# taz.de -- Skandal beim Kommando Spezialkräfte: Teamgeist und erhöhte Geheimhaltung
       
       > Das KSK ist in der jetzigen Form nicht reformierbar. Es braucht eine neue
       > Einheit mit demokratischer, transparenter Struktur.
       
 (IMG) Bild: Mitglieder des KSK bei einem Training in Calw im Dezember 2002
       
       Natürlich ist es möglich, einen Fuchs in den Hühnerstall zu sperren und ihn
       aufzufordern, dort in sich zu gehen und endlich Vegetarier zu werden. Es
       verspricht aber wenig Aussicht auf Erfolg. Und natürlich ist es möglich dem
       Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr, dem KSK, eine letzte
       „Bewährungschance“ einzuräumen, wie Verteidigungsministerin Annegret
       Kramp-Karrenbauer das tut, und auf die Selbstreinigungskräfte der so
       genannten Elitetruppe zu hoffen. Aber erfolgversprechend ist auch das
       nicht.
       
       Wer meint, die Probleme beim KSK seien nur die Spitze des Eisbergs, und die
       gesamte Bundeswehr sei von Rechtsextremisten unterwandert, macht es sich zu
       leicht. Ja, es hat seit Bestehen der Armee immer wieder Skandale gegeben.
       Wahr ist auch, dass Waffennarren und Leute mit einem Hang zu autoritären
       Strukturen in besonderer Weise vom Militär angezogen werden und es nicht
       immer gelingt, sie bei Bewerbungen zu entdecken.
       
       Aber im Großen und Ganzen funktioniert die Kontrolle, sogar besser als in
       vielen anderen Ländern. Hinter dem bei Gründung der Bundeswehr entwickelten
       Konzept der Inneren Führung, das sich am Leitbild des Staatsbürgers in
       Uniform orientiert, steht der Wille, demokratische Prinzipien auch in der
       Armee zu beachten. Dazu trägt bei, dass die Bundeswehr eine Parlamentsarmee
       ist: Auslandseinsätze bedürfen der Zustimmung des Bundestages, die
       Regierung alleine kann sie nicht einfach anordnen.
       
       So weit, so beruhigend. Und dann wurde 1996 das KSK gegründet. In der
       öffentlichen Debatte konzentrierten sich die Verantwortlichen auf eine
       vernünftig und harmlos klingende Erklärung: Deutschland könne nicht
       dauerhaft den Verbündeten zumuten, eigene Staatsbürger bei Gefahr für Leib
       und Leben aus den Händen von Terroristen oder Kriegsgebieten zu retten,
       weil es selbst nicht über Streitkräfte verfügte, die dafür ausgebildet
       seien.1994 hatte ein belgisches Kommando während des Völkermordes in Ruanda
       unter dramatischen Umständen Deutsche evakuiert.
       
       ## Nichts Genaues weiß man nicht
       
       Wer wollte da der Gründung des KSK schon widersprechen? Klang doch
       einleuchtend. Mit spektakulären Rettungsaktionen war das KSK allerdings
       bisher nicht befasst. Statt dessen mit – ja, womit eigentlich? Nichts
       Genaues weiß man nicht. Um die Sicherheit der Einsatzkräfte nicht zu
       gefährden, wird fast alles streng geheim gehalten, auch vor nahezu allen
       Mitgliedern des Bundestages. Nicht einmal Todeszahlen werden
       veröffentlicht. Die Prinzipien der Inneren Führung gelten angesichts der
       schwierigen Einsatzbedingungen bestenfalls eingeschränkt.
       
       Unerwartet kommt die Entwicklung nicht. „Hoher Teamgeist, erhöhte
       Geheimhaltungspflicht, möglicherweise Einschränkung demokratischer Rechte.
       All das birgt das Risiko, dass die Elitesoldaten meinen, sie könnten
       besondere Regeln für sich in Anspruch nehmen“, schrieb ich [1][1997] in der
       taz. Die Befürchtungen haben sich bestätigt.
       
       Rechtsextremismus ist ein großes, aber nicht das einzige Problem im
       Zusammenhang mit dem KSK. Die Struktur des Kommandos ist der eigentlich
       springende Punkt. Mir fehlt die Phantasie um mir vorzustellen, wie sie sich
       demokratisch reformieren lassen könnte. Ich sehe nur eine Lösung: Das KSK
       aufzulösen und eine völlig neue Einheit zu schaffen, befähigt zur
       Geiselbefreiung und zur Evakuierung in Notlagen, aber insgesamt vermutlich
       weniger effizient bei Kampfeinsätzen und Geheimoperationen. Dafür jedoch
       transparenter in seinen Aktivitäten und auch Parlament und Öffentlichkeit
       gegenüber zur Rechenschaft verpflichtet. Bei Nato-Verbündeten, vor allem in
       den USA, dürfte das auf wenig Begeisterung stoßen. Das muss ausgehalten
       werden.
       
       5 Jul 2020
       
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