# taz.de -- Unterricht in der Coronakrise: Schule als Feldversuch
       
       > Noch vor den Ferien den Vollunterricht erproben? An die Lehrer:innen über
       > 60 denkt dabei niemand.
       
 (IMG) Bild: Klassenzimmer in NRW: Bald sollen die Stühle hier wieder besetzt sein
       
       Welche Corona-Ansteckungsgefahr von Kindern ausgeht, darüber streiten
       derzeit Virolog:innen. Dennoch haben die Bundesländer erstaunlich wenig
       Bedenken, auch ohne wissenschaftliche Gewissheit die Schulen für ein großes
       Experiment zu öffnen: Führt die [1][Rückkehr zum normalen Unterricht] dazu,
       dass sich das Corona-Virus wieder stärker ausbreitet? Sachsen,
       Sachsen-Anhalt, Thüringen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein haben
       sich schon bereit erklärt, diese Wette einzugehen. Auch
       Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) forderte am Wochenende, nach
       den Sommerferien zum „vollen Unterricht“ zurückzukehren.
       
       Man kann [2][Verständnis für diesen Schritt] aufbringen, schließlich ist
       der Leidensdruck in den Familien und bei den Schüler:innen hoch. Und die
       Infektionszahlen, da sind sich die Virolog:innen einig, geben das Wagnis
       auch her. Der Kieler Infektionsmediziner Helmut Fickenscher plädiert sogar
       für eine schnelle „Erprobungsphase“ noch vor den Ferien. Und legitimiert
       damit die Ankündigung der Schleswig-Holsteiner Regierung, die Grundschulen
       schon ab kommender Woche komplett zu öffnen. „Das ist besser, als nach den
       Ferien ohne eine solche Erprobungsphase ins neue Schuljahr zu starten“,
       sagte Fickenscher der dpa.
       
       Klingt plausibel. Doch leider wird in dem großen Feldversuch eine Gruppe
       gar nicht berücksichtigt: die der Lehrer:innen. Wie wenig ernst die Politik
       deren Sorgen nimmt, hat man zuletzt in Nordrhein-Westfalen gesehen. Dort
       verpflichtete FDP-Schulministerin Gebauer auch Lehrer:innen über 60,
       mündliche Abiturprüfungen abzunehmen. Das sorgt für Irritation – und führt
       unter Umständen dazu, dass sich Lehrkräfte aus Selbstschutz krankmelden.
       
       In Zeiten überalteter Kollegien keine rosige Aussicht. Statt ihr Personal
       zu verprellen, könnten sich die Ministerien ja um zeitweisen Ersatz
       bemühen. Etwa bei gesunden Lehramtsstudierenden, die statt im digitalen
       Frust-Semester ihre Zeit lieber an einer Schule verbringen würden. Man
       müsste sie halt anständig bezahlen. Aber am Geld kann es in Zeiten von
       Corona-Staatshilfen in Milliardenhöhe ja nicht liegen.
       
       2 Jun 2020
       
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