# taz.de -- Thüringer Ministerpräsidentenwahl: Zählkandidat gegen Ramelow
       
       > Die AfD stellt den parteilosen Bürgermeister Christoph Kindervater gegen
       > Bodo Ramelow auf. Sonderlich ernst nimmt der Gegenkandidat die Aktion
       > nicht.
       
 (IMG) Bild: AfD-Kandidat Christoph Kindervater, ein Eiferer gegen das „Merkel-Regime“
       
       Die Show ist bei der [1][Wahl eines Ministerpräsidenten im Thüringer
       Landtag am Mittwoch] garantiert, womöglich sogar ein Krimi. Der 2014
       gewählte und nach Verlust der rot-rot-grünen Mehrheit seit Oktober 2019
       geschäftsführend amtierende Linke Bodo Ramelow ist bester Laune, seit die
       AfD einen Gegenkandidaten präsentiert. So könne der schwammige Wortlaut der
       Landesverfassung eindeutig interpretiert werden, wonach im dritten Wahlgang
       „die meisten Stimmen“ genügen.
       
       Der Thüringer Wahlkrimi rührt zum einen daher, dass der am Dienstag
       besiegelten Minderheitskoalition von Linken, SPD und Grünen vier Stimmen an
       einer eigenen Mehrheit fehlen. Zum anderen sorgt eine beispiellose Eierei
       der „destruktiven Mehrheit“ von AfD, CDU und FDP für Konfusion.
       
       [2][Der lädierte CDU-Spitzenmann Mike Mohring] verzichtete klugerweise Ende
       November auf eine Kandidatur gegen Ramelow. Mittlerweile ist die Union auf
       weniger als 20 Prozent abgerutscht. Dennoch gehen Gerüchte, die
       kämpferische CDU-Landrätin Martina Schweinsburg könne als Joker aus dem Hut
       gezaubert werden. Die AfD war zu feige, etwa mit Björn Höcke einen eigenen
       Kandidaten auf die Wahlbühne zu schicken.
       
       Stattdessen wurde ein Quereinsteiger gesucht, der entweder einfältig oder
       unbedeutend genug war, sich als Zählkandidat zu verschleißen. Im Dörfchen
       Sundhausen fand sich dann mit Bürgermeister Christoph Kindervater ein
       Eiferer gegen das „Merkel-Regime“, dessen Horizont beschränkt genug ist. Er
       nimmt das angestrebte Ministerpräsidentenamt so ernst, dass er heute gar
       nicht erst im Landtag erscheint.
       
       Sollte Kindervater spätestens im dritten Wahlgang nicht zurückziehen, will
       auch noch der FDP-Vorsitzende Thomas Kemmerich in den Ring steigen. Oder
       zumindest Bodo Ramelow irgendwie in Verlegenheit bringen. Die große
       Zaubershow der Thüringer Mehrheitsopposition könnte aber auch ganz schnell
       zu Ende sein, wenn Überläufer aus der zerrissenen CDU dem populären Bodo
       Ramelow schon im ersten oder zweiten Wahlgang eine absolute Mehrheit
       verschaffen.
       
       5 Feb 2020
       
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