# taz.de -- Europäische Solidarität zu Coronazeiten: Coronabonds beliebter als gedacht > 48 Prozent der Deutschen wollen europäische Staatsanleihen, um Italien im > Euro zu halten. Das sagt eine Studie des Max-Planck-Instituts. (IMG) Bild: Ein „Italexit“ könnte für Deutschland teuer werden BERLIN taz | Es ist eine gute Nachricht für die Eurozone: Eine Mehrheit der Deutschen lehnt Coronabonds nicht ab – sobald ihnen bewusst wird, wie teuer es für die deutsche Wirtschaft wird, falls Italien aus dem Euro aussteigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln, das im April eine repräsentative Umfrage mit 4.500 Personen durchgeführt hat. Dabei stellte sich heraus: Als die Befragten keinerlei Zusatzinformationen erhielten und allein aus ihrem Bauchgefühl heraus entscheiden sollten, waren nur 42 Prozent dafür, Italien im Euro zu halten. Fast genauso viele, nämlich 38 Prozent, votierten für einen Austritt Italiens. Der Rest zeigte sich unentschieden. Nachdem die Befragten aber über die Kosten informiert wurden, die ein „Italexit“ für Deutschland hätte, stimmten 51 Prozent dafür, dass Italien in der Eurozone bleibt. Für einen Italexit sprachen sich nur noch 30 Prozent aus. Auch die Zustimmung zu Coronabonds nahm stark zu, wenn die Befragten über ein umfassendes Bild verfügten. Dann waren 48 Prozent der Befragten dafür, gemeinsame europäische Staatsanleihen auszugeben, um die Verwerfungen der Pandemie zu stemmen. Die Debatte um Coronabonds wird neu befeuert, weil das Bundesverfassungsgericht die jetzige Praxis als [1][„teilweise verfassungswidrig“] bezeichnet hat: Bisher hat die Europäische Zentralbank Staatsanleihen der Euroländer aufgekauft, um die Zinsen zu drücken. Wenn die EZB sich zurücknehmen soll, bleiben nur Coronabonds: Die Zinsen für diese Papiere wären niedrig, weil die Wirtschaftskraft der ganzen Eurozone dahintersteht. Die Bundesregierung [2][lehnt Coronabonds bisher ab], weil sie befürchtet, damit Wähler zur AfD zu treiben. Studienautor Björn Bremer hält das für falsch: „Die deutsche Politik sollte mehr Angst vor den Lega-Wählern in Italien als vor den deutschen AfD-Wählern haben.“ Parallel zur deutschen Umfrage gab es Erhebungen in Italien. Ergebnis: In den letzten drei Jahren ist die Unzufriedenheit über die wirtschaftliche Lage stark gestiegen. Ende April sprach sich eine Mehrheit der Italiener dafür aus, die EU zu verlassen. 6 May 2020 ## LINKS (DIR) [1] /Verfassungsrichter-zu-Anleihekaeufen/!5682971 (DIR) [2] /EU-Gipfel-und-Corona/!5680824 ## AUTOREN (DIR) Ulrike Herrmann ## TAGS (DIR) Coronabonds (DIR) EZB (DIR) Staatsanleihen (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron (DIR) Schwerpunkt Coronavirus (DIR) Bundesverfassungsgericht (DIR) EZB (DIR) EZB (DIR) EZB (DIR) Schwerpunkt Coronavirus ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Wiederaufbaufonds für die EU: Merkel fährt jetzt auf SPD-Kurs Der Widerstand in der Unionsfraktion gegen den Macron-Merkel-Plan bleibt verhalten. In der SPD zeigt man sich zufrieden. (DIR) Corona-Unterstützungsfonds für die EU: Widerstand gegen Wiederaufbau-Plan 500 Milliarden Euro wollen Merkel und Macron für die coronagebeutelten EU-Staaten lockermachen. Der Süden ist erfreut, der Norden wenig begeistert. (DIR) Berliner Wirtschaft in der Coronakrise: Düstere Aussichten für Hotels & Co Experten gehen von einem Wirtschaftsrückgang von bis zu 15 Prozent aus. Dieser dürfte damit in Berlin stärker ausfallen als im Bundesdurchschnitt. (DIR) EU erwägt Verfahren gegen Deutschland: Katastrophales Urteil Schwere Folgen des Bundesverfassungsurteils gegen die EZB: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erwägt Verfahren gegen Deutschland. (DIR) Urteil des Bundesverfassungsgerichts: Geldpolitik, das sind wir Was gute Geldpolitik ist, bestimmt am Ende die EZB selbst: Das mag in einem demokratisch verfassten Staatswesen aufstoßen, ist aber unvermeidlich. (DIR) Bundesverfassungsgericht zu EZB: EU-Kommission macht sich Sorgen Die Frankfurter Börse hat sich vom Urteil zur Europäischen Zentralbank erholt. Doch die 90-tägige Frist könnte sich als Zeitbombe erweisen. (DIR) EZB-Urteil des Bundesverfassungsgerichts: Perfider Quatsch Das Bundesverfassungsgericht beschädigt mutwillig den Ruf der EZB – allein um sich selbst mit Bedeutung zu umwehen. (DIR) EZB sieht schwere Rezession kommen: Lagarde hält an Notprogrammen fest Die Europäische Zentralbank stellt erschreckende Szenarien zur EU-Wirtschaft vor, bietet aber die weitere Hilfe der Geldpolitik an.