch für Marco Minniti, den ehemaligen Innenminister der PD, der die
       „Migrantenkrise“ des Jahres 2017 löste, indem er sie nach Libyen
       verlagerte.
       
       Und da ist noch ein kleiner Fleck auf der Bluse der neuen Innenministerin:
       Sie war es, die Antonello Montante, den als Anti-Mafia-Helden gefeierten
       Präsidenten des sizilianischen Unternehmerverbands, als Experten in die
       Behörde berief, die sich um die Verwaltung beschlagnahmter Mafiagüter
       kümmert. Obwohl da gegen den Mann bereits wegen seiner Mafiaverbindungen
       ermittelt wurde. Heute sitzt Montante im Gefängnis, zu 14 Jahren Haft
       verurteilt – wegen krimineller Vereinigung und Spionage.
       
       Nein, Luciana Lamorgese ist nicht Salvini. Aber eine Wende in der
       italienischen Innenpolitik ist von ihr nicht zu erwarten.
       
       5 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Neue-Regierung-in-Italien/!5620908
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Petra Reski
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Italien
 (DIR) Matteo Salvini
 (DIR) EU
 (DIR) Umbrien
 (DIR) Partito Democratico
 (DIR) Italien
 (DIR) Italien
 (DIR) Italien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Regionalwahlen in Umbrien: Schlag ins Gesicht für Conte
       
       Die rechte Lega wird stärkste Kraft. Ein Bündnis von Fünf-Sterne-Bewegung
       und der gemäßigt linken PD ist den WählerInnen nicht zu vermitteln.
       
 (DIR) Renzi will Partito Democratico spalten: Divide et impera in Rom
       
       Die gemäßigt linke Partei schaffte es in einem Kraftakt an die Regierung.
       Ein ehemaliger Premier arbeitet aber an der Schwächung seiner Fraktion.
       
 (DIR) Neue Regierung in Italien: Viele neue und junge Gesichter
       
       Im Kabinett von Fünf Sternen und PD sind nur wenige Frauen vertreten. Eine
       völlige Umkehr in der Flüchtlingspolitik ist nicht zu erwarten.
       
 (DIR) Regierungsbildung in Italien: Ein bisschen Euphorie
       
       Cinque Stelle und PD haben sich zu Italiens neuer Regierung
       zusammengerauft. Die Umfragen belohnen diesen Mut-während Salvinis Lega
       verliert.
       
 (DIR) Regierungsbildung in Italien: Wie aus Feinden Partner werden
       
       In Italien bilden die Fünf Sterne und die sozialdemokratische PD eine neue
       Regierung. Es gibt mehr Schnittmengen als zunächst gedacht.