# taz.de -- Asklepios schließt Kinderstation: Minister spendiert Arzt
       
       > In Mecklenburg-Vorpommern will der Asklepios-Konzern eine Kinder- und
       > eine Geburtenstation schließen. Nach Protest soll der Minister
       > nachverhandeln.
       
 (IMG) Bild: Künftig nicht mehr in Crivitz? Neugeborene in einem Krankenhaus
       
       HAMBURG taz | Er schien vom Verhandlungsergebnis so überzeugt, sprach von
       „notwendigen Schritten“. Doch Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister
       Harry Glawe (CDU) hat mit den Plänen für die Krankenhäuser in Parchim und
       Crivitz einen Streit in der rot-schwarzen Koalition ausgelöst. Dass die
       Pläne für die Schließungen zweier Abteilungen umgesetzt werden, so wie von
       ihm und den Krankenhausbetreibern geplant, scheint fraglich.
       
       Am vergangenen Freitag gab Glawe (CDU) bekannt, dass die Kinderstation in
       Parchim nicht wieder öffnen wird. Und verkündete, dass es in Crivitz keine
       Gynäkologie und Geburtshilfe mehr geben soll.
       
       Kritik kam sofort von allen Seiten, auch vom Koalitionspartner SPD. Am
       Dienstag protestierten rund 100 Menschen vor der Kabinettssitzung vor der
       Staatskanzlei in Schwerin gegen die Schließung in Crivitz.
       Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sprach mit den Menschen und
       sagte: „Auch ich bin von der Entscheidung überrascht worden und halte sie
       für falsch.“ Sie forderte Nachbesserungen von Glawe. Der berichtete in der
       Kabinettssitzung über seine Pläne.
       
       Seit Anfang Juni ist die Kinderstation der Asklepios-Klinik Parchim
       geschlossen ([1][taz berichtete]). Von Asklepios hieß es, es fehle an
       Ärzt*innen, man finde keine. Schnell kam aber auch heraus, dass zwei
       Ärzt*innen durch Asklepios gekündigt wurde. Und der Krankenhauskonzern
       bemühte sich in den Augen vieler auch nur halbherzig um neues Personal.
       Deshalb hatten Bürger*innen und Politiker*innen schon damals die
       Befürchtung, dass Asklepios die Station gar nicht weiter betreiben will –
       weil sie unrentabel ist. Für sie kam es nun noch schlimmer als gedacht.
       
       ## Tagesklinik statt Kinderstation
       
       [2][In einer gemeinsamen Pressemitteilung mit Asklepios und Mediclin]
       wurden die Pläne auf der Webseite des Gesundheitsministeriums bekannt
       gegeben. Demnach soll statt der Kinderstation in Parchim als
       „Modellprojekt“ eine Tagesklinik mit vier Betten entstehen. Glawe sicherte
       Asklepios zu, dass das Land eine ärztliche Stelle dafür finanziert. Der NDR
       berichtete auch von einem Hubschrauberlandeplatz für den Transport in
       andere Kliniken. Wer den finanzieren sollte: unklar.
       
       Die Station für Gynäkologie und Geburtshilfe in Crivitz soll zum Jahresende
       geschlossen werden. Die dortige Klinik wird von Mediclin betrieben, 52
       Prozent an dem Träger hält der Asklepios-Konzern. Die Geschäftsführer
       sprechen von einem Zusammenschluss von Parchim und Crivitz „aus
       qualitätsmedizinischen Erwägungen“.
       
       Torsten Koplin, sozialpolitischer Sprecher der Linksfraktion, hat eine
       andere Einschätzung. Asklepios habe seine Konzernstruktur neu geordnet und
       das Land unterstütze das mit den aktuellen Plänen. „Ich bin der Meinung,
       der Minister hat sich über den Tisch ziehen lassen“, sagt Koplin zur taz.
       
       Ähnlich kritisch äußert sich der gesundheitspolitische Sprecher des
       Koalitionspartners SPD, Julian Barlen. „Zielstellung war, die Kinderstation
       in Parchim und damit die Geburtshilfe zu erhalten“, sagt er. „Hierfür aber
       die Geburtsstation in Crivitz zu opfern und die Schaffung einer
       kindermedizinischen Tagesversorgung zudem durch eine landesfinanzierte
       Stelle erkaufen zu müssen, ist keine Lösung.“
       
       Der Klinikbetreiber habe sich offenbar mit seiner Strategie der
       Gewinnmaximierung über die berechtigten Interessen der Bevölkerung
       hinwegsetzen können. „Wer einen Versorgungsauftrag übernimmt, der übernimmt
       auch Verantwortung“, sagt Barlen. „Zu dieser muss man stehen und kann nicht
       einfach weniger profitable Abteilungen zur Verhandlungsmasse werden
       lassen.“
       
       Als Ergebnis der Kabinettssitzung gab der Regierungssprecher am Dienstag
       bekannt, dass Glawe weitere Gespräche mit den Klinikbetreibern führen
       werde, „mit dem Ziel, zu einer anderen Lösung zu kommen“.
       
       ## Anträge im Landtag
       
       Eine Anfrage der taz an das Gesundheitsministerium blieb bis
       Redaktionsschluss unbeantwortet. Damit bleibt offen, warum Glawe eine vom
       Land finanzierte ärztliche Stelle zugesichert hat und wie er jemanden für
       die Stelle finden will. Laut Asklepios gab es „nicht eine Bewerbung!“ Auch
       das kann bezweifelt werden, hieß es doch im September noch, es habe „kaum“
       Bewerbungen gegeben, es seien aber keine geeigneten Kandidat*innen dabei
       gewesen.
       
       Die Koalition will sich laut Barlen für den Erhalt der Abteilungen
       einsetzen und in der Landtagssitzung am Mittwoch einen entsprechenden
       Antrag einbringen.
       
       11 Dec 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Asklepios-schliesst-Kinderstation/!5625777
 (DIR) [2] https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/wm/Aktuell/?id=155837&processor=processor.sa.pressemitteilung
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marthe Ruddat
       
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