# taz.de -- Scheidender BR-Intendant: Großes zu verkünden
       
       > Der scheidende Intendant des Bayerischen Rundfunks Ulrich Wilhelm gibt
       > ein Interview und erklärt dabei die Welt. Nur die ARD erwähnt er so gut
       > wie nicht.
       
 (IMG) Bild: Die Amtszeit von BR-Intendant Ulrich Wilhelm endet am 31. Januar
       
       Was macht ein Intendant, wenn er der Welt was sagen will? Na klar, ’ne
       Sendung! [1][Beim Bayerischen Rundfunk] heißt so was „BR extra“. Dort
       verkündete am Montagabend der scheidende Intendant Ulrich Wilhelm seine
       Sicht der Dinge. Den braven Stichwortgeber gab BR-Chefredakteur Christian
       Nitsche.
       
       Trotz aller mit Sicherheit ernst gemeinten Bekenntnissen zu Journalismus,
       Qualität und Fairness strotze das Interview mit seiner suggestiv-devoten
       Tonalität vor unaufgeklärtem Absolutismus. „Sie haben ja die größte Reform
       in der Geschichte des Bayerischen Rundfunks angestoßen. Wenn Sie jetzt nach
       zehn Jahren Bilanz ziehen: Wie erfolgreich waren Sie mit Ihren Mitarbeitern
       und was hat es Bayern gebracht?“, fragt Nitsche. Und sein Chef knipst die
       für hohe Festtage reservierte Stufe vier dieses Ulrich-Wilhelm-Lächelns an,
       das nie von seinen Lippen weicht und sagt: „Der BR hat ja in Bayern eine
       sehr wichtige Funktion.
       
       Ulrich Wilhelm ist ein guter Redner und Überzeuger. Einer, der eigentlich
       geeignet wäre, das sperrige öffentlich-rechtliche System glaubwürdig
       rüberzubringen. Dass er so etwas kann, hat er als Regierungssprecher von
       Angela Merkel bewiesen. Als Intendant und ARD-Vorsitzender hat er das kaum
       gemacht.
       
       Auch in seinem Schwanengesang geht es ihm um etwas anderes. Für das gesamte
       Thema „Medien“ hat er gerade mal ein paar Minuten am Ende übrig. Nein, das
       Ganze ist die Initiativbewerbung für ein Spitzenamt auf internationaler
       oder europäischer Ebene. Oder buhlt er bloß um die Chefetage der
       Atlantikbrücke? Wilhelm gibt jedenfalls den großen Welterklärer: Corona,
       China, Klimawandel. Und er präsentiert natürlich seine Vision einer
       europäischen Inhalte- und Werteplattform, gegen Google, Facebook & Co.
       Damit war Wilhelm schon als ARD-Vorsitzender 2018/19 ziemlich ergebnislos.
       
       Jetzt sieht er in der EU-Kommission Bewegung, und vermittelt, da wäre er
       gern dabei. Im BR sagen einige ganz unverhohlen, dass es den Politmenschen
       Wilhelm wohl nach Europa zieht. Schließlich wird er diesen Sommer auch
       gerade mal 60.
       
       Wahrscheinlich deshalb betont er in dem „Interview“ auch immer seine
       Erfahrung als „Spitzenbeamter“ im politischen Gebälk. Wobei sein mit Blick
       auf Corona gemeinter Satz „Der Stresstest ist dann, wenn einer großen
       Mehrheit die Geduld schwindet“ auch prima auf die ARD passt. Da waren die
       meisten mit ihm zum Schluss alles andere als grün. Wahrscheinlich hat er
       deshalb, wenn ich mich nicht verhört habe, auch in der ganzen Sendung kein
       einziges Mal ARD gesagt.
       
       21 Jan 2021
       
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