# taz.de -- Groß Britannien: Johnsons Goldjunge
       
       > Das Finanzministerium gilt als das zweitmächtigste Ministerialamt
       > Großbritanniens. Der 39-Jährige Rishi Sunak steht ihm seit Mittwoch vor.
       
 (IMG) Bild: Lächelt das Lächeln eines wohl Erzogenen: der neue britische Finanzminister Rishi Sunak
       
       Als Rishi Sunak im letzten Jahr in einigen Debatten an die Stelle [1][Boris
       Johnsons] trat, müssen sich manche über dieses „neue Gesicht“ noch
       gewundert haben. Einige Monate später führt der 39-Jährige, der in der
       südenglischen Hafenstadt Southampton zur Welt gekommen ist, das britische
       Finanzministerium. Der Posten gilt als das zweitmächtigste Ministerialamt
       Großbritanniens. Seine Großeltern stammen aus Punjab, sie wanderten über
       Ostafrika nach England ein.
       
       Die beste Erziehung für ihre Kinder war dieser Familie schon damals
       wichtig. Sunaks Vater war Arzt und seine Mutter Apothekerin. Die beiden
       schickten ihren ersten Sohn, Suna hat zwei Geschwister, auf eines der
       renommiertesten Privatinternate des Landes, Winchester College. Schon bald
       wird er Schulsprecher.
       
       Der nächste Schritt sind die besten Hochschulabschlüsse des Landes, so wie
       PPE (Philosophy, Politics and Economics) in Oxford. Selbstverständlich
       graduiert er mit einer Eins und krönt seinen Erfolg mit einem
       Fullbright-Stipendium zu einem Master of Business Administration in
       Stanford.
       
       Die Bank Goldman Sachs ist dann die erste, die den Goldjungen anheuert.
       Nach ein paar anderen Positionen sorgt schließlich sein Schwiegervater für
       die nächste Stellung. Es ist der indische Milliardär N. R. Narayana Murthy,
       der den Schwiegersohn zum Direktor der Investmentfirma Catamaran Ventures,
       einer der Firmen in seinem Besitz macht. So wie so manche in der Branche
       glauben, ihre Privilegien und Machtpositionen müssten auch in politische
       Macht übergehen, so glaubt es Sunak. 2015 lässt er sich im nordenglischen
       Richmond, Nordyorkshire, für die Tories aufstellen und gewinnt 2019 sogar
       mit 63,6 Prozent.
       
       ## Sein Machtausbau ist noch nicht beendet
       
       Seine Arbeit im Finanzministerium beginnt er unter Boris Johnson im Juli
       2019 als führender Staatssekretär der Staatsfinanzen, einer Position unter
       dem damaligen Finanzminister Sajid Javid. [2][Seit Mittwoch nun ist Sunak
       selbst Finanzminister]. Manch einer glaubt, dass sein Machtausbau damit
       noch nicht beendet sei. Sunak, so schreibt etwa die Financial Times,
       könnte zukünftiger Premierminister werden. Dabei ist der ehemalige
       Streberjunge keiner der rohen Sorte. Sein Auftreten bei Fernsehdebatten ist
       stets adrett, sein Lächeln wie das eines wohl erzogenen.
       
       Die [3][Konservativen] feiern ihn – wie Boris Johnson – als sehr erfahren
       und kompetent, und anders als sein Vorgänger Sajid Javid, der ja nur Sohn
       eines Busfahrers und einer nicht englisch sprechenden Mutter ist, der auf
       eine staatliche Schule ging und sich im Finanzsektor durchkämpfte. Ob Sunak
       die Art von politischen Führern darstellt, die auf die „Vergessenen des
       Nordens“ hören, jene ehemaligen Labour-Wähler, die lieber die Konservativen
       wählten, um ihre Stellung mit dem Brexit zu verbessern, wird sein erster
       Test sein.
       
       Surak ist begeisterter Fan von „Star Wars“. Wie kann es auch anders sein
       als einer, der es gelernt hat, nach den Sternen zu greifen und sie zu
       erobern?
       
       13 Feb 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Wirtschaftspolitik-mit-Boris-Johnson/!5609128&s=Great+Britain/
 (DIR) [2] /Kabinettsumbildung-nach-dem-Brexit/!5660060
 (DIR) [3] /Tory-Parteitag-in-Manchester/!5631021&s=Sajid+Javid/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Zylbersztajn
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Bundesministerium der Finanzen (BMF)
 (DIR) Großbritannien
 (DIR) Boris Johnson
 (DIR) Schwerpunkt Brexit
 (DIR) Schwerpunkt Brexit
 (DIR) Wirtschaftspolitik
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Essen nach dem Brexit: So schmeckt Great Britain
       
       Die englische Küche hat nicht den besten Ruf. Völlig zu Unrecht, finden
       unsere Autor*innen. Dreizehn Liebeserklärungen.
       
 (DIR) Pro und Contra zum EU-Austritt: Ist der Brexit gut für die Insel?
       
       Yes? No? Stay? Go? Zwei britische Wissenschaftler streiten über den
       Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union.
       
 (DIR) Wirtschaftspolitik mit Boris Johnson: Der Donald von Großbritannien
       
       Boris Johnson erinnert nicht nur in seinem Populismus an den US-Präsidenten
       Donald Trump. Auch bei ökonomischen Fragen ticken sie ähnlich.