# taz.de -- EU-Richtlinie für Haushaltsgeräte: Lang lebe der Kühlschrank!
       
       > Bisher schaute die EU bei Haushaltsgeräten nur auf den Stromverbrauch.
       > Jetzt sollen sie auch länger halten und besser repariert werden können.
       
 (IMG) Bild: Sollen in Zukunft gut zu reparieren sein: alte Kühlschränke
       
       Haushaltsgeräte wie etwa Kühlschränke, Geschirrspüler oder Waschmaschinen
       sollen in Zukunft länger halten und besser reparierbar sein. Das fordert
       eine neue Regelung im Rahmen der Ecodesign-Richtlinie der EU. Diese
       [1][Änderung der Richtlinie] hat die Kommission am Dienstag angenommen.
       
       Die EU will damit den „CO2-Fußabdruck Europas verringern und die
       Energiekosten für Verbraucherinnen und Verbraucher senken“, erklärte die
       Kommission. Gegen die Änderung, die ab 2021 gelten soll, können die
       EU-Regierungen und das EU-Parlament Einspruch einlegen.
       
       Bisher wurde in der Ecodesign-Richtlinie nur auf den Energieverbrauch von
       Geräten eingegangen. Jetzt sollen hier die Lebensdauer und die
       Reparaturfähigkeit festgelegt werden. Je nach Gerät wird vorgeschrieben,
       wie lange Reparaturen möglich und Ersatzteile erhältlich sein müssen. Alle
       Kühlgeräte müssen zum Beispiel sieben Jahre nach Verkauf noch repariert
       werden können.
       
       Jyrki Katainen, Vizepräsident der Kommission für Wettbewerbsfähigkeit,
       erklärte: „Intelligentes Ökodesign lässt uns die Ressourcen effizienter
       nutzen. Durch diese Maßnahmen können die europäischen Haushalte jährlich
       durchschnittlich 150 Euro sparen.“ Die Maßnahmen sollen bis 2030 jährlich
       167 Terawattstunden Strom einsparen, etwa so viel wie der Energieverbrauch
       von Dänemark von einem Jahr.
       
       ## Kleine Reparaturbetriebe sind im Nachteil
       
       Für Umweltverbände und Forschungsinstitute sind die neuen Maßnahmen ein
       Erfolg, im Detail üben sie jedoch Kritik. Siddharth Prakash vom
       Öko-Institut meint, die Umwelt werde durch die neuen Regeln einerseits
       erheblich entlastet. Er fürchtet allerdings, dass durch die Vorschriften
       der EU bei den Aufträgen kleine Reparaturbetriebe diskriminiert werden
       könnten. Denn nur Reparaturbetriebe müssen mit den nötigen Ersatzteilen
       beliefert werden, was unabhängige Betriebe und freie Repaircafés
       vernachlässigt, die deutlich billiger für die Kunden sind. Mit den neuen
       Richtlinien hätten Verbraucher jedoch keine Wahl mehr.
       
       Auch Elke Salzmann, Referentin für Ressourcenschutz bei der
       Verbraucherzentrale Bundesverband, befürwortet die neuen Richtlinie
       grundsätzlich. Sie sei „ein großer Schritt in die richtige Richtung“, der
       schon seit Längerem vom Verbraucherschutz gefordert wird. Die bisher
       aufgestellten Kriterien seien jedoch noch nicht ausreichend.
       
       Vor allem kritisiert sie, dass es bis zu 15 Tagen dauern könne, bis
       Ersatzteile geliefert werden. Geht beispielsweise im Sommer der Kühlschrank
       kaputt, sei maximal eine Woche Lieferzeit angebracht, meint Salzmann.
       Betroffen von der Regelung sind bislang etwa Bildschirme, Waschmaschinen,
       Kühlschränke, Leuchtmittel, Fernseher oder Geschirrspüler.
       
       Die Energie-Kennzeichnung gilt im Rahmen der Ecodesign-Richtlinie als
       Erfolg: 79 Prozent der Verbraucher beziehen den Energieverbrauch in eine
       Kaufentscheidung mit ein, so eine Umfrage des Eurobarometers. Eine ähnliche
       Kennzeichnung wie für die Energie würde sich Öko-Instituts-Experte Prakash
       für die neue Regelung zur Langlebigkeit wünschen.
       
       Wie weit Europa allerdings noch von echtem Recycling entfernt ist, zeigt
       ein [2][aktueller Report der EU-Umweltagentur EEA]. Demnach sind
       Initiativen zur Kreislaufwirtschaft „noch in einem frühen Stadium und
       würden davon profitieren, wenn mehr in vielversprechende Innovationen
       investiert würde“.
       
       3 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://europa.eu/rapid/press-release_IP-19-5895_de.htm
 (DIR) [2] https://www.eea.europa.eu/highlights/europes-circular-economy-still-in
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Leonie Asendorpf
       
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