# taz.de -- Tesla kritisiert deutsche Behörden: Genehmigungen dauern zu lange
       
       > Der US-Autobauer Tesla sieht die Verkehrswende durch die deutsche
       > Bürokratie gefährdet. Behörden sollen nachhaltige Projekte bevorzugen.
       
 (IMG) Bild: Baustelle von Tesla in Grünheide: Hier sollen ab Juli 2021 E-Autos vom Band rollen
       
       BERLIN taz | Der US-Autobauer Tesla übt scharfe Kritik an der deutschen
       Bürokratie. Nach Auffassung des Konzerns, der [1][im brandenburgischen
       Grünheide eine Autofabrik] baut, dauern Genehmigungsverfahren zu lange.
       „Basierend auf den Erfahrungen, die Tesla Brandenburg in den letzten Jahren
       mit dem Genehmigungsverfahren gemacht hat, ist Tesla der Meinung, dass es
       einen besseren Weg gibt“, kritisiert der Konzern in einer der taz
       vorliegenden Stellungnahme für ein Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht
       Berlin-Brandenburg.
       
       Mit dem Verfahren versucht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die
       Bundesrepublik Deutschland dazu zu zwingen, ein Klimaschutzprogramm
       aufzustellen, mit dem das gesetzlich festgelegte Ziel erreicht werde.
       Danach muss die Bundesrepublik Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um
       55 Prozent gegenüber 1990 senken.
       
       „Wir möchten die Chance nutzen, den Diskurs anzuregen“, sagte ein
       Tesla-Sprecher der taz. Dabei gehe es nicht darum, Einfluss auf die
       Genehmigungen für die Fabrik in Grünheide zu nehmen, sondern um
       grundsätzliche Fragen. Tesla will ab Juli [2][in Grünheide] bis zu 500.000
       E-Autos im Jahr produzieren. Die Fabrik steht fast, obwohl es bislang nur
       vorläufige Genehmigungen gibt. Bei der geplanten Produktionskapazität
       würden jedes Jahr etwa 15 Millionen Tonnen CO2-Emissionen auf Europas
       Straßen vermieden werden, behauptet Tesla in der Stellungnahme. Eine
       Verzögerung der Genehmigung für die Produktion um nur einen Monat werde zu
       „über 1 Million Tonnen zusätzlicher CO2-Emissionen führen“.
       
       Dabei geht Tesla davon aus, dass Elektroautos Fahrzeuge mit konventionellem
       Antrieb ersetzen – was nicht unbedingt der Fall ist. „Tesla Brandenburg hat
       hautnah erfahren, dass Hindernisse im deutschen Genehmigungsrecht die
       notwendige industrielle Transformation und damit die Verkehrs- und
       Energiewende verlangsamen“, schreibt der US-Konzern.
       
       ## Die Landesregierung reagiert nervös
       
       Die DUH hat die Stellungnahme von Tesla zu dem Verfahren überrascht. „Vor
       ein paar Wochen hat jemand nach dem Aktenzeichen des Verfahrens gefragt,
       dann haben wir nichts mehr gehört“, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch
       der taz. Tesla hat sich als „Amicus Curiae“ („Freund des Gerichts“) zu dem
       Verfahren geäußert. In den USA ist das die Bezeichnung für Unternehmen oder
       Verbände, die sich als nicht Beteiligte zu einem Verfahren äußern. Resch
       begrüßt die Einmischung des US-Konzerns. „Ich würde mich freuen, wenn auch
       deutsche Unternehmen den Mut hätten, an Gerichte zu schreiben“, sagte er.
       Anlässe dafür gäbe es.
       
       Im Bereich der erneuerbaren Energien etwa würden die bürokratischen
       Verfahren bei Genehmigungen langwieriger werden, sagte er. Schon der
       Kontakt mit Ämtern sei schwierig. „Warum kann die Korrespondenz mit
       Behörden nicht per E-Mail erfolgen?“, kritisierte er. In Deutschland
       müssten Genehmigungsverfahren beschleunigt werden, damit es zum Beispiel
       nicht Jahre dauere, bis neue Radwege gebaut werden können.
       
       In der Stellungnahme listet Tesla Maßnahmen auf, durch die
       Genehmigungsverfahren aus Sicht des Konzerns verbessert werden könnten.
       Dazu gehört die Forderung nach vereinfachten Verfahren für klimaschützende
       Projekte. „Mir fehlt die Phantasie, wie man das rechtssicher klassifizieren
       kann“, sagte Resch. Tesla kritisiert in dem Papier, dass die Beteiligung
       der Öffentlichkeit „missbraucht“ werde. Auch diese Ansicht teilt Resch
       nicht. „Die DUH lehnt jede Einschränkung von Beteiligungsrechten ab“,
       betonte Resch. Einsprüche von Umweltschützern hätte im Fall von Tesla nicht
       zu Verzögerungen geführt, etwa beim [3][Schutz von Zauneidechsen]. Ein
       Gericht hat den Konzern verpflichtet, zum Schutz der Reptilien ein
       Waldareal stehen zu lassen. „Das zeigt, dass es funktioniert“, sagte er.
       Resch hat allerdings Verständnis für den Unmut von Tesla, dass es etwa
       Monate dauert, bis die Wortprotokolle von Anhörungsverfahren abgetippt
       sind.
       
       In Brandenburg sorgte die Stellungnahme von Tesla offenbar für Nervosität.
       Die Staatskanzlei zog die Angelegenheit an sich, wollte sie aber nicht
       kommentieren. „Unabhängig davon halten wir Verfahrensbeschleunigungen an
       geeigneter Stelle für durchaus sinnvoll“, sagte eine Sprecherin. „Rechtlich
       kann es jedoch keine Unterscheidung zwischen scheinbar klimafreundlichen
       und eher klimabelastenden Investitionen geben, denn das Recht ist nicht
       teilbar.“ Die Staatskanzlei hat eine Task Force eingerichtet, die sich um
       Probleme im Zusammenhang mit der Tesla-Fabrik kümmert.
       
       8 Apr 2021
       
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