# taz.de -- Studie zum Grundeinkommen: Für alle reicht es nicht
       
       > Eine Langzeitstudie mit 1500 Menschen erforscht das bedingungslose
       > Grundeinkommen. Was dessen Fans verschweigen: Der Staat hat nicht das
       > Geld dafür.
       
 (IMG) Bild: Einkaufsstraße in Berlin
       
       Der Traum ist so alt wie die Menschheit: der Traum vom Schlaraffenland.
       Niemand muss arbeiten, sondern der Bauch füllt sich von selbst. Nun scheint
       dieses Märchen wahr zu werden; „[1][bedingungsloses Grundeinkommen]“ heißt
       es heute. Jede BürgerIn soll 1.200 Euro im Monat bekommen. Vom Staat,
       netto.
       
       So schön diese Idee ist: Der Staat hat dieses Geld nicht. In Deutschland
       leben rund 83 Millionen Menschen. Es würde knapp eine Billion Euro kosten,
       alle mit einem Grundeinkommen von monatlich 1.200 Euro auszustatten.
       
       Die Fans des Grundeinkommens argumentieren gern, dass der Staat schon jetzt
       eine Billion Euro für Sozialleistungen ausgibt. Dieses Geld könnte man doch
       umverteilen. Nein, kann man nicht. Denn Transferleistungen wie Wohngeld
       oder Bafög machen nur einen kleinen Teil aus. Der große Rest fließt in
       Renten, Pensionen, Krankenhäuser, Ärzte und Altenpflege. Diese Ausgaben
       wären weiterhin nötig; das Grundeinkommen müsste man also zusätzlich
       finanzieren.
       
       Indirekt geben die Anhänger des Grundeinkommens zu, dass das Geld fehlt –
       indem sie Fragen zur Finanzierung hartnäckig ignorieren. Sie widmen sich
       lieber Themen, die bequemer sind. Der Verein „Mein Grundeinkommen“ ist
       typisch: Per Crowdfunding kam jetzt genug Geld zusammen, um das Deutsche
       Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mit einer [2][Langzeitstudie] zu
       beauftragen. 1.500 Menschen werden drei Jahre lang begleitet, 120 erhalten
       ein Grundeinkommen. Man will wissen, wie sich das Leben des Einzelnen
       verändert, wenn das Einkommen gesichert ist. Diese Frage ist interessant –
       ändert aber nichts daran, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle
       nicht finanzierbar ist.
       
       Es ist schade, dass die [3][politische Energie] fürs bedingungslose
       Grundeinkommen verschwendet wird. Denn ein „bedingtes“ Grundeinkommen ließe
       sich bezahlen. Man könnte eine vernünftige Grundrente einführen oder die
       Hartz-IV-Sätze anheben. Aber dafür streitet fast niemand.
       
       18 Aug 2020
       
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 (DIR) Ulrike Herrmann
       
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