# taz.de -- 14. März ist auch in Berlin Pi-Tag: Eine Zahl für die Unendlichkeit
       
       > Eigentlich feiert man den Pi-Tag rundherum. Dieses Jahr bleibt der
       > mathematische Schautag coronabedingt blass. Ein wenig rechnen und rennen
       > aber geht.
       
 (IMG) Bild: Eine nach dem Komma ins Unendliche kreisende Zahl: Pi
       
       BERLIN taz | Es ist nicht leicht in diesem Jahr, angemessen den weltweit
       begangenen Pi-Tag zu feiern, der traditionell auf den 14. März fällt.
       Diesen Tag im Gedenken einer Zahl mit dem Namen Pi, einer Zahl, die es
       freilich in sich hat. 1988 wurde der Ehrentag in San Francisco ins Leben
       gerufen, vergangenes Jahr wurde er von der Unesco zum „Internationalen Tag
       der Mathematik“ erweitert.
       
       Eigentlich hätte sich am Sonntag am Pi- und Mathe-Tag auch in Berlin bei
       Veranstaltungen diverser mathematischer Institutionen alles um Zahlen und
       knifflige Grübelaufgaben drehen sollen, am besten spielerisch vermittelt
       und auch für den Laien verständlich. „Wurde aber alles eingestampft wegen
       Corona“, so Ehrhard Behrends, Professor am Mathematischen Institut der FU.
       
       Und wenn dann doch etwas stattfindet wie die Rechenaufgabe für Kinder, die
       von der gemeinnützigen Berliner Gesellschaft [1][Mathe im Leben] am 14.
       März online gestellt wird, hat selbst die noch etwas mit der Pandemie zu
       tun. Der Titel der Sonderaufgabe lautet, so die Geschäftsführerin Stephanie
       Schiemann: „Im Nu immun“. Es werde darin “um die erneute Ausbreitung der
       Schneepocken im Wichteldorf gehen. Durch Ausheilung der Krankheit und
       gleichzeitige Impfung werden immer mehr Wichtel immun gegen die Neuen
       Schneepocken.“
       
       Falls auch taz-Leser mal wieder freiwillig etwas mit Mathe zu tun haben
       wollen: „Es wird gefragt, wann das Wichteldorf, in dem 100.000 Wichtel
       leben, bei Verdoppelung der Infektionszahl (R=2) die Herdenimmunität von
       50 Prozent erreicht hat.“ Die Aufgabe richtet sich zwar eher an Kinder, es
       könnte aber auch nicht schaden, wenn Armin Laschet hier mitrechnet.
       
       ## Ausflug zum Pi-Gebäude
       
       Eine gute Möglichkeit, aus dem Pi- und Mathe-Tag doch noch das Beste zu
       machen in Berlin, wäre ein Corona-Ausflug zum Pi-Gebäude am Mathematischen
       Institut der FU in Dahlem. Dieses entstand dort Anfang der nuller Jahre
       unter der Ägide von Professor Behrends. Er sei eben begeisterter Pi-Fan,
       sagt dieser nun am Telefon, aber das sei nicht unüblich in seiner Zunft.
       Mathematiker stünden der Zahl seit je „mit einer Mischung aus Bewunderung
       und Unverständnis gegenüber“.
       
       Netterweise erklärt er Pi noch mal einmal für Dummis: „Die Zahl Pi ist
       eigentlich erfunden worden, um Kreise zu beschreiben. Sie hat den Wert
       3,1415 und so weiter. Wenn ich einen Kreis mit dem Durchmesser d habe, dann
       ist dessen Umfang pi-mal so groß, also 3,14-mal so groß wie der
       Durchmesser. Das gilt für winzige Kreise, aber auch solche so groß wie das
       Weltall.“
       
       Um es dann doch noch ein Stückchen weniger mathematisch zu erklären: Pi ist
       so etwas wie der Käserand einer Cheesy Crust Pizza, dessen Menge in einem
       bestimmten Verhältnis zum Durchmesser der Pizza steht.
       
       Professor Behrends kommt jetzt ein wenig in Fahrt, über Pi könne er
       stundenlang reden, sagt er: „Das Bemerkenswerte ist, dass die Zahl Pi auch
       in fast allen Bereichen der Mathematik auftritt, wo man es vielleicht gar
       nicht erwarten würde. Nicht nur in der Geometrie, sondern auch in der
       Analysis, wenn es um Schwingungen geht. Ebenso in der
       Wahrscheinlichkeitsrechnung. Und diese Universalität macht Pi so
       faszinierend für Mathematiker.“
       
       Dass der Pi-Tag immer auf den 14. 3. falle, komme dabei nicht von ungefähr.
       Nach amerikanischer Schreibweise, in der bei Datumsangaben der Monat vor
       dem Tag angegeben wird, entsprechen 3 (für den Monat März) und 14 (der
       vierzehnste Wochentag) „den ersten Ziffern der Dezimalentwicklung von Pi“.
       
       ## Eine irrationale Zahl
       
       Was Pi so faszinierend nicht nur für Mathematiker macht, ist, dass die Zahl
       unendlich viele Stellen hinter dem Komma hat. Und dass jede einzelne
       Kommastelle extra errechnet werden muss. Denn es ergibt sich keine Logik,
       kein Muster bei der Aneinanderreihung der Ziffern, Pi ist eine
       irrationale Zahl.
       
       Diese Unvorstellbarkeit hat auch die Popkultur schon des Öfteren angeregt.
       Den Regisseur Darren Aronofsky etwa hat sie zu seinem Paranoia-Thriller
       „Pi“ animiert, Kate Bush hat [2][ihr einen Song gewidmet].
       
       Ein paar Billionen Stellen hinter dem Komma sind inzwischen bekannt, sagt
       Professor Behrends, Pi-Freaks könnten gar Hunderttausende davon auswendig
       aufsagen, das sei so eine Art Sport für ein paar Nerds. Am Pi-Gebäude
       seines Instituts waren ursprünglich immerhin 314 Stellen hinter dem Komma
       aufgemalt. „Nach einer Renovierung sind es nun ein paar weniger. Aber immer
       noch mehr, als man für praktische Zwecke braucht. Zehn Stellen reichen
       eigentlich, um praktische Aufgaben lösen zu können.“
       
       Einen ganz eigenen Zugang zu der Königin der Dezimalzahlen hat da Fabian
       Benz gefunden, Arzt für Gastroenterologie an der Berliner Charité und
       Extrem-Marathonläufer. Aktuell laufe er mehr oder weniger jede Woche einen
       Marathon, „manchmal auch zwei“, sagt er. Ausdrücklich anlässlich des
       Pi-Tags hat er [3][einen Marathon organisiert], der am
       Bernhard-Lichtenberg-Platz in Tegel startet. Sein Bezug auf Pi ist
       vielleicht aber dann doch nicht ganz so bemerkenswert und möglicherweise
       etwas an den Haaren herbeigezogen, wenn man bedenkt, dass Benz für seine
       Marathons einfach andauernd bestimmte Anlässe findet. So hat er auch schon
       einen Lauf am „Welttag der Blöckflöte“ und am „Internationalen Tag des
       Eisbären“ organisiert.
       
       Etwas mit Pi anfangen könne er aber schon, sagt er, was vor allem an seiner
       generellen Faszination für Zahlen liege. So würde er beim Laufen seine
       Strecke mental immer in drei Teilabschnitte einteilen. Bei einer
       Marathonlänge von 42 Kilometern und 195 Metern würde das dann drei
       Teilabschnitte von je 14 Kilometern Länge ergeben. Und siehe da, das macht:
       3 mal 14. Und mit welchen Ziffern beginnt noch einmal Pi? Mit 3,14.
       
       Wer sich nicht ganz so anstrengen möchte wie Fabian Benz, um die Zahl Pi zu
       würdigen, der kann es freilich auch machen wie die Amerikaner am Pi-Tag. In
       den USA isst man an diesem traditionell vor allem einfach ein Stück Kuchen.
       Wegen der phonetischen Ähnlichkeit von Pi mit dem englischen Wort „Pie“ für
       Kuchen.
       
       13 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.mathe-im-leben.de/
 (DIR) [2] https://www.youtube.com/watch?v=0bCW1uTiSIY
 (DIR) [3] https://my.raceresult.com/162521/info?lang=
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Hartmann
       
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