# taz.de -- Nachdem tausende Schweine verbrannt sind: Protest gegen „Megastall“
       
       > In einer Schweinezuchtanlage sind 55.000 Tiere verbrannt. So viel Vieh
       > könne nicht gerettet werden, sagen Kritiker und lehnen einen Wiederaufbau
       > ab.
       
 (IMG) Bild: Nach dem Großbrand in der Anlage Alt Tellin ist die Brandursache auch am 6. April weiter unklar
       
       BERLIN taz | Es müssen grässliche Szenen gewesen sein, die sich am 30. März
       im Dorf Alt Tellin in Mecklenburg-Vorpommern abgespielt haben: 55.000
       Schweine verbrannten teils bei lebendigem Leib in einer der größten
       Schweinezuchtanlagen Europas, deren 18 Stallgebäude in Flammen aufgingen.
       Viele Sauen konnten dem Feuer nicht entkommen, weil sie in Käfigen
       („Kastenständen“) steckten, die kaum größer waren als sie selbst. Nur 1.300
       Tiere wurden laut der Betreiberfirma LFD Holding gerettet.
       
       Am Freitag forderte der Deutsche Tierschutzbund, einen Wiederaufbau dieser
       „Ferkelfabrik“ zu verhindern. Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und
       Umweltminister Till Backhaus schrieb der taz: „Auch ich persönlich würde
       einen Wiederaufbau nicht unterstützen.“ Das Landwirtschaftsministerium habe
       bisher keine Anlagen wie in Alt Tellin gefördert und das werde so bleiben,
       erklärte der SPD-Politiker. Die Grünen verlangten, Anlagen mit so vielen
       Tieren nicht mehr zu genehmigen.
       
       „Eine Evakuierung in Notsituationen kann bei dieser Masse an Tieren nicht
       gewährleistet werden“, sagte Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer
       Sprecher der Partei im Bundestag. Auch wegen solcher Vorwürfe klagt der
       [1][Bund für Umwelt und Naturschutz] (BUND) seit 2012 vor Gericht gegen die
       2010 erteilte Genehmigung der Anlage in Alt Tellin. Doch der Prozess vor
       dem Verwaltungsgericht ist bis heute nicht abgeschlossen.
       
       Die Anlage wurde von dem holländischen Agrarindustriellen [2][Adrianus
       Straathof] gebaut. Ihm erteilten die Behörden 2014 ein Tierhaltungsverbot,
       weil Betriebe von Straathof mehrfach gegen den [3][Tierschutz] verstoßen
       hatten. Schließlich wurden seine deutschen Schweinebetriebe an die LFD
       verkauft.
       
       ## Eigentümer aus der Schweiz
       
       Will die LFD die Anlage wieder in Betrieb nehmen? „Wir stellen uns diese
       Frage überhaupt noch nicht“, antwortete ein Sprecher der LFD der taz. Man
       konzentriere sich erst einmal darauf, die Brandstelle „zu beräumen“. Zur
       Frage, ob der Brandschutz unzureichend war, teilte die Firma mit, dass die
       Anlage „stets unter Einhaltung der erteilten Betriebsgenehmigung sowie
       einer vorliegenden [4][Brandschutzverordnung] betrieben“ worden sei. Die
       LFD gehöre der Schweizer [5][Terra Grundwerte AG], deren einziger Aktionär
       Thomas-Andreas Strehl sei. Er habe keine Verbindung zu Straathof.
       
       9 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bund-mecklenburg-vorpommern.de/service/meldungen/detail/news/megastallanlage-unbeherrschbar/
 (DIR) [2] /Massentierhaltung-in-Deutschland/!5009753
 (DIR) [3] /Tierschutz/!t5008147
 (DIR) [4] https://www.lfd-holding.com/2021/04/09/erklaerung-der-lfd-holding-zu-brand-in-der-betriebsstaette-alt-tellin/
 (DIR) [5] https://www.terra-grundwerte.com/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jost Maurin
       
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