# taz.de -- Tarifverhandlungen öffentlicher Dienst: Beifall war gestern
       
       > Keine Annäherung bei den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im
       > öffentlichen Dienst. Ab Dienstag drohen Warnstreiks.
       
 (IMG) Bild: Protestaktion am Wochenende in Berlin: Ver.di will nun mit Warnstreiks den Druck erhöhen
       
       POTSDAM taz | Ab dem kommenden Dienstag, dem 21. September, drohen
       Warnstreiks – das ist das einzig greifbare Ergebnis der zweiten
       Verhandlungsrunde für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und
       Kommunen. Das zweite Treffen mit der Arbeitgeberseite am Wochenende in
       Potsdam sei „sinnlos verplemperte Zeit“ gewesen, sagte der Vorsitzende der
       Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi), Frank Wernecke. „Von
       Respekt und Anerkennung gegenüber den Beschäftigten war nichts zu spüren.“
       Damit seien Arbeitskampfmaßnahmen nunmehr „unvermeidlich“.
       
       Verdi und der Deutsche Beamtenbund (dbb) [1][fordern für die rund 2,3
       Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes], die beim Bund oder den
       Kommunen beschäftigt sind, unter anderem eine Anhebung der Einkommen um 4,8
       Prozent, mindestens aber 150 Euro pro Monat. Die Ausbildungsvergütungen und
       Praktikantenentgelte sollen um 100 Euro pro Monat angehoben werden. Zu den
       gewerkschaftlichen Begehrlichkeiten gehören auch die Verbesserung von
       Altersteilzeitregelungen und die Angleichung der Arbeitszeit im Osten an
       die im Westen.
       
       Die Arbeitgeber wollen erst zur nächsten Verhandlungsrunde in rund einem
       Monat ein eigenes Angebot vorlegen. Vor dem Hintergrund der Coronapandemie
       und ihrer wirtschaftlichen Folgen müsse eine „vernünftige Balance“ gefunden
       werden, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Sonntag in
       Potsdam. Auf der einen Seite stünde die schwierige Finanzlage der
       öffentlichen Hand. Auf der anderen Seite gehe es darum, die
       Leistungsfähigkeit der Beschäftigten „richtig zu bewerten und zu würdigen“.
       Das gelte „insbesondere für die Personenkreise, die wir alle miteinander in
       den letzten Monaten als Helden bezeichnet haben“.
       
       Der Verhandlungsführer des Bundes sprach von „sehr sachlichen, sehr
       intensiven Gesprächen“ mit den Gewerkschaften. Ausdrücklich lobte Seehofer
       den Stil des Umgangs miteinander. Aufgrund der guten Atmosphäre sehe er
       auch durchaus die Chance, „dass wir uns auf dem Verhandlungsweg auf einen
       neuen Tarifvertrag verständigen“.
       
       Bis dahin wollen die Gewerkschaften jetzt erst einmal den Druck erhöhen.
       Dabei zielen sie vor allem auf die kommunalen Arbeitgeber, die sich weitaus
       weniger geschmeidig zeigen als der Innenminister. Verdi-Chef Wernecke warf
       ihnen eine „Verzögerungstaktik“ vor. Offensichtlich sei ihnen der Ernst der
       Situation nicht bewusst.
       
       Auch der dbb-Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach kritisierte die
       Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) scharf. „Die VKA kann
       nicht gleichzeitig die Ritualisierung des Verhandlungsablaufs kritisieren
       und dann immer nur Runde für Runde gebetsmühlenartig mehrjährige Nullrunden
       fordern“, sagte Silberbach. „So kommen wir nicht weiter.“
       
       Wie Verdi bereitet sich der dbb nun auf Warnstreiks mit regionalem Bezug
       vor. Am Dienstag soll es losgehen. „Wir werden die Bevölkerung aber
       gründlich aufklären, wem sie bestimmte Leistungseinschränkungen, etwa in
       Kitas, Krankenhäusern, Ordnungsämtern oder Straßenmeistereien zu verdanken
       hat“, kündigte Silberbach an.
       
       21 Sep 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Tarifverhandlung-im-oeffentlichen-Dienst/!5709259
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pascal Beucker
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Verdi
 (DIR) Tarifverhandlungen
 (DIR) Öffentlicher Dienst
 (DIR) Arbeitgeber
 (DIR) Verdi
 (DIR) Tarif
 (DIR) Verdi
 (DIR) Verdi
 (DIR) Tarifverhandlungen
 (DIR) Verkehrswende
 (DIR) Tarifverhandlungen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst: Arbeitskampf in Coronazeiten
       
       Am Donnerstag beginnt die dritte Verhandlungsrunde für die Beschäftigten
       von Bund und Kommunen. Beide Seiten stehen unter enormem Einigungsdruck.
       
 (DIR) Tarifverhandlungen öffentlicher Dienst: Arbeitgeber*innen legen Angebot vor
       
       In den Tarifverhandlungen des öffentlichen Dienstes schlägt die
       Arbeitgeberseite 3,5 Prozent mehr Lohn vor. Die Gewerkschaften fordern
       mehr.
       
 (DIR) Warnstreiks treffen die BVG: Stillstand bei der U-Bahn
       
       Im Tarifkonflikt verschärfen die Gewerkschaften den Kurs: Am Dienstag soll
       bei der BVG nichts mehr gehen für neun Stunden – trotz Corona.
       
 (DIR) Arbeitskampf bei freien Trägern: Arbeitgeber, hört die Signale!
       
       An 20 Berliner Kitas des Humanistischen Verbands wird gestreikt. Die
       Beschäftigten wollen denselben Lohn wie die Kolleg*innen im öffentlichen
       Dienst.
       
 (DIR) Gewerkschaften verhandeln Gehälter: Ein mageres Plus, dafür sichere Jobs
       
       Bahn und Eisenbahngewerkschaft einigen sich auf einen Tarifvertrag. In
       Kitas und Krankenhäusern drohen Warnstreiks.
       
 (DIR) Bündnis fordert langfristige Investition: 120 Milliarden für den ÖPNV
       
       Verbände fordern in einem offenen Brief eine konsequente Verkehrswende.
       Investitionen von 120 Milliarden Euro bis 2030 seien dafür notwendig.
       
 (DIR) Tarifverhandlung im öffentlichen Dienst: Mehr als bloßen Beifall
       
       Verdi und der Beamtenbund wollen 4,8 Prozent mehr Lohn und Gehalt für den
       öffentlichen Dienst. Doch die Kommunen winken wegen leerer Kassen ab.