# taz.de -- Rausschmiss von Zweitwohnsitz-Bewohnern: Kurzsichtiges Herumschubsen
       
       > Es sind besondere Zeiten. Aber gerade jetzt sollte Schleswig-Holstein
       > nicht diejenigen schikanieren, von deren Anwesenheit das Land sonst
       > profitiert.
       
 (IMG) Bild: Das richtige Kennzeichen? Fahrzeugkontrolle im Corona-Zusammenhang
       
       Es kommen ja auch wieder bessere Zeiten. Wenn [1][das Coronavirus] erst
       seinen Schrecken verloren hat, also gerne früher als später, dann wird auch
       wieder Zeit sein – dafür, zum Beispiel, sich nicht herumzuschummeln um eine
       echte Abwägung rechtlicher Ansprüche.
       
       Denn das scheint ja geschehen zu sein [2][am Verwaltungsgericht in
       Schleswig]: Es hatte nach eigenem Dafürhalten nicht genügend Zeit, sich
       wirklich damit zu beschäftigen, ob dieser oder jener
       schleswig-holsteinische Landkreis berechtigt war, Menschen rauszuschmeißen,
       die dort leben. Ja: leben, und sei es nicht das ganze Jahr; die
       währenddessen auch konsumieren und jene Steuern zahlen, die auf so ein
       Dasein erhoben werden.
       
       Gut möglich also, dass die juristische Klatsche dann keinen Bestand hat,
       die das Gericht jetzt den gegen solches Herumgeschubstwerden klagenden
       Nicht-Landeskindern verpasst hat. Zumal spät am Montag die Kieler
       Landesregierung [3][einen einheitlichen Umgang angeordnet] hat mit
       Ferienimmobilien und denen, die drin wohnen.
       
       Wenn das Virus erst besiegt ist oder wenigstens nicht mehr eine so
       unkalkulierbare Gefahr darstellt wie dieser Tage, dann werden die sonst ja
       so gern gesehenen Gäste und die, die von solchen Gästen profitieren – also
       die, die immer da wohnen, wo andere es nicht immer tun: Sie alle werden ja
       wieder miteinander auskommen müssen.
       
       Nicht jede Pöbelei – und zu solchen soll es gekommen sein zwischen „denen“
       und „uns“ in den touristischen Regionen – lässt sich per Erlass regeln oder
       per Gerichtsurteil. Es sind ja wirklich besondere Zeiten gerade, da liegen
       die Nerven bei vielen ums Entscheidende offener da als sonst, ist die
       Geduld noch etwas schneller ausgereizt, flüchtet sich mancher in einfache,
       in falsche Lösungen fürs sonst nicht zu fassende Geschehen; Stammesdenken
       und Abwehrreflexe gegen vermeintlich Fremdes, das erleben wir dieser Tage
       [4][weiß Gott nicht nur im echten Norden].
       
       Und doch: Wer in ruhigen, in von der Sonne beschienenen Zeiten gut von der
       Gastfreundschaft lebt, vor allem aber: wer das auch in Zukunft wieder tun
       will, nach dem gerade aufziehenden Sturm, der ist gut beraten, sie nicht
       als allererstes über Bord zu werfen.
       
       24 Mar 2020
       
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