# taz.de -- Shaun das Schaf im Film „Ufo-Alarm“: Außerirdische Steilvorlage
       
       > Bei der Animation „Shaun das Schaf: Ufo-Alarm“ ist Chaos eines der
       > handlungsstiftenden Prinzipien. Der Film zitiert Alien-Filmklassiker
       > detailfreudig.
       
 (IMG) Bild: Diesmal erhält Shaun das Schaf (links) unerwarteten Besuch von ganz weit weg: Lu-La
       
       Filme [1][mit Knetanimation]. Arbeitsintensiver dürfte es kaum gehen. Jede
       Figur wird einzeln gearbeitet, jede Bewegung in Einzelaufnahmen gedreht. In
       Zeiten der fotorealistischen Animation, die wie bei [2][Disneys
       Neuverfilmung von „Der König der Löwen“] komplette naturgetreue Tierwelten
       im Rechner entstehen lassen kann, mag man sich fragen, wozu noch der viele
       Aufwand an Handarbeit. Bei Aardman Animation, den Experten für
       „Claymation“, bekommt man die Antwort darauf mit jedem neuen Film der
       britischen Produktionsfirma.
       
       „Shaun das Schaf: Ufo-Alarm“ heißt die jüngste Arbeit des Hauses, [3][der
       zweite Spielfilm] mit dem wolligen Protagonisten der gleichnamigen
       Erfolgsserie. Diesmal erhält die Mossy Bottom Farm unerwarteten Besuch von
       ganz weit weg. Lu-La heißt das Wesen vom Planeten Tu-Pa, das aus Versehen
       mit dem elterlichen Raumschiff, dem „Zoom-Zoom“, eine Spritztour Richtung
       Erde unternommen hat und jetzt nicht mehr weiß, wie es nach Hause kommt.
       Auf der Farm sorgt die Ankunft des fremdartigen Gasts anfangs für Furcht.
       Doch nicht zuletzt auch dank Lu-Las Gabe, sämtliche Geräusche seiner
       Umgebung eins zu eins zu imitieren, schließen Shaun und der Alien rasch
       Freundschaft.
       
       Die Regisseure Richard Phelan und Will Becher nehmen die Themen Ufos und
       Außerirdische dankbar als Steilvorlage, um Klassiker des Genres wie Steven
       Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und Alien-Quatsch wie
       „Men in Black“ detailfreudig-klamaukhaft zu zitieren. Denn schon bald ist
       eine geheime Regierungsorganisation zur Stelle, geleitet von der
       mysteriösen Agentin Red, schwarzer Anzug und schwarze Sonnenbrille, die
       sehr grimmig dreinblickt.
       
       Bei „Shaun das Schaf“ ist Chaos eines der handlungsstiftenden Prinzipien.
       Alles, was auf der Farm ramponiert oder durcheinandergewirbelt werden kann,
       wird es auch früher oder später. „Ufo-Alarm“ bringt in diesem freundlich
       anarchischen Slapstick-Kosmos noch eine weitere Variante ins Spiel: die
       kindliche Fantasie, die aus Haushaltsgegenständen eigene Welten entstehen
       lassen kann. Mit Lu-La, die auch über die Fähigkeit verfügt, beliebige
       Objekte in Bewegung zu versetzen, wird das besonders schön ins Bild
       gesetzt. So können ein Autoreifen, eine Lichterkette und Küchenbesteck
       prima dazu genutzt werden, um buchstäblich im Flug daraus ein Modell-Ufo zu
       basteln.
       
       ## Freundschaft über weite Distanzen
       
       Wie im Übrigen auch der namenlose Farmer, dessen Augen hinter seinen
       verstaubten Brillengläsern stets geschlossen zu sein scheinen, die Ankunft
       des Ufos für seine ganz eigenen kreativen Bedürfnisse nutzt: Er
       improvisiert auf seinem Grundstück kurzerhand einen Themenpark,
       „Farmageddon“, wie der englische Filmtitel gleichfalls lautet. Die
       Einnahmen daraus sollen ihm einen neuen Mähdrescher bescheren.
       
       „Shaun das Schaf: Ufo-Alarm“ ist aber am schönsten in seinen stillen
       Momenten, da, wo die Figuren aus ihrer reinen Mechanik heraustreten und
       rund werden dürfen, wie die Agentin Red, die sehr persönliche Motive für
       ihre Aliensuche hat und weit verletzlicher ist, als ihr Auftreten vermuten
       lässt.
       
       Und manchmal rührt der Film ganz einfach mit sehr stillen Mitteln an. Die
       Weise, wie Lu-La ihre zweisilbigen Wörter vorbringt, hat etwas
       Ergreifendes. Sie ist im Übrigen die Einzige, die spricht, alle Tiere und
       Menschen geben lediglich brabbelnde, knurrende oder sonst wie
       unartikulierte Laute von sich. Als Botschaft plädiert der Film obendrein
       für Offenheit dem Anderen gegenüber und demonstriert, dass Freundschaft
       selbst über weite Distanzen hinweg aufrechterhalten werden kann. Da gibt es
       weit Dümmeres, das ein Kinderfilm erzählen könnte.
       
       26 Sep 2019
       
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