# taz.de -- Rechtsextreme in Bundeswehr: Ein KSK-Soldat und seine Leute
       
       > Lange Zeit ließ man „Hannibal“ in der Spezialtruppe gewähren. Zusammen
       > mit Kollegen bereitete er sich auf einen „Tag X“ vor.
       
 (IMG) Bild: KSK-Soldaten während einer Übung in Calw in Baden-Württemberg
       
       BERLIN taz | Das Kommando Spezialkräfte ist eine geheimnisumwobene Einheit,
       zuständig für die härtesten Einsätze der Bundeswehr. Das KSK zieht Soldaten
       an, die bereit sind, mehr zu geben als andere. Wenn es etwa darum geht,
       wochenlang in kleinen Trupps in Afghanistan Terroristen zu jagen oder das
       Leben aufs Spiel zu setzen, um deutsche Geiseln im Ausland zu befreien. Und
       das KSK mit Sitz in Calw im Schwarzwald zieht auch Menschen an, die das
       Geheimnisvolle lieben. Zum Beispiel André S., geboren 1985 in Halle an der
       Saale.
       
       André S. war zuerst Fallschirmjäger und schaffte dann die wohl härteste
       Aufnahmeprüfung der Republik. Er begnügte sich aber nicht damit, als
       Kommandosoldat zu trainieren und für die Bundeswehr zu kämpfen, unter
       anderem mehrfach in Afghanistan. Er machte auch sein eigenes Ding.
       
       André S. wurde Mitglied in Freimaurerlogen und Ritterorden, und unter
       seinem Spitznamen „Hannibal“ orchestrierte er ein Netzwerk von Chatgruppen,
       in denen sich sogenannte Prepper auf einen „Tag X“ vorbereiten, eine
       drohende Katastrophe. Oft damit gemeint: das angebliche Überranntwerden des
       Landes durch Geflüchtete. Mit dabei: mehrere KSKler. Gegen einige
       Mitglieder dieser Gruppen wird wegen Terrorverdachts ermittelt, der
       [1][Bundeswehrsoldat Franco A.] steht demnächst vor Gericht. Gegen Hannibal
       selbst sind zwei Verfahren wegen Verstoßes gegen das Waffen- und das
       Sprengstoffgesetz anhängig.
       
       Zusammen mit anderen KSK-Soldaten hat André S. 2012 auch [2][den Verein
       Uniter e. V.] ins Leben gerufen. Manche der Mitglieder ließen sich auch in
       einem Lazarus-Orden zum Ritter schlagen. Den Verein hat er 2016 in
       Stuttgart neu gegründet, zusammen mit einem Mitarbeiter des
       Verfassungsschutzes.
       
       ## Das Ziel war, gefechtsbereit zu sein
       
       Die taz hat seit 2017 Recherchen über das Hannibal-Netzwerk veröffentlicht.
       Sie ergaben, dass Hannibal und seine Kameraden hinter den Kulissen eine
       [3][streng hierarchische Organisation im Sinn hatten], mit sektenartigen
       Ritualen und einem Ziel: gefechtsbereit zu sein. Hannibal leitete
       paramilitärische Trainings und strebte eine Kooperation mit dem
       philippinischen Autokraten Duterte an – als eine Art Söldnergruppe.
       [4][Seit Kurzem führt das Bundesamt für Verfassungsschutz Uniter als]
       Prüffall wegen des Verdachts des Rechtsextremismus.
       
       Beim KSK hatte man Hannibal lange gewähren lassen, erst Anfang 2018 wurde
       er wieder zu den Fallschirmjägern versetzt. Im Herbst 2019 kehrte er der
       Bundeswehr ganz den Rücken.
       
       Als Geheimdienst der Bundeswehr ist es die Aufgabe des Militärischen
       Abschirmdienstes (MAD), Extremisten in den eigenen Reihen zu enttarnen.
       Aber der MAD musste zugeben, dass er lange nicht so richtig mitbekam, was
       im KSK eigentlich los ist. Zumindest eine Auskunftsperson, also eine Art
       Quelle, hatte der MAD in Calw. Es war wohl nicht die geeignetste Person:
       Hannibal selbst.
       
       1 Jul 2020
       
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