# taz.de -- Oprah-Interview von Harry und Meghan: Eine Stimme für viele
       
       > Im TV-Interview erhebt Markle Rassismusvorwürfe gegen das britische
       > Königshaus. Damit beschreibt sie den Alltag vieler Marginalisierter.
       
 (IMG) Bild: Harry und Meghan im Gespräch mit Talkshow-Legende Oprah Winfrey
       
       Der Hype um das erste Fernsehinterview von [1][Harry und Meghan] war groß.
       Jeder Trailer, jedes Snippet versprach großes Drama und wurde mit Spannung
       erwartet. Am Sonntag hat CBS [2][nun das knapp zweistündige Gespräch]
       zwischen Oprah Winfrey und den ehemaligen Royals ausgestrahlt. Als Kulisse
       diente ein gepflegter Garten einer gemeinsamen Freundin. Doch auch das
       Anwesen des Paares im kalifornischen Montecito wurde gezeigt, inklusive
       Hühnerstall, der nach ihrem zweijährigen Sohn Archie benannt ist.
       Irgendwann sitzt Markle dann zwischen den Hühnern und spricht davon, zurück
       zu den Ursprüngen kommen und authentisch leben zu wollen.
       
       Welch Inszenierung, schreien da viele. Doch natürlich ist ein Gespräch
       zwischen der wohl berühmtesten Talkerin mit einem der berühmtesten Paare
       der Welt eine Inszenierung. Naiv, wer etwas anderes erwartet hatte. Doch
       die schwerwiegenden Vorwürfe gegenüber dem britischen Königshaus und den
       Boulevardmedien sind dadurch nicht weniger problematisch und beachtenswert.
       
       Gut ein Jahr ist es her, [3][dass die ehemalige Schauspielerin („Suits“)
       und der Enkelsohn der Queen bei Instagram bekannt gaben], sich weitgehend
       von ihren royalen Verpflichtungen zurückzuziehen. Über die Gründe wurde
       seitdem viel spekuliert, das Paar blieb vage. Im Interview mit Winfrey
       wollten sie nun ihre Seite der Geschichte erzählen.
       
       Die negative Berichterstattung des Boulevards habe sie irgendwann dazu
       gebracht, ihr Leben nicht mehr weiterführen zu wollen, erzählt die
       39-Jährige. „Ich wollte einfach nicht mehr leben. Und das war ein sehr
       klarer und realer und beängstigender ständiger Gedanke.“ Daraufhin habe sie
       sich an die königliche Familie gewandt und um professionelle Hilfe gebeten.
       Doch die sei ihr verweigert worden. Es sei nicht gut „für die Institution“.
       
       ## Zwischen Victim-blaming und fehlenden Hilfeleistungen
       
       Es ist nur ein Beispiel dafür, wie allein gelassen sich Markle gefühlt hat.
       Sie erzählt von einem Vorfall mit ihrer Schwägerin Kate, bei dem Meghan
       diese zum Weinen gebracht haben soll. So berichteten es zumindest einige
       Medien kurz vor der Hochzeit der beiden. Das Gegenteil sei jedoch der Fall
       gewesen, Kate habe sich im Nachhinein bei ihr für den Vorfall entschuldigt,
       alle im Königshaus hätten das gewusst, doch keine:r habe die Situation
       klargestellt. Das sei für sie „der Beginn eines wahren Rufmords“ gewesen.
       
       Im Weiteren erzählt sie, dass es zum Zeitpunkt ihrer Schwangerschaft
       „Bedenken“ in der Königsfamilie gegeben habe, „wie dunkel die Haut“ ihres
       Sohns sein würde. Auch wenn schon vorher einiges über den Rückzug des
       Paares bekannt war, legt das Interview nun noch einmal [4][die
       rassistischen Strukturen der Medien, des Königshauses und der Fans der
       Royals] offen.
       
       Relevant ist es vor allem deswegen, weil Markle mit ihren Erfahrungen nicht
       nur für sich selbst, sondern für viele spricht. Zwar sind die wenigsten mit
       einer royalen Familie im Hintergrund konfrontiert. Doch rassistische und
       sexistische Strukturen wie Victim-Blaiming, Silencing-Strategien und
       fehlende Hilfeleistungen sind kein Alleinstellungsmerkmal von
       Königshäusern, sondern kennzeichnen den Alltag vieler Marginalisierter.
       
       Dass das Interview nun einen Schlussstrich darstellt, ist unwahrscheinlich.
       Denn neben vielen Solidaritätsbekundungen für das Paar wird in sozialen und
       traditionellen Medien erneut auf Victim-Blaming gesetzt. Ob das Königshaus
       Konsequenzen aus dem Interview ziehen wird, ist ebenso offen. Bislang haben
       sie sich nicht zu den Vorwürfen geäußert.
       
       8 Mar 2021
       
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