# taz.de -- Podcast „Nur Mut“: Ein Mensch hat vier Ohren
       
       > In der neuen Folge von „Nur Mut“ geht es ums Zuhören. Was bedeutet es,
       > wenn wir zuhören? Und warum brauchen wir dafür vier Ohren?
       
 (IMG) Bild: Zum richtigen Streiten gehört das Zuhören, so die Therapeutin Petra Muth im Gespräch mit Anett Selle
       
       KÖLN taz | In der 14. Folge vom taz-Podcast „Nur Mut – Anleitung für den
       Krisenkopf“ sprechen die Therapeutin Muth und die Journalistin Anett Selle
       über Zuhören. Schweigen, während die andere Person spricht, ist noch kein
       Zuhören. Vor allem nicht, wenn wir währenddessen überlegen, was wir als
       nächstes sagen wollen – anstatt zuzuhören, sagt die Therapeutin Petra Muth.
       „Dann ist das kein wirklicher echter Austausch.“ Tatsächlich geht es darum,
       die Sicht der anderen Person zu verstehen, neben unserer eigenen.
       
       Laut dem Psychologen Schulz von Thun hat alles, [1][was wir zueinander
       sagen], vier Möglichkeiten, wie es verstanden werden kann. Sagen wir
       beispielsweise: „Du bist ja mal wieder spät zu Hause heute.“ Dann enthält
       es einmal die Sachinformation: Es ist spät, du bist zu Hause. Aber es kann
       auch als Handlungsaufforderung verstanden werden, beispielsweise, dass wir
       morgen mal wieder früher zu Hause sein sollten.
       
       Drittens, können wir es als Aussage über uns verstehen, beispielsweise als
       Vorwurf im Sinne von: „Andere Sachen sind dir wichtiger, als [2][Zeit mit
       deiner Familie] zu verbringen.“ Und viertens, enthält der Satz die
       Selbstkundgabe, also eine Information über die Person, die ihn ausspricht.
       In diesem Fall beispielsweise: „Du hast mir gefehlt“ oder „Ich mache mir
       Sorgen.“
       
       Welche der vier Seiten wir hören, worauf wir also reagieren, hängt davon
       ab, mit welchem unserer vier Ohren wir zuhören. Dass alles, was wir
       zueinander sagen, vier mögliche Bedeutungen hat, bedeutet nicht, dass wir
       alles im Notizbuch aufschlüsseln müssen – oder sollten. „Es würde unsere
       Kommunikation ungemein behindern, wenn wir anfangen würden, alles zu
       analysieren“, sagt Muth. In schwierigen Situationen allerdings, könne es
       helfen.
       
       ## Total dramatisch
       
       „Oft stockt ja ein Gespräch“, sagt Muth. „Weil jeder mit sich und den
       eigenen Gedanken beschäftigt ist. Oder denkt: Die Person versteht mich
       nicht oder will mich nicht verstehen. Oder man ist in der Situation
       verhaftet und kommt nicht weiter.“ Die vier Ohren zu kennen nützt uns, wenn
       wir verfahren sind. [3][So ließen sich auch viele Streitigkeiten
       vermeiden], sagt Muth.
       
       „Einmal, wie bringe ich die Nachricht 'rüber. Wenn ich eine Sachinformation
       platzieren will und mache das total dramatisch, dann kann es sein, dass der
       Sachinhalt verloren geht.“ Und es hilft beim Zuhören. „Wenn ich weiß, ich
       neige dazu, eher einen Vorwurf an mich zu hören: Dann zum Beispiel kann es
       mir helfen, die vier Seiten zu kennen. Dann frage ich vielleicht eher nach,
       wie etwas jetzt gemeint war.“
       
       4 Jul 2020
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anett Selle
       
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