# taz.de -- Geringe Elternzeitquote unter Vätern: Kaum Zeit für Kinder
       
       > Bis heute planen nur wenige Väter mehr als einige Monate zur Betreuung
       > ihrer Kinder ein. Warum die niedrige Elternzeitquote ein soziales Problem
       > ist.
       
 (IMG) Bild: In Deutschland gilt es für Mütter als angemessen, ihr Kind ein bis drei Jahre zu Hause zu betreuen
       
       Vor einigen Wochen bin ich irgendwie in einem Schwangerschaftsforum
       gelandet, in dem es darum ging, ob und wie lange „die Männer“ nach der
       Geburt Elternzeit nehmen. Da war die Rede von Männern, die eine Woche
       Urlaub bekommen, aber nur mit der Auflage, dass sie springen, falls der
       Chef ruft. Da gab es Frauen, die selig beschrieben, dass ihre Göga ihnen
       ganze zwei Wochen „mit den älteren Kindern und dem Haushalt helfen“.
       
       Das Nonplusultra waren da die Herren, die planten, zwei Monate Elternzeit
       und Elterngeld zu nehmen – gern mit dem Zusatz „erst, wenn man was mit dem
       Kind anfangen kann“. Nur selten liest man in diesen [1][Foren von Vätern],
       die mehr Zeit einplanen.
       
       Dafür gibt es viele Gründe. Zum einen sind es die Eltern, die das
       entscheiden, aus akuten Lebensumständen oder festgefahrenen Rollenbildern
       heraus. Auch Mütter. Öfter sind es aber die Väter, die schlicht nicht
       planen, eine gleichberechtigte Bezugsperson für ihr Kind zu sein. Es gibt
       Eltern, die finanziellen Zwängen unterliegen, und solche, die das Geld nur
       vorschieben. [2][Es gibt Frauen, die froh sind], aus ihrem Job raus zu
       sein.
       
       Eine Karriere zu haben, die vernachlässigt werden könnte, ist eine durchaus
       privilegierte Situation. Es gibt Väter, die sich abfälligen Bemerkungen von
       Vorgesetzten und Kolleg:innen ausgesetzt sehen, die Angst vor
       verminderten Aufstiegschancen haben – ja, schlimm – aber darüber können
       viele Frauen ein Lied singen.
       
       ## Drei Tage Babypause?
       
       Die [3][Elternzeitquote lag 2019] unter in einem Arbeitsverhältnis
       stehenden Eltern mit Kindern unter drei, bei Müttern bei 42,2 und Vätern
       bei 2,6 Prozent. Bei allen individuellen Gründen ist das ein
       gesellschaftliches Problem. Wie lächerlich gering die Ansprüche an
       Vaterschaft sind, hat vergangene Woche auch der „linke“ Flügel der Union
       gezeigt.
       
       In den [4][Forderungen der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft
       (CDA) für das Wahlprogramm] steht: „Wir wollen, dass die Familie die Tage
       nach der Geburt verlässlich gemeinsam verbringen kann. Deshalb werden wir
       für Väter drei Tage Vaterschaftsurlaub bei Geburt eines Kindes einführen.“
       
       Drei Tage. Für das Wahlprogramm. Im Jahr 2021. Ich musste den Satz drei Mal
       lesen. Nach einer Geburt dauert das Wochenbett sechs bis acht Wochen. In
       der Zeit haben Gebärende mit der Rückbildung und mindestens mit einer
       inneren Blutung zu tun, wo sich die Plazenta gelöst hat. Vielleicht gab es
       eine OP, Geburtsverletzungen, einen Kaiserschnitt. Viele kämpfen mit
       Hormonen, mit einer Brustentzündung, mit Schlafentzug. Oder mit mehr. Das
       ist normal und manche kommen besser damit klar, manche schlechter. Aber
       ernsthaft, drei Tage?
       
       Gleichzeitig leben wir in einem Land, in dem es wohlgemerkt für Mütter als
       angemessen gilt, ihr Kind je nach Bundesland ein bis drei Jahre zu Hause zu
       betreuen. [5][Mütter, die ihr Kind] schon mit oder unter einem Jahr in eine
       Fremdbetreuung geben, müssen sich immer noch einiges anhören. Also
       wirklich: drei Tage?
       
       2 Mar 2021
       
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 (DIR) [3] https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-3/elternzeit.html
 (DIR) [4] https://www.cda-bund.de/aktuelles/christlich-soziale-forderungen-fuer-das-wahlprogramm/
 (DIR) [5] /Jutta-Allmendinger-ueber-Frauenpolitik/!5739224
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Saskia Hödl
       
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