# taz.de -- Finanzministerium zu Wirecard: Scholz erfuhr nichts Neues
       
       > Finanzminister Olaf Scholz wurde im Februar 2019 von seinen Beamten über
       > Turbulenzen bei Wirecard informiert. Das stand damals auch in der
       > Zeitung.
       
 (IMG) Bild: Die Turbulenzen bei Wirecard waren längst öffentlich: Olaf Scholz bei einer Pressekonferenz
       
       Ab wann wusste Finanzminister Olaf Scholz (SPD), dass es beim DAX-Konzern
       Wirecard möglicherweise nicht mit rechten Dingen zuging? Auf diese Frage
       konzentriert sich derzeit die politische Diskussion in Berlin. Denn das
       Finanzministerium hat eingeräumt, dass Scholz am 19. Februar 2019 darüber
       unterrichtet worden war, dass die Finanzaufsicht Bafin „in alle Richtungen
       wegen Marktmanipulation ermittelt, das heißt, sowohl gegen Verantwortliche
       der Wirecard AG als auch gegen Personen, bei denen Hinweise zur Beteiligung
       an Marktmanipulationen vorliegen“. So steht es in einem Sachstandsbericht
       des Bundesfinanzministeriums, der dem Finanzausschuss des Bundestages am
       Donnerstagabend zugeleitet wurde.
       
       Bei näherer Betrachtung ist es allerdings nicht besonders interessant, dass
       die Beamten im Finanzministerium damals ihren Chef über Wirecard
       informierten. Denn die Turbulenzen bei dem DAX-Unternehmen waren längst
       öffentlich.
       
       Ab Ende Januar 2019 hatte die britische Zeitung Financial Times wiederholt
       berichtet, dass bei einer Wirecard-Tochter in Singapur „betrügerische
       Buchführung“ zu beobachten sei. Daraufhin ging die Wirecard-Aktie auf
       Talfahrt, was durch Leerverkäufe noch verstärkt wurde.
       
       Am 18. Februar 2019 schritt die Finanzaufsicht Bafin ein und verbot
       Leerverkäufe von Wirecard-Aktien. Gleichzeitig nahm die Staatsanwaltschaft
       München Ermittlungen auf – nicht etwa gegen Wirecard, sondern gegen
       Journalisten der Financial Times. Über diese öffentlich bekannten Vorgänge
       wurde Scholz dann am 19. Februar von seinen Beamten informiert.
       
       Die eigentliche Frage ist eine andere: Wie lässt sich verhindern, dass es
       erneut zu milliardenschweren Betrügereien in Konzernen kommt? Dazu war in
       dieser Woche nichts Relevantes aus dem Finanzministerium zu erfahren.
       
       17 Jul 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulrike Herrmann
       
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