# taz.de -- Zukunft des Areals „Ratibor14“: Bezirk erschreckt BewohnerInnen
       
       > Grünflächenamt reißt nicht genehmigte Tafel der Kreuzberger Initiative ab
       > – Bezirksamt bedauert das. Die Zukunft des Areals ist weiter ungewiss.
       
 (IMG) Bild: „Illegal“ wegen fehlender Genehmigung: Infotafel an der Ratiborstraße wird vom Amt weggebaggert
       
       BERLIN taz | Ungewohnter Lärm trieb die BewohnerInnen des Wagenplatzes auf
       dem Kreuzberger Areal Ratibor14 am Mittwochmorgen aus den Betten: Mehrere
       Männer machten sich an der Infotafel der Initiative zu schaffen, die auf
       der anderen Zaunseite steht. Ein Bagger hob die Platten auf einen
       Kipplaster. „Die Männer wollten sich nicht zu erkennen geben, die Tafel sei
       illegal, wir sollen uns ans Rathaus wenden. Ist das ein Umgang mit Inis &
       engagierter Nachbarschaft?“, [1][fragte die Initiative Ratibor14 kurz
       darauf per Twitter] die Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne).
       
       Wenig später ist klar: Die Entfernung der Tafel ist kein politischer
       „Dolchstoß“. Das Straßen- und Grünflächenamt habe den Abbau „im Rahmen
       einer größeren Beräumungsaktion in der Grünanlage“ veranlasst, erklärt
       Herrmanns Sprecherin auf taz-Anfrage. Für das Schild, das auf öffentlichem
       Grünland stehe, habe es keine Sondernutzungserlaubnis gegeben. „Das
       Bezirksamt bedauert, dass die Initiative vorher nicht über den Abbau der
       Tafel informiert wurde“, so Sara Lühmann. Man werde Kontakt aufnehmen, „um
       einen gemeinsamen Vor-Ort-Termin zu planen, bei dem eine reguläre
       Aufstellung/Aufhängung der Inhalte verabredet wird“.
       
       Die Entschuldigung des Bezirks wolle man annehmen, sagte der Sprecher der
       Initiative, Moritz Metz, und die Tafel so schnell wie möglich wieder
       aufstellen. „Wir erwarten aber weiterhin vom Bezirk, dass er sich für
       unseren Erhalt einsetzt.“
       
       Denn die Wagenburgler und Gewerbetreibenden wissen immer noch nicht, wie es
       weitergeht. [2][Seit drei Jahren gibt es Pläne für den Bau einer Modularen
       Unterkunft für Geflüchtete (MUF) auf dem Areal]. Die Initiative hat
       erreicht, dass die MUF mit 250 Plätzen nur halb so groß wird wie zunächst
       geplant und so Platz für die bisherigen Akteure bleibt – darunter eine
       Kita, ein Biergarten, Kleingewerbe, Künstler. [3][Doch die
       Kaufverhandlungen der Finanzverwaltung mit dem Bund, dem das Grundstück
       gehört, stocken.] Und die in einer Genossenschaft zusammengeschlossenen
       Kleinbetriebe warten auf den versprochenen Erbbauvertrag, ihre Pacht läuft
       Ende 2021 aus.
       
       Gefahr droht auch von anderer Seite. Die SPD-geführte bezirkliche
       Wirtschaftsförderung hat laut Metz einen Plan vorgelegt, wonach die
       „Nettoproduktionsfläche“ auf dem 10.000 Quadratmeter großen Areal der Ini
       künftig 6.000 Quadratmeter betragen soll – eine Versechsfachung der bisher
       für Handwerksbetriebe genutzten Fläche. „Die wollen ein
       Handwerker-Manhattan“, so Metz, für die bisherige Mischung wäre dann kein
       Platz mehr. Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) sagte dazu auf Anfrage, er
       stehe zu den vereinbarten Entwicklungszielen „gemischte Nutzung zwischen
       Gewerbe und Wohnen“ sowie „Erhalt der Grünfläche“. Das liege jedoch „nicht
       alleine in den Händen des Bezirks“.
       
       6 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/areal_ratibor14/status/1346747661014151169/photo/2
 (DIR) [2] /Unterkunft-fuer-Gefluechtete/!5490250
 (DIR) [3] /Nebuloese-Zukunft-fuer-Ratibor-14/!5684216/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Memarnia
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kreuzberg
 (DIR) Wohnungsbau
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Lesestück Recherche und Reportage
 (DIR) Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
 (DIR) Sozialwohnungen
 (DIR) Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
 (DIR) Gewerbegebiet
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Friedrichshain-Kreuzberg
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Unterbringung von Geflüchteten in Berlin: Viel Zeit und Geld vergeudet
       
       Doch keine Flüchtlingsunterkunft am Landwehrkanal: Die Gespräche über das
       Ratibor-Areal mit dem Bund sind geplatzt. Ist Finanzminister Lindner
       Schuld?
       
 (DIR) Wagenplätze in Berlin: Wagen bleibt prekär
       
       Die rot-rot-grüne Koalition in Berlin wollte Rechtssicherheit für
       Wagenplätze schaffen. Fünf Jahre später fällt die Bilanz aber verhalten
       aus.
       
 (DIR) Protest für die Ratibor14 in Kreuzberg: Nebulöse Perspektive
       
       Die Finanzverwaltung will ein Areal in Kreuzberg nun womöglich doch nicht
       kaufen. Eine Initiative fürchtet die Verdrängung von Gewerbe und
       Wagenplatz.
       
 (DIR) Wohnungen für Geflüchtete: „Keine Provisorien mehr“
       
       Statt mehr Heime zu bauen sollte sich die Politik lieber um mehr Wohnraum
       für Geflüchtete kümmern, sagt die Nachbarschaftsinitiative Ratibor 14.
       
 (DIR) Wohnraum für Geflüchtete: Für immer im Heim?
       
       Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg fordert vom Senat, statt
       Flüchtlingsheimen Sozialwohnungen zu bauen. Doch der sieht sich weiter im
       Krisenmodus.
       
 (DIR) Areal Ratiborstraße 14 droht das Aus: Senat verkauft die Fläche
       
       Eigentlich sollte ein Vorzeigeprojekt für gemischtes Wohnen von
       Geflüchteten, Anwohner*innen, eine Kita und lokales Handwerk entstehen.
       
 (DIR) Neues Wohnkonzept für Flüchtlinge: Man darf ruhig kleiner denken
       
       Friedrichshain-Kreuzberg hat eine Machbarkeitsstudie vorgestellt, wie
       Flüchtlingswohnen und Integration zusammengehen können. Ein
       Wochenkommentar.
       
 (DIR) Unterkunft für Geflüchtete: In Kreuzberg wird es eng
       
       Der Bezirk plant eine Unterkunft für 450 Geflüchtete in der Ratiborstraße –
       sie könnte dort alteingesessenes Kleingewerbe verdrängen.