# taz.de -- Kampf um den CDU-Vorsitz: Lauter Täuschungen
       
       > Das digitale Verfahren zur Wahl des neuen CDU-Chefs ist ebenso riskant
       > wie der Glaube, Schwarz-Grün sei eine ausgemachte Sache, egal wer
       > gewinnt.
       
 (IMG) Bild: Fragerunde mit CDU-Vorsitz-Kandidaten: Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Armin Laschet
       
       Bei den drei Debatten der Kandidaten, die um den CDU-Vorsitz konkurrieren,
       ging es bislang recht gemütlich zu. Armin Laschet, Friedrich Merz und
       Norbert Röttgen gaben sich gegenseitig recht, lächelten, nickten und
       umschifften professionell möglichen Streit. So ist die CDU eben. Die
       scharfe inhaltliche Debatte über den Kurs ist etwas für linke Parteien, zu
       deren DNA der Fortschrittsglaube gehört (oder zumindest gehörte). Die Union
       beschäftigt sich, von den Wirtschaftsliberalen bis zur
       Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft, lieber mit dem Praktischen.
       Wo andere ums Programm kämpfen, ist sie pragmatisch.
       
       Dieses Gemächliche, Altväterliche ist aber nur Kulisse, eine Täuschung,
       sogar eine doppelte. Bei der Macht hört die Harmonie auf. Der CDU-Chef wird
       Mitte Januar erst digital gewählt, am Ende wird das Ergebnis durch Briefe
       der Delegierten beglaubigt. Das geht wahrscheinlich gut, muss es aber
       nicht. Wenn das Ergebnis extrem knapp ausfällt, ist denkbar, dass der
       Verlierer die Legitimität des Verfahrens infrage stellt. Wie explosiv
       Zweifel an dem Verfahren sind, zeigte der Streit um den Termin des
       Parteitages. [1][Merz, der sich übervorteilt fühlte], blies prompt zum
       [2][Generalangriff] gegen das Partei-Establishment. Man sollte nicht
       vergessen, dass Merz auch die knappe Niederlage gegen Annegret
       Kramp-Karrenbauer nur als einen Rückschlag auf seinem Weg nach oben
       verbuchte.
       
       Die zweite Täuschung ist, dass Schwarz-Grün kommt, egal wer CDU-Chef wird,
       weil die Union ja dem Pragmatismus stets den Vorzug gibt. Doch falls Merz
       gewinnt, ist das nicht ausgemacht. Der versucht zwar, etwa bei der
       [3][Frauenquote], ein wenig in die Mitte zu blinken. In Kernfragen wie dem
       Umbau des Rentensystems oder Sozialem ist er unverrückbar neoliberal. Merz
       ist nicht nur felsenfest überzeugt, dass er den Kampf um den Parteivorsitz
       und die Kanzlerkandidatur gewinnt, weil er sich für die Stimme der lange
       unterdrückten Seele der CDU hält. Merz steht auch für ein Programm, das er
       nicht vom Partei-Establishment pragmatisch kleinraspeln lassen will. Das
       könnte sogar die erstaunlichen Dehnungskräfte der Grünen überfordern.
       
       15 Dec 2020
       
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