# taz.de -- Das Tempelhofer Feld und die FDP: Auf der Suche nach der Emotion
       
       > Die FDP setzt wegen der Corona-Pandemie die Unterschriftensammlung für
       > ein Volksbegehren zur Randbebauung des Tempelhofer Felds aus.
       
 (IMG) Bild: Hier geht so einiges, Wohnungsbau aber (noch) nicht: Das Tempelhofer Feld
       
       BERLIN taz | Eigentlich ist man daran gewöhnt, dass die FDP einen nicht
       groß zum Nachdenken bringt. Die letzten Jahre hatte sich der Berliner
       Landesverband darauf versteift, aussichtslose Lobbyarbeit für einen
       sterbenden Flughafen zu machen. Das, äh, war’s, das ist in Zeiten von
       Klimawandel und Fridays for Future ziemlich von gestern, und mehr wollten
       die meisten in dieser Stadt von der FDP deshalb auch gar nicht hören.
       
       Aber nun ist Tegel dicht, eine Abgeordnetenhauswahl steht im Herbst an, und
       da die Zustimmungswerte für die Christian-Lindner-Partei vor Weihnachten
       den einschlägigen Umfrageinstituten zufolge bei ungefähr 6 Prozent
       dümpelten, braucht man zumindest ein Thema. Bisschen gesucht, schon
       gefunden: das Tempelhofer Feld.
       
       Seit Anfang Oktober haben die Liberalen Unterschriften für die Einleitung
       eines Volksbegehrens gesammelt, das das Verbot einer [1][Randbebauung des
       ehemaligen Flughafens] rückgängig machen will. Wegen der Pandemielage
       hörten sie damit vorerst auf, erst Anfang April soll es voraussichtlich
       weitergehen, wie ein Sprecher des Landesverbands am Dienstagabend
       mitteilte.
       
       Zur Erinnerung: 2014 gab es einen entsprechenden Volksentscheid, 64 Prozent
       der BerlinerInnen sprachen sich gegen eine Randbebauung aus. Der
       Volksentscheid wurde Gesetz, das die rot-rot-grüne Koalition, die seit 2016
       am Ruder ist, auch nicht angetastet hat.
       
       ## Wohnungsbau in Feldrandlage
       
       Zuletzt nahmen die Fliehkräfte innerhalb der Koalition das Feld betreffend
       allerdings zu: Die SPD, allen voran der damalige Stadtentwicklungssenator
       und jetzige Regierende Michael Müller, waren ohnehin immer für Wohnungsbau
       in Feldrandlage. Bei den Grünen ist man eigentlich dagegen, vor zwei Jahren
       schoss allerdings mal ein unberechenbarer Baustadtrat aus einem
       Nachbarbezirk quer, der eine ökologisch [2][irgendwie korrekte Bebauung]
       zumindest nicht ausschließen wollte. Die Linken sind einfach weiter
       dagegen, nach dem Motto: Neubau ja, aber woanders.
       
       Was einen zurück zur FDP, deren Wahlkampfthema und der Frage nach der
       passenden Emotion zur Nachricht führt: Schadenfreude? Nein, bei der FDP
       muss man nicht auch noch nachtreten.
       
       Tatsächlich aber ist das Thema der Liberalen diesmal eines. Das
       Spannungsfeld Wohnungsbau und Freiraumerhalt ist seit 2014 angesichts der
       Mietenentwicklung deutlich aufgeladener. Es gibt inzwischen [3][mit dem
       Mietendeckel], so er politisch und juristisch Bestand haben wird, zwar auch
       noch andere Instrumente als den Neubau, und sicher machen ein paar Tausend
       Wohnungen mit Feldblick die Neubauzahlen nicht fett. Dennoch: Die
       Diskussion, die die FDP da anzetteln will, ist interessant. Vor allem mit
       Blick darauf, sorry FDP, wie sich die anderen Parteien positionieren.
       
       13 Jan 2021
       
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