# taz.de -- Kritik am Verhalten in Coronapandemie: Unsolidarische Bauern
       
       > Die niedersächsische Agrarministerin kritisiert, dass Landwirte Ferkel
       > importiert haben. Deutsche Höfe dagegen wurden ihre Tiere nicht los.
       
 (IMG) Bild: Ferkel zu importieren, obwohl deutsche Bauern ihre Tiere nicht loswerden, soll unsolidarisch sein
       
       BERLIN taz | Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast
       hat manchen Schweinehaltern mangelnde Solidarität in der
       [1][Coronapandemie] vorgeworfen. „So ist es für mich schwer
       nachvollziehbar, warum im letzten Monat noch mehr als 400.000 Mastferkel
       aus Dänemark und den Niederlanden in niedersächsischen Tierhaltungen
       aufgestallt wurden, während zahlreiche niedersächsische Sauenhalter keine
       Abnehmer mehr für ihre Tiere fanden“, sagte die CDU-Politikerin am
       Donnerstag in Hannover. Der Bauernverband Landvolk rechtfertigte das
       Verhalten der Mäster: Lieferverträge „können eben mal nicht – wie eine
       Amazon-Bestellung – storniert und abrupt beendet werden“, schrieb eine
       Sprecherin der taz. Nirgendwo in Deutschland werden mehr Schweine gehalten
       als in Niedersachsen.
       
       Otte-Kinast rief die Bauern auf, ihre Produktion zu drosseln, weil die
       Schlachthöfe vermutlich längere Zeit weniger Tiere abnehmen würden als
       normalerweise. [2][Den Tränen nahe] ergänzte die Ministerin im Landtag:
       „Mich erreichen Telefonate von weinenden Männern und Frauen, die nicht mehr
       ein und aus wissen, die sagen, ich töte meine Schweine und ich werde mich
       umbringen.“ Otte-Kinast forderte, dass ausnahmsweise auch an Sonn- und
       Feiertagen geschlachtet werden darf.
       
       Der Landkreis Emsland hatte verfügt, dass der Schlachthof des Marktführers
       Tönnies in Sögel wegen über 100 Corona-infizierten Beschäftigten ab Sonntag
       für mehr als drei Wochen geschlossen wird. Auch in einem Schlachthof des
       Konkurrenten Vion in Emstek (Landkreis Cloppenburg) gibt es mehr als 60
       Coronafälle. Beide Betriebe haben laut Otte-Kinast etwa 40 Prozent der
       Schweine-Schlachtkapazität in Niedersachsen.
       
       [3][Tönnies wehrt sich] gerichtlich gegen die Schließung seines
       Schlachthofs, da das Unternehmen bereits Maßnahmen zum Schutz vor neuen
       Infektionen ergriffen habe. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten
       (NGG) dagegen teilte der taz mit: „Wenn die Lüftungsanlage umgebaut werden
       muss, um die Beschäftigten zu schützen, dann muss man den Laden eben
       dichtmachen, bis das passiert ist.“ Angesichts immer neuer Corona-Ausbrüche
       sei zu bezweifeln, ob die Fleischkonzerne alles Nötige tun, um die
       Beschäftigten wirksam zu schützen.
       
       8 Oct 2020
       
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