# taz.de -- BER bald auf – Tegel bald dicht: Schon jetzt Debatte ums Fliegen
       
       > BER nimmt letzte Hürde, Tegel soll mangels Kunden schließen: Die
       > Auswirkungen der Pandemie auf den Flugverkehr sind immens. Ein
       > Wochenkommentar.
       
 (IMG) Bild: Sieht ganz gut aus für den BER: Techniker sind in der Abflughalle unterwegs
       
       BERLIN taz | Nur ein Tag lag zwischen zwei geradezu epochalen Nachrichten,
       die gleichwohl widersprüchlicher nicht sein könnten: Am Dienstag erhielt
       das Hauptterminal des BER die Betriebsgenehmigung. Damit gilt die Eröffnung
       des Pannenflughafens im Oktober als sehr, sehr, sehr wahrscheinlich. Tags
       darauf beschloss der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft (FBB), bei der
       Luftfahrtbehörde einen Antrag auf Schließung des innerstädtischen
       Flughafens Tegel zu stellen – spätestens ab Juni für erst mal zwei Monate.
       Grund ist die Coronakrise.
       
       Die hat längst eine massive Krise des Flugverkehrs weltweit zur Folge. Kaum
       etwas ist von den Auswirkungen der Pandemie, den folgenden Reiseverboten
       und Grenzschließungen so betroffen wie Fluglinien. An Berlins beiden
       Flughäfen werden derzeit im Schnitt noch 1.000 Passagiere abgefertigt, pro
       Tag wohlgemerkt. Das entspricht 1 Prozent der zu dieser Zeit üblichen
       Fluggäste. 200.000 Euro Minus erwirtschaftet Tegel laut FBB derzeit jeden
       Tag. Und ein Ende der Misere erwarten Experten und auch Flughafenchef
       Engelbert Lütke Daldrup in diesem Jahr nicht mehr.
       
       Angesichts des Plans, Tegel zeitweilig vom Netz zu nehmen, stellt sich die
       Frage, ob es die mehrere Male verschobene Eröffnung des BER gerade
       überhaupt noch braucht. Berliner Grüne und auch die SPD fordern eine
       Debatte darüber, welche Flüge nach der Coronakrise und angesichts der
       Klimakrise wirklich zu vertreten seien. Den BER stellen sie dabei zwar
       nicht in Frage, wohl aber bereits diskutierte Ausbauvarianten, weil man ja
       befürchtet hatte, der Flughafen sei bald zu klein angesichts von jährlich
       weit über 35 Millionen Passagieren in Berlin.
       
       ## Offensichtlich, wer bremst
       
       Auch wer in dieser Debatte die Bremser sein werden, ist offensichtlich.
       Denn der Bund, einer der drei Eigentümer von Tegel, BER und Schönefeld,
       stemmt sich allen wirtschaftlichen Erwägungen zum Trotz weiter gegen eine
       Schließung von Tegel. In der Gesellschafterversammlung blockierte das
       Bundesverkehrsministerium eine Einigung.
       
       Den Antrag auf Schließung stellte Lütke Daldrup dennoch – eine
       anderslautende Weisung der Eigentümer habe es nicht gegeben, sagte er am
       Mittwoch. Und man meinte, selbst bei diesem stets nüchtern und neutral
       auftretenden Mann ein gewisses Unverständnis über so viel Dickköpfigkeit
       heraushören zu können.
       
       Der Bund befürchtet wohl, dass Tegel, einmal geschlossen, mangels Bedarf
       den Sommer über gar nicht mehr aufmacht und Ende Oktober planmäßig ersetzt
       wird durch die Eröffnung des BER. Das wäre wahrscheinlich tatsächlich so.
       
       Es ist blanke Ideologie und Klientelbefriedigung, die den Bund daran
       hindert, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Schlimmer noch:
       CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer wird registrieren müssen, dass ein
       guter Teil der Geschäftskunden ganz aufs Fliegen verzichtet und kosten- und
       emissionssparend weiter wie in der Krise erprobt per Videokonferenz sich
       „meetet“. Oder zumindest bei innerdeutschen Dienstreisen auf die bei
       Scheuer unbeliebte Bahn umsteigt.
       
       Diesen Mobilitätswandel aufzuhalten durch Festhalten an überkommenden
       Strukturen ist zwar eine alte Taktik, aber eine sehr teure. Ob sich das
       Land diese Kosten angesichts der milliardenteuren Coronahilfen wird leisten
       können? Und wollen?
       
       2 May 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bert Schulz
       
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