# taz.de -- Gedenken an Coronatote in Italien: „Ein Symbol des Schmerzes“
       
       > Ein Jahr, nachdem die Bilder von Leichentransporten aus Bergamo um die
       > Welt gingen, erinnert Italiens Regierungschef Mario Draghi an die Toten.
       
 (IMG) Bild: Erinnerung an die Corona-Opfer: Italiens Ministerpräsident Mario Draghi am Donnerstag in Bergamo
       
       ROM taz | Mit einer kurzen Gedenkveranstaltung hat Italiens
       Ministerpräsident [1][Mario Draghi] in [2][Bergamo] am Donnerstagvormittag
       den Tag der Erinnerung für die Coronaopfer begangen. Sowohl die Stadt als
       auch das Datum waren alles andere als zufällig gewählt, und Draghi selbst
       erinnerte in seiner kurzen Rede daran: Am Abend des 18. März 2020 fuhr eine
       lange Kolonne von Militär-LKWs vor dem Friedhof Bergamos vor, um hunderte
       Särge abzutransportieren, weil das Krematorium völlig überlastet war.
       Darüber, so der Regierungschef, sei „dieser Ort zum Symbol des Schmerzes
       einer ganzen Nation geworden“.
       
       Angereist war er, um in einer kleinen Zeremonie den neuen „Wald des
       Gedenkens“ einzuweihen, der direkt gegenüber dem Ospedale Sacco entstehen
       soll, dem Krankenhaus, in dem vor einem Jahr Dutzende Patient*innen
       eingeliefert wurden und in dem viele von ihnen starben. Es war eine
       Zeremonie unter freiem Himmel, unter Pandemiebedingungen. Nur eine kleine
       Schar von Personen konnte ihr beiwohnen, Bergamo und ganz Italien waren auf
       die TV-Direktübertragung der RAI angewiesen.
       
       Neben Draghi sprachen der Bürgermeister Giorgio Gori und eine
       Krankenschwester des Ospedale Sacco. Sie alle erinnerten an die tragischen
       Tage und Wochen vor einem Jahr, als die Pandemie die Stadt und die
       umliegende Provinz überrollte. Gori erinnerte daran, dass wohl kein anderer
       Ort in Italien den gleichen Tribut an die Seuche zahlte. Auf etwa eine
       Million Einwohner*innen der Provinz Bergamo kamen allein in der ersten
       Welle im Frühjahr 2020 über 6.000 Todesopfer.
       
       Und Draghi bilanzierte: „In dieser Stadt gibt es niemanden, der nicht einen
       Verwandten oder Bekannten hätte, der vom Virus getroffen wurde“. In seiner
       Rede bemühte er sich jedoch auch, im Angesicht der dritten Welle und des
       [3][dritten Lockdown] Zuversicht zu verbreiten: „Dies ist ein Tag voller
       Trauer und voller Hoffnung. Der Staat ist präsent und wird präsent sein“.
       
       ## Drohung an Unternehmen, die nicht liefern
       
       Die Hoffnung speist sich vor allem aus der Impfkampagne, die mit steigender
       Intensität fortgesetzt werden soll, unabhängig davon, ob der Stopp der
       AstraZeneca-Vakzine bleibt oder nicht. Italien hofft auf eine deutliche
       Beschleunigung im April, nachdem bisher die Impfzahlen prozentual zur
       Bevölkerung ähnlich niedrig liegen wie in Deutschland.
       
       Drohende Worte fand der Regierungschef dann auch noch für jene Firmen, die
       mit ihren Lieferungen im Verzug sind: „Die Unternehmen, die die Verträge
       nicht einhalten“, müssten mit „einschneidenden Entscheidungen“ der
       Regierung rechnen. So hatte Italien vor einigen Tagen schon einen
       Exportstopp für in Italien produzierte AstraZeneca-Impfdosen verhängt.
       
       Vor allem aber erinnerte er an die vielen Opfer, nannte einige von ihnen –
       Polizist*innen, Pfarrer, Krankenpfleger*innen,
       Dorfbürgermeister*innen – beim Namen. Um an sie zu erinnern, pflanzte
       er den ersten Baum des Gedenkwaldes und versprach, eine „Welt wieder
       aufzubauen, wie sie sie für ihre Kinder und Enkel erträumten“.
       
       18 Mar 2021
       
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 (DIR) Michael Braun
       
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