# taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: EU lässt Moderna-Impfstoff zu
       
       > Den EU-Staaten haben Zugriff auf ein zweites Präparat für den Kampf gegen
       > Corona. Expert:innen hatten zuvor grünes Licht gegeben. In Kalifornien
       > eskaliert die Coronalage.
       
 (IMG) Bild: Moderna wäre nach dem Mittel von Biontech der zweite in der EU zugelassene Covid-19-Impfstoff
       
       ## Moderna-Impfstoff zugelassen
       
       Die EU-Kommission hat dem Corona-Impfstoff des US-Konzerns Moderna eine
       Zulassung erteilt. „Wir haben den Impfstoff von Moderna zugelassen, der
       zweite in der EU“, erklärte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am
       Mittwoch im Kurzbotschaftendienst Twitter.
       
       Wenige Stunden zuvor hatte ein Expertenausschuss der Europäischen
       Arzneimittel-Agentur (EMA) grünes Licht für eine bedingte Marktzulassung
       des Mittels in der EU gegeben. Die Zustimmung der Europäischen Kommission
       galt danach als sicher.
       
       Nach dem Mittel von Biontech und Pfizer ist das präparat von Moderna der
       zweite in der Europäischen Union zugelassene Covid-19-Impfstoff. Die USA
       hatten bereits vor Weihnachten eine Notfallgenehmigung für den
       Moderna-Impfstoff erteilt. Im Gegensatz zum Vakzin von Biontech benötigt er
       keine ultrakalte Lagerung und könnte damit einfacher ausgeliefert werden.
       (rtr/afp)
       
       ## Spahn gegen spätere Zweitimpfung
       
       Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich gegen eine Ausdehnung des
       Zeitraums zwischen Erst- und Zweitimpfung gegen das Coronavirus gestellt.
       Die Hinweise der Ständigen Impfkommissionen sprächen dafür, dass man bei
       den Zulassungsbestimmungen des Stoffs von Biontech bleibe, sagteSpahn am
       Mittwoch in Berlin. Diese verlangten eine Zweitimpfung innerhalb von drei
       bis maximal sechs Wochen.
       
       Spahn hatte die Kommission um eine Prüfung gebeten, ob der Zeitraum
       gestreckt werden könne. Dies hätte mehr Erst-Impfungen mit dem vorhandenen
       Stoff möglich gemacht, die bereits einen ersten Schutz bietet.
       Ausgeschlossen sei auch, dass die Zweit-Impfung mit Stoff eines anderen
       Hersteller vorgenommen werden. „Das wird es nicht geben“, sagte Spahn.
       Davon rate die Kommission ebenfalls klar ab.
       
       In Deutschland hatte es Kritik am schleppenden Impfstart und fehlendem
       Stoff gegeben. Auch die am Mittwoch von der europäischen
       Arzneimittelbehörde bekanntgegebene Zulassung des Impfstoffs von Moderna
       wird an der Knappheit vergleichsweise wenig ändern. Bis Ende März werde es
       knapp zwei Millionen Dosen geben. Erste Lieferungen werden laut Spahn ab
       nächster Woche erwartet. Auch hier sind zwei Dosen pro Impfung notwendig.
       Insgesamt werden 2021 von Moderna über 50 Millionen Dosen erwartet.
       (Reuters)
       
       ## Kritik am verlängerten Lockdown
       
       Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften haben Kritik am [1][verlängerten
       Lockdown] geäußert und mehr Hilfe vom Staat gefordert. Die Gewerkschaften
       NGG und Verdi pochen auf ein höheres Kurzarbeitergeld für Beschäftigte der
       Gastronomie. Der Einzelhandel fordert einen Fahrplan zur Wiedereröffnung
       der Geschäfte und höhere Staatshilfen. Handwerkspräsident Hans Peter
       Wollseifer mahnte nach den jüngsten Beschlüssen von Bund und Ländern mehr
       Tempo bei [2][Corona-Impfungen] an.
       
       Bund und Länder hatten sich unter anderem darauf verständigt, den Lockdown
       bis Ende Januar zu verlängern und Kontaktbeschränkungen zu verschärfen.
       Zudem soll die Bewegungsfreiheit in Coronahotspots begrenzt werden. Ab
       einer 7-Tage-Inzidenz von mehr als 200 Neuinfektionen pro 100.000
       Einwohnern sollen die Länder lokale Maßnahmen ergreifen, um den
       Bewegungsradius auf 15 Kilometer um den Wohnort zu begrenzen, sofern kein
       triftiger Grund vorliegt.
       
       „Die geschlossenen Handelsunternehmen brauchen jetzt klare Aussagen, unter
       welchen Bedingungen sie wann ihren Betrieb wieder aufnehmen können“, sagte
       der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands HDE, Stefan Genth. Den
       Lockdown einfach nur zu verlängern und keinerlei Perspektiven oder Pläne
       für eine Wiedereröffnung zu präsentieren, sei zu wenig. Genth forderte
       Nachbesserungen bei Hilfen: „Es zeichnet sich eine Pleitewelle ab, wie wir
       sie noch nicht erlebt haben.“
       
       Handwerkspräsident Wollseifer verlangte zügigere Impfungen. „Damit wir
       möglichst rasch wieder zu einem weniger eingeschränkten Alltag und
       Geschäftsbetrieb zurückkehren können, muss es endlich gelingen, das
       Infektionsgeschehen spürbar einzudämmen.“ Dazu könne jeder seinen Beitrag
       leisten, indem Kontakte verringert werden. „Um so wichtiger ist, dass jetzt
       aber alles daran gesetzt wird, so zügig und umfangreich wie möglich zu
       impfen.“ (dpa)
       
       ## Scholz und Giffey verteidigen Verlängerung
       
       Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hält die Belastung des
       Staatshaushalts durch den Lockdown für verkraftbar. „Wir können das lange
       durchhalten“, sagte Scholz am Mittwoch im ARD-“Morgenmagazin“. Das Land
       habe in den vergangenen Jahren finanzielle Vorsorge getroffen. Deshalb
       könnten die notwendigen Hilfen nun bereitgestellt werden.
       
       Er gehe davon aus, dass die Belastung für den Staat geringer sein werde als
       nach der Finanzkrise 2008, fügte der Minister hinzu. Damals habe die
       Staatsverschuldung bei mehr als 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes
       gelegen, diesmal würden es nicht mehr als 70 Prozent sein. Trotz der nun
       verschärften Coronamaßnahmen befinde sich das Land nicht im kompletten
       Stillstand, betonte Scholz. In den Fabriken werde weiter gearbeitet.
       
       Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat um Verständnis für die
       Verlängerung des Lockdowns auch an Kitas und Schulen geworben. „Die Lage
       ist sehr ernst. Daran gibt es nichts zu deuteln“, sagte die SPD-Politikerin
       nach den Beratungen von Bund und Ländern am Dienstag zum weiteren Vorgehen
       in der Coronapandemie. Es müsse überall deutlichere Kontaktreduzierungen
       geben. „Deshalb ist es unumgänglich, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen
       – auch die für Kitas und Schulen – bis Ende Januar verlängert werden.“
       
       Giffey wies zugleich darauf hin, dass mit der Verdoppelung der Zahl der
       Kinderkrankentage für Eltern der Belastung für Familien auch eine
       „deutliche Entlastung“ entgegengesetzt werde. Dies nehme Eltern finanzielle
       Sorgen und lindere Probleme mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
       (dpa/epd)
       
       ## Ärzt:innen uneinig
       
       Aus der Ärzt:innenschaft kommen unterschiedliche Reaktionen auf den
       verlängerten Lockdown. Kinderärztepräsident Fischbach sagte der „Neuen
       Osnabrücker Zeitung“ (Mittwoch): „Je jünger die Kinder sind, desto
       wichtiger ist der Präsenzunterricht. Für Kinder bis zehn Jahre, die
       erwiesenermaßen bei der Pandemie keine entscheidende Rolle spielen, müssen
       Kitas und Schulen unter Wahrung angemessener Hygieneregeln zumindest dort
       so schnell wie möglich wieder aufmachen, wo die Inzidenzwerte nicht im
       tiefroten Bereich sind.“
       
       Diakonie-Präsident Ulrich Lilie hält es wegen der weiterhin hohen
       Infektionszahlen und vielen Todesfälle für folgerichtig, den Lockdown zu
       verlängern. Doch nur eine überzeugende Strategie sichere auch die Akzeptanz
       der Kontaktbeschränkungen in der Bevölkerung. „Bei den Schulen und Kitas
       fehlt leider weiter eine solche kohärente Strategie. Das Ergebnis ist ein
       widersprüchlicher föderaler Flickenteppich“, sagte Lilie.
       
       Auch die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hält die verschärften
       Coronaschutzmaßnahmen für notwendig, um eine Überlastung des
       Gesundheitssystems zu verhindern. „Es ist richtig, die Bremse weiter
       anzuziehen“, sagte die Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna, der
       Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Mittwoch).
       
       „Ohne die Kontakt- und Aktivitätsbeschränkungen der vergangenen Wochen wäre
       unser Gesundheitswesen kollabiert“, sagte Johna. Wo immer es möglich sei,
       sollten die Menschen Kontakte vermeiden. Mit der Verfügung von Maßnahmen
       allein sei es aber nicht getan, sie müssten auch durchgesetzt werden. (epd)
       
       ## Katastrophale Coronalage in Kalifornien
       
       In Südkalifornien hat sich der Coronanotstand noch weiter verschärft.
       Rettungskräfte im Bezirk Los Angeles haben inzwischen die Anweisung,
       bestimmte Patient:innen mit geringer Überlebenschance nicht mehr in
       Kliniken zu bringen. Sollte etwa bei einem Herzstillstand eine
       Wiederbelebung vor Ort nicht erfolgreich sein, sollten die Patienten „nicht
       transportiert werden“, hieß es in einer Anordnung des Rettungsdienstes vom
       Montag (Ortszeit).
       
       Auch Sauerstoff ist knapp und soll rationiert werden. Laut Anweisung soll
       das Verabreichen von Sauerstoff auf Notfall-Patient:innen mit niedriger
       Sauerstoffsättigung im Blut von weniger als 90 Prozent begrenzt werden. Mit
       Blick auf steigende Infektions- und Todeszahlen im Raum Los Angeles sprach
       die Bezirkspolitikerin Hilda Solis von einer „menschlichen Katastrophe“.
       Sie warnte vor noch schlimmeren Folgen, falls die geltenden
       Lockdown-Auflagen nicht befolgt würden.
       
       Im Bezirk Los Angeles, zu dem auch die gleichnamige Metropole an der
       Westküste gehört, leben rund zehn Millionen Menschen. Allein am Dienstag
       wurden dort über 13.000 neu bestätigte Coronaneuinfektionen und 224
       Todesfälle im Zusammenhang mit einer solchen Infektion erfasst. Die
       Todeszahl seit Beginn der Pandemie übersteige damit 11.000, teilte das
       Gesundheitsamt mit. Die Gesundheitsexpertin Barbara Ferrer sprach von einem
       „schrecklichen Meilenstein“.
       
       Die Behörde warnte vor einem weiteren Anstieg der Fall- und
       Patient:innenzahlen in Folge der Reisen und Familientreffen an den
       Feiertagen. „Das Schlimmste liegt fast sicher noch vor uns“, sagte die
       Chefin des Gesundheitsamtes, Christina Ghaly. Die Krankenhäuser würden mit
       Covid-19-Patienten überschwemmt. Vielerorts müssten Krankenwagen Stunden
       warten, bevor Patient:innen aufgenommen werden könnten. Ghaly forderte die
       Menschen auf, Krankenhäuser nur in absoluten Notfällen aufzusuchen. (dpa)
       
       ## Mehr als 20.000 Neuinfektionen gemeldet
       
       In Deutschland sind innerhalb eines Tages mehr als 21.000 Neuinfektionen
       mit dem [3][Coronavirus] verzeichnet worden. Wie das Robert-Koch-Institut
       (RKI) am Mittwochmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter
       mitteilte, wurden 21.237 weitere Ansteckungsfälle erfasst.
       
       Nach Angaben des RKI wurden zudem 1.019 Todesfälle durch die Pandemie
       binnen 24 Stunden gezählt. Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Toten in
       Deutschland seit Beginn der Pandemie wuchs damit auf 36.537.
       
       Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz betrug am Mittwoch 127,3. Bei dem Wert
       handelt es sich um die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in
       diesem Zeitraum. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist ein wesentlicher Maßstab für
       die Verhängung und Lockerung von Maßnahmen gegen die Ausbreitung des
       neuartigen Virus. Ziel der Bundesregierung ist es, die Inzidenz auf unter
       50 zu drücken. (afp)
       
       ## Viele neue Fälle in Tokio
       
       In Japans Hauptstadt Tokio ist die Zahl der Neuinfektionen erstmals über
       die Marke von 1.500 Fällen gestiegen. Binnen eines Tages wurden 1.591
       Menschen positiv auf das Coronavirus getestet, wie die Stadtverwaltung am
       Mittwoch bekanntgab. Am Donnerstag wollte Japans Regierungschef Yoshihide
       Suga über einen erneuten Ausnahmezustand für den Großraum Tokio
       entscheiden. Es wird erwartet, dass dieser voraussichtlich einen Monat
       dauern wird – die Vorbereitung für die Olympischen Spiele im Sommer sollen
       aber fortgesetzt werden, hatte Suga zu Wochenbeginn erklärt.
       
       Japan hatte zuletzt im April vergangenen Jahres für Tokio den
       Ausnahmezustand aufgerufen, der später auf das ganze Land ausgeweitet und
       Ende Mai wieder aufgehoben worden war. In jüngster Zeit sind die
       Infektionszahlen jedoch wieder stark angestiegen, vor allem im Großraum
       Tokio. Es besteht zunehmend die Sorge vor einer Überlastung des
       Gesundheitssystems. Suga deutete an, dass der Ausnahmezustand diesmal
       begrenzter und fokussierter als der erste ausfallen könnte. Einen harten
       Lockdown hat es in Japan zu keinem Zeitpunkt gegeben.
       
       Vielmehr wurden Firmen wie Restaurants gebeten, früher zu schließen, und
       die Bürger aufgerufen, möglichst von zu Hause aus zu arbeiten. Rechtlich
       bindend sind die Aufforderungen der Behörden bislang nicht gewesen; Strafen
       bei Nichtbefolgung gibt es bisher nicht. Die meisten Bürger des
       127-Millionen-Landes tragen zwar Mund- und Nasenschutz. Doch waren
       Einkaufszonen im Vorfeld der Neujahrsfeiertage sowie Schreine zu Neujahr
       überfüllt. (dpa)
       
       6 Jan 2021
       
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