# taz.de -- Spekulationsblase in China: Schuhe kaufen statt Gold horten > In China wächst eine neue Spekulationsblase: Luxus-Sneaker. Die > Finanzbranche nimmt das ernst. Es wäre nicht die erste ungewöhnliche > Blase. (IMG) Bild: Xia Jiahuan, Gründer von „Solestage“ PEKING taz | Wer das Solestage im hippen Pekinger Sanlitung-Viertel betritt, kommt sich vor wie in einem Turnschuh-Museum: Bis zur Decke türmen sich exklusive [1][Sneaker-Modelle], viele von ihnen rarer als Rolex-Uhren. Exemplare für mehrere tausend Euro stehen dort im Regal, die teuersten Modelle in einer gläsernen Vitrine. Dort thronen beispielsweise die Turnschuhe aus dem 80er-Jahre-Kultfilm „Zurück in die Zukunft“ oder die vom Rapper Eminem designten Air Jordan 4 Retro. „Von dem Modell wurden weltweit nur zehn Paar produziert“, sagt der 25-jährige Jerry, der in der Finanzbranche arbeitet. In seiner Freizeit zieht es den Mittzwanziger allwöchentlich ins Solestage, um die neuesten Importe aus dem Ausland zu begutachten. „Ich sammele selber Sneaker, das macht mich glücklich und ist Ausgleich zum ganzen Arbeitsstress“, sagt er. Letztes Jahr hat er sich 30 Modelle für seine Sammlung gekauft – und dutzende weitere Schuhe, um mit ihnen zu handeln. Über 400 Millionen Chinesen zählen wie Jerry zu der sogenannten [2][Millennial-Generation], viele von ihnen sind kaufkräftig, digital bewandert und unternehmerisch im Denken, ständig auf der Suche nach Investitionsmöglichkeiten mit möglichst hohen Renditen. Die derzeit heißeste Ware sind für sie limitierte Sneaker-Modelle. Populär gemacht durch [3][NBA-Stars] und amerikanische Rapper, haben die Schuhe weltweit ihren Siegeszug angetreten. Längst sind Luxus-Marken auf den Zug aufgesprungen und bringen hochwertige Freizeitschuhe in stark limitierter Anzahl auf den Markt. Im Grunde ist das Handeln mit Sneakern nicht viel anders als am Aktienmarkt. Jerry kramt sein Smartphone heraus, auf dem er mehrere chinesische Sneaker-Apps installiert hat. Die führende von ihnen, Poizon, ist dieses Jahr zum „Unicorn“ aufgestiegen, das Unternehmen dahinter ist damit mehr als eine Milliarde Dollar wert. Von dort ordert Jerry limitierte Schuhmodelle aus Übersee, lässt sie sich nach Peking liefern und verkauft sie dann in China weiter. Seine Kunden findet er über [4][Wechat], einer Art digitalen Hybrid-App aus Facebook, Onlinebanking und Ebay. 50 Euro Gewinn kassiert er im Schnitt pro Paar. ## Nicht die erste ungewöhnliche Blase „Den Trend, mit Schuhen zu handeln, gibt es schon seit Jahren, aber wirklich populär ist es erst vor Kurzem geworden“, sagt eine 29-jährige Modehändlerin aus Peking: „Einer der Gründe sind die erfolgreichen Marketingkampagnen der Sportmarken.“ Laut Branchenexperten beläuft sich der chinesische Wiederverkaufsmarkt von Sneakern auf über 1 Milliarde Dollar. Vor Kurzem hat die Chinesische Volksbank die Finanzagenturen der Stadt vor einer Spekulationsblase gewarnt. In der Vergangenheit sind solch überhitzten Märkte schon öfter gescheitert. Während der nationalen Feiertagswoche haben etwa Spekulationen zu absurd hohen Preisen von Meeresfrüchten geführt. 5 Nov 2019 ## LINKS (DIR) [1] /Die-Geschichte-des-Turnschuhs/!5553900 (DIR) [2] /Studentenfuehrer-ueber-30-Jahre-Tiananmen/!5595286 (DIR) [3] /Ex-NBA-Star-Rodman-in-Nordkorea/!5416598 (DIR) [4] /Digitalisierung-in-China/!5591283 ## AUTOREN (DIR) Fabian Kretschmer ## TAGS (DIR) Sneaker (DIR) Millennials (DIR) China (DIR) Mode (DIR) Digitalisierung (DIR) Mode (DIR) Kolumne Die Woche (DIR) Huawei (DIR) Lesestück Recherche und Reportage (DIR) China ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Begegnung während der Modewoche: Das Modell, das spricht Sie war das Chanel-Gesicht schlechthin: In den 1980ern war sie sogar in einer Moskauer Datscha ein Star. Und heute? Eine Begegnung. (DIR) SPD-Vorsitz, Bundeswehr und Trump: SPD Tag und Nacht, AKK global Die SPD wird beim Rennen um den Vorsitz zur mittelmäßigen Realityshow. Zum Glück ist das alles aber ja nur eine Episode. (DIR) Chinesischer Konzern reagiert: Huawei pfeift auf Trump Das US-amerikanische Huawei-Verbot könnte zum Eigentor werden. Es fördert die Entwicklung eines eigenen chinesischen Betriebssystems. (DIR) Digitalisierung in China: Ein Code für alle Fälle Ein Taxi bestellen, den Aufzug rufen, Strafzettel bezahlen: Wer in China lebt, kommt an der App WeChat nicht vorbei. Da wird selbst Facebook neidisch. (DIR) Werbemaßnahme in China: Die gefälschte Warteschlange Vor einem neuen Teeladen warten immer Menschen, egal ob morgens, mittags oder abends. Das macht neugierig. Ein Freund lüftet das Geheimnis.