# taz.de -- Fusion in der Automobilbranche: Der nächste Riese auf der Straße
       
       > PSA und Fiat Chrysler schließen sich zum viertgrößten Autohersteller
       > zusammen. E-Mobilität kommt dadurch kaum voran, meinen Experten.
       
 (IMG) Bild: Fiat Chrysler will mit der Fusion neuen Antrieb für seine Elektrosparte bekommen
       
       BERLIN taz | Ende Oktober machten die [1][Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler
       ihre Fusionspläne öffentlich], jetzt ist die Vereinbarung unterschrieben.
       Mit einem jährlichen Umsatz von 170 Milliarden Euro steigt der noch
       namenlose neue Konzern zum viertgrößten Autobauer der Welt auf, teilten die
       Unternehmen mit. Damit liegen sie hinter Volkswagen, Toyota und dem
       Renault-Nissan-Verbund. Der Zusammenschluss muss noch von
       Wettbewerbsbehörden und Aktionär*innen genehmigt werden, spätestens in 15
       Monaten soll die Fusion abgeschlossen sein. 8,7 Millionen Fahrzeuge will
       das gemeinsame Unternehmen jährlich auf den Markt bringen.
       
       Die Defizite in der Elektromobilität seien bei Fiat Chrysler der Hauptgrund
       für den Zusammenschluss, erklärt Stefan Bratzel, Professor für
       Automobilwirtschaft an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch
       Gladbach: „Die Fusion ist aus technologischer Sicht überlebenswichtig für
       das Unternehmen.“
       
       Der italienisch-amerikanische Autobauer hatte unter der früheren Führung
       von Sergio Marchionne auf Investitionen in Elektroantriebe verzichtet.
       Während [2][die Umstellung auf E-Autos die gesamte Branche herausfordere],
       stehe der Konzern besonders schlecht da, sagt Bratzel. Fiat Chrysler mit
       seinen Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia und weiteren sei
       nur in den USA mit großen SUV-Modellen stark.
       
       Der französische Mutterkonzern von Opel profitiere besonders vom neuen
       Marktzugang in den USA, wo er mit seinen Marken wie Opel und Peugeot noch
       nicht vertreten ist, sagt Bratzel: „Und PSA steht bei den E-Autos besser da
       als Fiat.“ Die neue Größe des Konzerns bringe nun Vorteile, weil Kosten für
       Entwicklungen sich aufteilen und die Stückpreise senken ließen.
       
       ## Keine Vorreiter bei Elektromobilität
       
       Nach Angaben des französischen Wirtschafts- und Finanzministeriums
       beschäftigen beide Unternehmen zusammen 400.000 Mitarbeiter*innen. PSA-Chef
       Carlos Tavares, der den neuen Konzern leiten soll, kündigte an, dass es
       keine Schließungen von Standorten gebe. Bratzel hält das für eine
       strategische Ansage: „Wenn es in Zukunft um Standorte für neue
       Entwicklungen geht, stellt sich natürlich die Frage, wer was macht. Und
       dafür braucht man nur einen Standort.“
       
       Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität
       Duisburg-Essen, sieht Opel als großen Verlierer der Fusion: „Kein Mensch
       braucht Entwicklungszentren in USA, Turin, Paris und Rüsselsheim. Nach
       meiner Einschätzung sind von den etwa 40.000 Mitarbeitern in den
       Entwicklungszentren ein Drittel zu viel an Bord.“ Kritisch könne es
       eventuell für die Standorte Rüsselsheim und Turin werden.
       
       ## Umfassende Strategie fehlt
       
       Auch für die Elektromobilität bedeute der Zusammenschluss keinen Gewinn,
       sagt Dudenhöffer. „PSA-Chef Tavares will Kosten killen.“ Opel gehört seit
       [3][gut zwei Jahren zu PSA und wird seitdem auf Effizienz und Gewinne
       getrimmt]. „Tavares macht das, was der Markt braucht. Aber Geld für
       wirkliche Innovationen bei Elektroautos will er nicht in die Hand nehmen“,
       so Dudenhöffer.
       
       Ein Beispiel dafür seien die Quoten für Elektroautos, die PSA Opel und
       Peugeot vorgegeben hat. Dort sollen lediglich acht Prozent der verkauften
       Autos im nächsten Jahr Elektroantriebe haben. „Das zwingt die Händler nur,
       die Verkaufspreise zu senken. Andernfalls wird der Bonus gestrichen“,
       erläutert Dudenhöffer. Eine nachhaltige Strategie sähe allerdings anders
       aus.
       
       18 Dec 2019
       
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