# taz.de -- Netflix-Serie „Tiger King“: Verrückt und flauschig
       
       > Die beliebte Miniserie zeigt bizarre Menschen und ihre Großkatzen. Die
       > Tiere dienen dabei primär als Schocker. Um ihr Wohlbefinden geht es
       > nicht.
       
 (IMG) Bild: Hauptdarsteller Joe Exotic mit seiner Hauskatze
       
       Die beliebte Doku-Miniserie „Tiger King“ hat alles, um das Publikum von der
       Coronakrise abzulenken: bizarres Personal, unglaubliche Plottwists, eine
       Blutfehde und Tiger.
       
       Während man sich bei weniger intensiven Seherlebnissen mittlerweile dabei
       erwischt, wie man kontrolliert, [1][ob die Menschen, die zu sehen sind, den
       Corona-Sicherheitsabstand einhalten], ist die Story um den schwulen
       Privatzoobesitzer und „Tiger King“ Joe Exotic zu krass für solche Gedanken.
       Keine einordnende Stimme aus dem Off unterbricht die egomanen
       Protagonist*innen, wenn sie von ihrer Parallelwelt erzählen, von Tigern,
       Löwen, Pumas, von Affen, Kamelen und Alligatoren, von Mordaufträgen,
       FBI-Agenten, Polygamie und Präsidentschaftskandidaturen.
       
       Neben dem Zooeintritt und dem Souvenirverkauf sind das Streicheln von
       Babytigern und Raubtier-Selfies Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Deshalb
       leben in den schäbigen Privatzoos der USA mittlerweile [2][mehr Tiger als
       weltweit in freier Wildbahn].
       
       ## Tiere als Flausch- und Schockelemente
       
       Der charismatische und cholerische, mit zwei Ehemännern zusammenlebende
       Redneck-Cowboy Exotic ist einer der bedeutendsten Großkatzenzüchter der
       USA. Ohne diesen Protagonisten wäre die Serie wohl nicht so ein Erfolg.
       Allerdings auch nicht ohne seine nicht weniger absonderliche
       Gegenspielerin, die ständig Catprint tragende Carole Baskin. Diese hält
       zwar ebenfalls Tiger und andere Großkatzen, betreibt jedoch keinen Zoo,
       sondern ein Tierasyl.
       
       Die Tiere werden aber eher als Flausch- und Schockelemente eingesetzt, es
       geht nicht um ihr Wohlbefinden. Während Einzelheiten aus dem Privatleben
       der Protagonist*innen detailliert beleuchtet werden – der Frage, ob Baskin
       ihren zweiten Ehemann umgebracht und an die Tiger verfüttert hat, wird eine
       ganze Folge gewidmet – wird an keiner Stelle der siebenteiligen
       Netflix-Serie auf die Lebendbedingungen der Tiere eingegangen.
       
       Die unfassbaren Aktionen der menschlichen Protagonist*innen anzuschauen
       ist, wie einem Autounfall in Zeitlupe zuzusehen, bei dem sich die meisten
       Beteiligten bis vor dem Aufprall pudelwohl fühlen und sicher sind, dass die
       Sache gut ausgehen wird. Daneben erscheinen die eigenen
       Lebensentscheidungen, so schlecht sie auch sein mögen, unheimlich
       reflektiert.
       
       6 Apr 2020
       
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