# taz.de -- Coronazahlen in Deutschland: Forderung nach schärferem Lockdown
       
       > Die Zahl der Coronatoten steigt, auf den Intensivstationen bessert sich
       > die Lage dagegen. Der RKI-Chef drängt auf weniger Kontakte am
       > Arbeitsplatz.
       
 (IMG) Bild: Ab ins Homeoffice: RKI-Chef Lothar Wieler fordert noch weniger Kontakte am Arbeitsplatz
       
       Auch rund vier Wochen nach Inkrafttreten des verschärften Lockdowns gibt es
       noch keine Klarheit, wie sich dieser auf die Neuinfektionszahlen auswirkt.
       Wegen der verringerten Testzahl und der Meldeverzögerungen über die
       Feiertage seien die Zahlen „immer noch nicht einfach zu interpretieren“,
       sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, am
       Donnerstag.
       
       Die Zahl der neu gemeldeten [1][Corona-Toten erreichte mit 1.244 einen
       neuen Tages-Höchstwert]. Der Mittelwert über 7 Tage stieg auf knapp 900
       Tote pro Tag, ebenfalls ein neuer Höchststand. Bei den Todesfällen gibt es
       aber größere Verzögerungen, sodass Effekte des Lockdowns hier zum jetzigen
       Zeitpunkt allenfalls teilweise zu erwarten wären.
       
       Bei den täglich gemeldeten Neuinfektionen lag das 7-Tage-Mittel am
       Donnerstag bei rund 20.500 – etwa 25 Prozent mehr als vor einer Woche, aber
       20 Prozent weniger als beim bisherigen Höchststand vor drei Wochen.
       Wirklich aussagekräftig sind diese Vergleiche derzeit aber nicht, denn die
       Zahl der durchgeführten PCR-Tests lag auch letzte Woche noch rund 20
       Prozent niedriger als vor Weihnachten.
       
       Am verlässlichsten dürften momentan die Angaben von den Intensivstationen
       sein. Dort war die Zahl der behandelten Corona-Patient*innen zuletzt
       rückläufig: Mit 5.125 liegt sie aktuell 11 Prozent niedriger als beim
       bisherigen Höchststand am 3. Januar. Auch die Zahl der neu aufgenommen
       Corona-Patient*innen nimmt ab.
       
       ## Unklarheit über das mutierte Virus
       
       Die jüngste Entwicklung auf den Intensivstationen sei „ein schönes
       Zwischenergebnis“, sagte RKI-Präsident Wieler, aber keinesfalls ein Grund
       zur Entwarnung. Insgesamt sehe es nach einer Stabilisierung der Fallzahlen
       aus, aber noch nicht nach einem Rückgang.
       
       Gleichzeitig wächst auch im RKI die Sorge vor der neuen, zunächst in
       Großbritannien nachgewiesenen Virus-Mutation, die deutlich ansteckender
       ist. Laut Wieler wurden in Deutschland [2][bisher 16 Infektionen mit der
       neuen Variante] nachgewiesen, die in allen Fällen Reisende aus
       Großbritannien betrafen. Sehr aussagekräftig ist auch diese Zahl aber
       nicht, denn bisher wird nur vereinzelt nach dem neuen Virus gesucht: Im
       ganzen Dezember fanden laut Wieler nur 200 bis 250 genetische Analysen des
       Virus-Materials statt.
       
       Inwieweit die Infizierten weitere Menschen angesteckt haben, blieb offen.
       Darum sei bisher nicht abzuschätzen, wie stark die britische Variante und
       eine weitere aus Südafrika das Infektionsgeschehen in Deutschland bisher
       beeinflusse. „Sie könnten sich aber auch hier durchsetzen und zu noch mehr
       Fällen in kürzerer Zeit führen“, warnte Wieler.
       
       Der RKI-Präsident drängt darum auf eine weitere Verschärfung des Lockdowns.
       Vor allem müsse Homeoffice in weitaus stärkerem Maß umgesetzt werden. Es
       gebe viele zu viele Betriebe, in denen die Mitarbeitenden noch im Büro
       aufeinander träfen, obwohl sie auch von zu Hause arbeiten könnten. „Wir
       brauchen noch mehr verantwortungsvolle Arbeitgeber“, sagte Wieler.
       
       Zudem appellierte er an die Bevölkerung, noch stärker auf Reisen zu
       verzichten. Datenauswertungen zeigten, dass die Mobilität während des
       ersten Lockdowns im Frühjahr deutlich stärker gesunken ist als während der
       derzeitigen Beschränkungen. „Bleiben Sie zu Hause, wann immer möglich“,
       sagte er.
       
       Fortschritte gibt es derweil beim Impfen: Die Zahl der täglich gespritzten
       Dosen erreichte am Mittwoch mit knapp 80.000 den bisher höchsten Wert.
       Insgesamt haben laut RKI bisher rund 842.000 Menschen die erste Impfdosis
       erhalten, also rund 1 Prozent der Bevölkerung.
       
       14 Jan 2021
       
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