# taz.de -- Streit zwischen Milka und Ritter Sport: Morgen zählt wieder Geschmack
       
       > Der Streit um die Form der Schokolade dürfte moderne Konsumenten kalt
       > lassen. Die interessieren sich mehr für den Zuckergehalt oder gar den
       > Geschmack.
       
 (IMG) Bild: Glänzende Verpackung. Aber Zeiten, in denen quadratisch automatisch gut war, sind vorbei
       
       Das Urteil im Streit [1][Milka gegen Ritter Sport ist ein Sieg] für beide
       Schokoladenproduzenten wie für alle Markenartikler, aber lang wird er nicht
       währen. Nicht nur am gestrigen Tag, auch immer wieder in den vergangenen
       zehn Jahren, so lange währte der ganze Rechtsstreit, teilte sich die
       Republik in Anhänger der lila Kuh oder des sportlichen Schokoladenquadrats,
       wenn das Thema hochkam.
       
       Es ist dann für viele wie eine kleine erholsame Reise zurück zu
       Kindheitstagen und in eine Zeit, als es noch Marken waren, die kulinarische
       Identitäten prägten. Ob der bessere Bohnenkaffee von Jacobs oder von
       Eduscho kam, das Eis von Schöller oder Langnese, Fruchtgummis von Katjes
       oder Haribo oder ob es Coca oder Pepsi-Cola sein musste, das war in der
       alten Bundesrepublik bisweilen so wichtig wie die Partei, die man wählte
       oder der Fußballverein, für den man brannte. Und manchmal hing das sogar
       eng zusammen.
       
       Aber die Zeiten, in denen quadratisch automatisch gut war, sind vorbei.
       Inzwischen werden aus treuen Kund*innen bewusste Kund*innen. Sie lassen
       sich keinen Lebensstil verkaufen, sie wählen für ihren Lebens- und
       Ernährungsstil aus. Und misstrauen dabei Verpackung und Etiketten. Sie
       fragen nach den inneren Werten, sie interessieren sich für die
       Produktionsbedingungen, sie geben bei Schokolade mehr Geld aus, wenn der
       Kakao [2][bio und fair angebaut] wurde. Und weil sich allein mit schönem
       Schein nichts mehr verkaufen lässt, konkurrieren Unternehmen, die immer
       noch auf ihre alten, floskelhaften Botschaften setzen, im Supermarkt
       inzwischen am unteren Ende der Preisliste und ringen mit Sonderaktionen um
       Marktanteile. Oder streiten vor Gericht um Form und Verpackung dessen, was
       sie zur Ramschware haben werden lassen.
       
       Aber was soll’s, was schadet ein unschuldiger Tag Nostalgie für die gute
       alte Milchschokolade? Ab morgen interessieren sich Verbraucher*innen wieder
       für Palmöl, den [3][Zuckergehalt] oder sogar den Geschmack. Und über den
       sagt es nichts aus, wenn eine Schokolade quadratisch ist oder der
       Butterkeks 52 Zähne hat. Aber auch diese Frage, steht zu befürchten, wird
       noch mal vor Gericht landen.
       
       23 Jul 2020
       
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