# taz.de -- Reisen mit der Deutschen Bahn: Nachtzug ohne Schlafwagen
       
       > Die Deutsche Bahn will keine Schlafwagen anschaffen. Das nimmt der Idee
       > von Verkehrsminister Scheuer, Nachtzüge zu reaktivieren, den ganzen
       > Charme.
       
 (IMG) Bild: In den Nachtzügen der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) lässt es sich noch schön schnarchen
       
       Mit großem TamTam hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) [1][im
       Dezember die europaweite Renaissance der Nachtzüge angekündigt]. Immerhin
       13 Metropolen in Europa sollen bis zum Jahr 2024 mit Nachtzügen verbunden
       werden. Langfristig soll es sogar einen europäischen Taktverkehr geben.
       Sollte das tatsächlich geschehen, wäre das ein enormer Fortschritt. Denn
       nur europaweite Nachtzüge sind eine echte Alternative zum Fliegen. In 13
       Stunden mit dem Zug von Berlin nach Barcelona – cool.
       
       Aber wirklich in Frage kommt so eine Fahrt nur, wenn sie komfortabel und
       preiswert ist. Wer will schon mit Rückenschmerzen am Ziel ankommen. Und
       hier hakt es ganz gewaltig. Leider enthält [2][Scheuers Ankündigung
       offenbar Etikettenschwindel]. Denn zumindest in den Nachtzügen der
       Deutschen Bahn (DB) müssen die Fahrgäste die lange, lange Fahrt sitzend
       verbringen.
       
       „Die DB Fernverkehr verfügt über keine Schlafwagen mehr und plant auch
       nicht, neue Schlafwagen zu kaufen oder zu leasen“, heißt es in der Antwort
       des Bundesverkehrsministeriums auf eine Kleine Anfrage des
       FDP-Bundestagsabgeordneten Christian Jung. Der fürchtet zu Recht, dass die
       Sitzwagen viele Fahrgäste davon abhalten werden, die Nachtverbindungen zu
       nutzen.
       
       ## Luxuszüge braucht niemand
       
       Vor einigen Jahren hat die Deutsche Bahn ihre Schlafwagen abgeschafft und
       teilweise an die europäische Konkurrenz verkauft. Denn deren
       Manager:innen sind weitsichtiger als die deutschen. Österreich, die
       Schweiz und Schweden bauen Nachtzugverbindungen schon länger aus – und zwar
       mit Schlafwagen. Nachts Zug zu fahren, ist durchaus populär.
       
       Wohl deshalb hat sich Andreas Scheuer während der deutschen
       EU-Ratspräsidentschaft das Thema Nachtzüge auf die Fahnen geschrieben –
       medial. Nur Kosten soll die Renaissance nichts, wie aus der Antwort auf die
       Kleine Anfrage hervorgeht. Eine Förderung mit Bundesmitteln sei nicht
       vorgesehen, heißt es.
       
       Angaben darüber, was die Tickets für die Nachtzüge kosten könnten, macht
       das Ministerium nicht. Doch vom Preis wird abhängen, ob das Angebot
       attraktiv ist. Luxuszüge braucht niemand. Nur wenn der Umstieg auf den Zug
       auch erschwinglich ist, ist er eine Alternative zum Fliegen.
       
       25 Feb 2021
       
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 (DIR) Anja Krüger
       
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