# taz.de -- Die Wahrheit: Noch mehr Gespräche mit Rechten
       
       > Und weiter geht's mit den Fernsehjournalisten, die rechte Politiker mit
       > kunstvoller Psychologie demaskieren wollen und sich doch nur selbst
       > entlarven.
       
 (IMG) Bild: Prominente Gäste: Leon Damerow interviewt Gregor Gysi
       
       Mist: Schon wieder knapp 25 Prozent bei einer Landtagswahl! Da versuchen
       Maischberger, Will, Plasberg, Illner und Lanz seit Jahren im Schweiße ihres
       Sitzfleisches die AfD und ihre Wähler mit einer nicht enden wollenden
       öffentlichen Gesprächstherapie von ihren Gebrechen zu heilen – und dann so
       was!
       
       Die TV-Moderatoren wenden, ebenso wie viele Politiker in sogenannten
       Bürgergesprächen, das klassische psychoanalytische Konzept der „freien
       Assoziation“ an, bei dem man den Patienten unkommentiert vor sich hinreden
       lässt – egal ob das Gesagte „unpassend, sittenwidrig oder sinnlos“
       erscheint. Man hofft, so Zugang zum Unbewussten zu finden, um die dort
       verborgenen Traumata heilen zu können.
       
       Aber immer öfter machen die Patienten dicht. Statt ihre echten, tiefen
       Gefühle zu zeigen, beleidigen sie lediglich lustlos Flüchtlinge,
       kritisieren halberigiert den Islam, nölen pflichtschuldigst über Merkels
       „Gesetzesbruch“ und bezeichnen sich ironisch als „bürgerliche“ Partei. Es
       ist klar, hier kann nur die Kunsttherapie helfen, die noch mal in ganz
       andere Gehirnareale vorstößt.
       
       So sollten flächendeckend – unter dem Label „Bitterfelder Sackgasse“ –
       Schreib-Workshops veranstaltet werden. Ideal wären
       Creative-Writing-Übungen, bei denen den Patienten Geschichtenanfänge
       vorgelegt werden mit der Aufgabe, die Storys weiterzuspinnen: „Es war der
       Morgen nach dem großen Sieg. Höcke, Kalbitz, Tillschneider und Weidel
       erhoben ihre nackten, durchtrainierten Körper vom kalten Steinfußboden des
       Ballsaales, in dem sie das Wahlergebnis von 98,8 Prozent gefeiert hatten,
       und traten hinaus auf den Balkon. Das wartende Volk eruptierte. Höcke
       öffnete den Mund und …“ Man spürt sofort, welch kathartische Wirkung eine
       solche Geschichte entwickeln könnte.
       
       Sehr nützlich für diese Zwecke ist auch das „Clustering“ nach Gabriel L.
       Rico. Hier könnte die Übung heißen: „Schreib in die Mitte eines großen
       Blattes das Wort ‚Jude‘, umkreise es und dann lasse die Gedanken fließen.
       Was fällt dir dazu ein? Jeder neue Gedanke wird wieder umkreist und mit dem
       vorhergehenden Gedanken durch einen Strich verbunden.“
       
       Oder das freie Schreiben nach Bildern. Dabei werden den Patienten Fotos –
       in dem Fall idealerweise von Orientalen und Afrikanern – vorgelegt und sie
       dürfen einen Text dazu entwickeln. Diese Methode benutzt zum Beispiel Boris
       Palmer seit Jahren in der Selbsttherapie, und er hat dabei schon
       Erstaunliches aus dem Kartoffelkeller seiner Seele ans Tageslicht
       befördert.
       
       Ich bin mir sicher, mit solch kreativen Ansätzen – und mit
       satellitenschüsselgroßen Ohren, mit denen wir dem Volk weiter zuhören,
       zuhören, zuhören! – werden wir es schaffen, dass die Nazis sich endlich
       ernstgenommen fühlen, ihre Herzen öffnen und so die Freiheit spüren, sich
       ändern zu dürfen.
       
       30 Oct 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hartmut El Kurdi
       
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