# taz.de -- Deutschlands Arbeitsmarkt: Schlechte Nachrichten für Mütter
       
       > Mutterschaft wird oft überhöht. Allerdings nie, wenn es um Geld und
       > Arbeit geht. Da ist das Muttersein immer erst mal ein Problem.
       
 (IMG) Bild: Mutterschaft ist in der Realität oft weniger romantisch
       
       In letzter Zeit gab es keine guten Nachrichten für Mütter, zumindest, wenn
       sie beim Spiegel oder bei H&M arbeiten. Wann gibt es schon gute Nachrichten
       für arbeitende Mütter, könnte man einwenden. H&M will 800 Stellen abbauen;
       und [1][zwar vor allem unter denjenigen, die bis 16 Uhr arbeiten,] wie die
       Zeit berichtete. Nach Angaben des Betriebsrats betreffe das in der Mehrheit
       Frauen, weil in der Zeit ihre Kinder betreut werden können. Etwa
       gleichzeitig kam heraus, dass es beim Spiegel Streit in der Chefredaktion
       gibt. Die beiden männlichen Chefredakteure sollen mit Chefredakteurin
       Barbara Hans schlecht klarkommen. [2][Ein Branchenmagazin raunte, man nehme
       ihr intern übel, dass sie recht schnell nach Antreten der Position in
       Elternzeit gegangen sei]. Und das ließ der Verlag einfach mal so stehen.
       
       Mutterschaft wird oft überhöht. Allerdings nie, wenn es um Geld und Arbeit
       geht. Da ist das Muttersein immer erst mal ein Problem. Als junge Frau darf
       man im Bewerbungsgespräch auf keinen Fall andeuten, an Fortpflanzung zu
       denken. Eine Frau, die drei oder mehr Kinder hat, verdient in ihrem Leben
       fast 70 Prozent weniger als eine Frau ohne Kinder. Auf das Einkommen von
       Männern wirken sich Kinder hingegen so gut wie nicht aus. Und Mütter sind
       von Altersarmut besonders betroffen. Das haben wir so verinnerlicht, dass
       Frauen sich Jahre vor einer Schwangerschaft fragen: Wie könnte ich Arbeit
       und Kinder verbinden? War es das dann mit der Karriere? Und wäre es das
       wert? Statt sich erst mal darauf zu konzentrieren, ob man wirklich einen
       kleinen Menschen beim Großwerden begleiten will.
       
       Eine Studie zeigt, dass sich das mentale Wohlbefinden eines Drittels der
       Mütter nach der Geburt eines Kindes deutlich verschlechterte. Mareice
       Kaiser schreibt [3][im neu erschienenen Sammelband „Kinderkriegen“]: „Es
       ist aber nicht das Kind, das die Psyche belastet, sondern es sind die
       Bedingungen, zu denen Mutterschaft in Deutschland möglich ist.“
       
       Um die Bedingungen zu verbessern, braucht es politische Maßnahmen. Aber es
       braucht auch, dass wir nicht weiter hinnehmen, dass eine arbeitende Mutter
       per se ein Problem ist. Sondern dass es die Strukturen sind, die „von
       Männern für Männer“ gemacht wurden, wie Kaiser schreibt, und „nicht für
       Frauen mit Kindern“. Bisher sind es vor allem Mütter, die sich für
       Mütterdinge einsetzen. Alle anderen bleiben erstaunlich stumm, weil sie
       nicht in die gleiche Problemschublade gesteckt werden wollen oder weil es
       ganz bequem ist, so mit weniger Konkurrenz Karriere machen zu können.
       
       Beim Spiegel immerhin haben sich Kolleg:innen beschwert. Man könne doch
       nicht „ernsthaft“ stehen lassen, dass die Elternzeit Auslöser für die Krise
       sei, zitiert die Süddeutsche Zeitung. Vielleicht fangen wir aber auch in
       unseren eigenen Büros an, die Dinge zu verändern, damit nicht immer wieder
       belohnt wird, wer am längsten online oder vor Ort ist. Helfen würde das der
       mentalen Gesundheit von allen, mit Kindern oder ohne.
       
       9 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.zeit.de/arbeit/2021-02/h-und-m-stellenabbau-entlassungen-muetter-behinderte-corona-sparplan
 (DIR) [2] /Interner-Streit-beim-Spiegel/!5744801
 (DIR) [3] https://edition-nautilus.de/programm/kinderkriegen/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susan Djahangard
       
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